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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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und such hier alles ab, ob es noch eine zweite Kamera gibt, ja?«
    »Aber …« , begann Rica. Sie wollte ihm sagen, dass sie Eliza beistehen wollte, dass sie ihre Freundin nicht allein ihre grausigen Entdeckungen machen lassen wollte. Doch ein Blick sagte ihr, dass er das sehr genau wusste. Und dass er es nicht guthieß.
    »Okay«, sagte Rica und ließ Eliza mit dem Ordner allein.
    Den Raum zu durchsuchen, war keine große Sache. Er war ja wirklich nicht groß. Rica entdeckte in der dunklen Ecke neben dem Stahlregal noch eine Tür und öffnete sie versuchsweise, doch sie führte nur in ein winziges Badezimmer mit Toilette. Dann kehrte sie zum Tisch zurück und begann, die Schubladen eines Rollcontainers zu öffnen, der darunter stand.
    »Hier ist ein Ablaufplan von unserem Urlaub«, meinte sie und zog den Zettel heraus. »Und darauf sind Anmerkungen, wann er was machen soll. Seht nur: Totes Tier am Dienstag. Auftauchen am Mittwoch. Eindringen in die Unterkunft: Freitag.« Sie schauderte. Am liebsten hätte sie den Plan zerrissen und die Fetzen weggeworfen.
    »Also entweder ist er ein sehr organisierter Serienmörder, oder es stimmt, was ich gesagt habe«, stellte Nathan fest. »Er ist von den Typen hier angeheuert worden, um uns Angst zu machen.«
    »Aber warum?« Rica stöberte weiter in der Schublade und stieß auf ein paar Plastikbeutel, die mit einer roten Flüssigkeit gefüllt waren. Erschrocken wich sie zurück. »Blut!«
    »Lass sehen!« Nathan war sofort an ihrer Seite, nahm einen der Beutel und hob ihn hoch. »Ich glaube, das ist nur Kunstblut.«
    »Sicher?« Rica betrachtete die schwappende Flüssigkeit misstrauisch. »Es sieht verdammt echt aus.«
    »Das soll es auch, Mensch.« Nathan klang ein wenig ärgerlich, aber Rica war nicht ganz überzeugt. Sie musterte das angebliche Kunstblut misstrauisch, dann zuckte sie mit den Schultern. »Meinetwegen. Das macht den Kerl jetzt allerdings nicht wesentlich weniger unheimlich.«
    »Das habe ich auch nicht behauptet«, meinte Nathan. »Okay, was sollen wir jetzt machen? Hast du deinen Fotoapparat dabei? Kannst du Aufnahmen machen?«
    Rica zuckte zusammen. Normalerweise war eine Frage wie: »Hast du deinen Fotoapparat dabei« bei ihr vollkommen überflüssig. Sie hatte ihn immer bei sich. Zumindest vor diesem Urlaub. Seit er mit diesen ekelhaften Fotos drauf wieder aufgetaucht war, hatte sie ihn nicht mehr angerührt, sondern die Tasche ganz weit unter ihr Bett geschoben. Da stand sie immer noch. Rica ertappte sich dabei, dass sie sich nicht mal große Sorgen darum machte. Sie schüttelte den Kopf.
    »Dann müssen wir vielleicht ein paar der Papiere mitnehmen. Eliza, steht da irgendwas drin, was wir der Polizei zeigen könnten?«
    Nathan drehte sich zu Eliza um, die immer noch über ihren Ordner gebeugt dastand. Es schien so, als hätte sie sich, seit Rica auf ihren Rundgang gegangen war, nicht mehr bewegt. Mit starrem Blick sah sie auf die Seiten vor sich herunter.
    »Eliza?« Rica trat zu ihr. »Was ist los?«
    Eliza war vollkommen weiß im Gesicht. Selbst ihre Lippen waren unnatürlich blass. Sie sah aus, als würde sie im nächsten Moment umkippen.
    »Eliza!« In Ricas Stimme schlich sich Panik. »Hörst du mich nicht?«
    * * *
    Die Gedanken kreisten so schnell in ihrem Kopf, als wäre sie in einen Wirbelsturm geraten. In ihrem Schädel hämmerte es, und die Kopfschmerzen wurden noch schlimmer. Eliza las die Seiten vor sich, als wäre sie in einem Traum.
    »Genetische Verbesserung« stand da als fette Überschrift über einem Formular. Die ersten Zeilen des Formulars hießen: »Namen der Eltern. Kinderwunsch seit. Gewünschtes Geschlecht des Kindes. Verbesserungen vorgeschlagen.« Eliza blinzelte und las die Namen der Eltern immer und immer wieder. Daniela und Lionel Tellers. Tellers. Daniela. Lionel. Wieder blinzelte Eliza, als könnte sie dadurch die Namen ihrer Eltern von dem Formular verschwinden lassen. Einfach auslöschen, so wie man sich früher als Kind die Augen zugehalten hatte, damit einen niemand anderes sehen konnte. Aber natürlich funktionierte das nicht. Hatte es nie. Schon damals nicht.
    Die Namen blieben stehen, in Schönschrift auf dem Formular eingetragen. In der Kinderwunsch-seit-Zeile stand ein Datum ein paar Jahre vor Elizas Geburt. Gewünschtes Geschlecht des Kindes war mit »weiblich« beschriftet. Und dann kamen die grässlichen Zeilen mit vorgeschlagenen Verbesserungen. Eliza las sie immer wieder durch einen Schleier aus Tränen, der

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