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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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lag schließlich mehr als vier Jahre zurück.
    Nein, wenn bei diesen Aufnahmen irgendetwas dabei war, was ihr einen Hinweis auf Jos Tod geben konnte, musste das bei einer der letzten Sitzungen zu finden sein. Rica scrollte die Liste nach unten und suchte das letzte Datum. Dieses Gespräch war nur wenige Tage vor Jos Tod aufgezeichnet worden.
    Ricas Hand zitterte. Ihre Finger bebten ganz leicht, als sie die Audiodatei mit einem Doppelklick öffnete.
    »Ich werde dieses Gespräch aufnehmen, wenn es dir recht ist.« Frau Jansens Einleitungssatz klang jetzt sehr viel geschliffener und professioneller – aber auch gelangweilter. Rica fragte sich, was passieren würde, wenn jemand auf diese Frage mal mit Nein antwortete.
    »Das machen Sie doch sowieso jedes Mal. Warum fragen Sie überhaupt?« Beim Klang von Jos Stimme fuhr Rica zusammen.
    Dieses Mal hörte man da kein verängstigtes kleines bemitleidenswertes Mädchen. Jetzt vernahm man die Jo, die Rica kennengelernt hatte, aggressiv und direkt.
    »Du kannst es selbst entscheiden, Josefine. Du bist volljährig. Wenn du nicht möchtest, müssen wir nicht einmal hier sein und miteinander reden.« Einschmeichelnd, sanft, mütterlich.
    Jo lachte. Es war ein bitteres Lachen, voller Angst und Wut. »Das glauben Sie ja selbst nicht. Wie war das? ›Therapiestunden werden der Schülerin dringend ans Herz gelegt. Das Institut wird das Stipendium nur auszahlen, wenn die Schülerin sich mit diesen Stunden einverstanden erklärt.‹«
    »Deine Eltern sind reich genug, dass sie sich deinen Aufenthalt an dieser Schule auch so leisten könnten. Du bist nicht angewiesen auf dieses Geld.« Es war eine sehr sachliche Frau Jansen, die jetzt sprach, sachlich und kühl. »Wenn du möchtest, kannst du sofort dieses Zimmer verlassen und musst auch nicht wiederkommen. Ich werde mich mit dem Institut in Verbindung setzen, und die werden dann sicher deine Eltern kontaktieren.«
    »Ist das eine Drohung?«
    »Nein, das ist nur die Art, wie die Dinge laufen werden. Du bist erwachsen, Josefine. Die Entscheidung, zu bleiben, zu gehen, Sitzungen bei mir zu besuchen oder sonst etwas, liegt vollkommen bei dir. Weder ich noch deine Eltern können dir irgendetwas vorschreiben.«
    Wieder ein bitteres Lachen. »Sagen Sie mir, Frau Jansen – von was für einem Institut reden wir eigentlich? Wer zahlt diese ganzen Stipendien? Wer ist so wild darauf, dass Menschen wie Torben oder Janina oder ich oder Eliza an dieser Schule bleiben? Warum sind all diese Stipendien an Therapiestunden gekoppelt?«
    Eliza … Ricas Hände zitterten, als sie auf die Pausetaste des Mediaplayers drückte. Eliza. Natürlich . Es war ja nicht so, dass sie es nicht gewusst hatte, natürlich gehörte Eliza zu den besten Schülern hier, zu der kleinen Elite. Aber irgendwie wurde ihr durch diese – Jos – Worte auf einmal erst so richtig klar, dass es wahrscheinlich eine Verbindung zwischen Jos Aggression, Janinas Wut, Torbens Schweigen und Elizas Ängstlichkeit gab.
    Warum hatte sie das vorher nicht gesehen?
    Weil ich es nicht habe sehen wollen, ganz einfach. Rica presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. Dann drückte sie wieder auf die Play-Taste.
    »Wie kommst du darauf, dass diese Stipendien alle von der gleichen Stelle vergeben werden, Josefine?« Frau Jansens Stimme klang immer noch sachlich, zumindest vordergründig. Rica wusste nicht, ob sie es sich nur einbildete oder ob tatsächlich ein leichtes Zittern darin lag.
    »Ich habe mich umgehört. Ich habe mit Leuten gesprochen.« Eine kurze Pause, als überlege Jo, ob sie das Nächste wirklich sagen sollte. »Ich habe Papiere gesehen.«
    »Was für Papiere?« Jetzt gab es keinen Zweifel daran, dass Frau Jansen erschrocken war. Ihre Stimme klang scharf. »Woher hast du sie?«
    »Papiere eben.« Jo klang selbstzufrieden. »Meine Eltern haben ein bisschen was aufgehoben von dem, was dieses Institut sie hat unterschreiben lassen. Damit haben Sie nicht gerechnet, was?«
    Frau Jansen schwieg. Es war eine lange Pause, nur durchbrochen durch ein leises Klopfen, als wenn jemand mit einem Stift auf die Tischplatte tippt.
    Dann endlich ergriff Frau Jansen wieder das Wort. Doch dieses Mal klang sie weder freundlich noch erschrocken. Sie sprach leise und kühl, die Drohung in ihrem Tonfall unverkennbar. »Wenn ich du wäre, Josefine, würde ich keine weiteren Fragen mehr stellen. Alles, was du dir damit einhandelst, sind noch mehr Schwierigkeiten. «
    Schweigen.
    Dann schnaubte

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