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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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Heidenangst. Zwar war Frau Friebe ein bisschen willensschwach und langweilig gewesen und hatte sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert, was die Betreuung anging, aber sie war immerhin eine Erwachsene gewesen. Jetzt war sie weg.
    Natürlich, Rica konnte noch auf der Toilette nachsehen oder nach draußen gehen, um festzustellen, ob Frau Friebe vielleicht heimlich rauchte, doch das unberührte Bett sprach eine so deutliche Sprache, dass Rica sich das wohl sparen konnte. Die Lehrerin war verschwunden.
    Und wenn du dich geirrt hast und die Figur, die im Aufenthaltsraum hängt, ist gar kein Kartoffelsack, sondern Frau Friebe selbst?
    Unsinn! Rica biss die Zähne aufeinander. Es war nur eine dumme Puppe gewesen. Die alles Mögliche aussagen kann, Liebchen. Wahrscheinlich bedeutet sie, dass deine Lehrerin nicht mehr unter den Lebenden weilt.
    Noch immer stand Rica wie gelähmt da. Was sollte sie jetzt tun? Zurück zu den anderen gehen und sagen, dass Frau Friebe verschwunden war? Das würde sie nur noch mehr in Panik versetzen, aber letztendlich gab es keinen Weg daran vorbei.
    Na dann setz mal deinen Arsch in Bewegung, Schätzchen, und häng auf dem Weg gleich mal diese grässliche Puppe ab. Wenn die anderen das sehen, ticken sie sonst ganz aus.
    Unendlich langsam setzte sich Rica wieder in Bewegung. Leise, fast so, als ob sie eine schlafende Person nicht stören wollte, zog sie die Zimmertür hinter sich zu und trat auf den Gang hinaus. Noch bevor sie sich zum Aufenthaltsraum umwenden konnte, entdeckte sie an der Wand ihr gegenüber einen grauen Metallkasten.
    Sicherungen, dachte sie. Dann fiel ihr ein, dass das Licht im Aufenthaltsraum und auf der Treppe nicht funktionierte. Sie trat an den Kasten und öffnete ihn. Zwei der vielen Schalter waren nach unten gekippt. Na also. Billiges Effektheischen. Sie legte die Schalter wieder um und hörte ein leises Knacken. Hinter ihr wurde es heller, als das Licht im Aufenthaltsraum anging. Erst in diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sie vermutlich jetzt alle Fingerabdrücke verwischt hatte, die sich vielleicht auf den Stromschaltern befunden hatten. Fassen Sie nichts an! War es nicht das, was sie immer in den Fernsehserien sagten?
    Rica fluchte lautlos. Dann bemerkte sie, dass sie ganz offensichtlich Zeit schinden wollte. Nur nicht zu den anderen zurückgehen und ihnen erzählen müssen, was hier passiert war. Nur nicht noch einmal an dieser grausigen Puppe vorbei.
    Und was willst du tun? Ewig hier vor dem Stromkasten stehen bleiben und meditieren? Setz dich endlich in Bewegung!
    Rica wandte sich ab und ging langsam zurück zum Aufenthaltsraum. Er war hell erleuchtet, und in diesem Licht konnte man deutlich sehen, dass die menschenähnliche Figur nur eine Attrappe war. Jemand hatte sie mit einem Stück Wäscheleine aus der Waschküche an einen Deckenbalken gehängt. Immer noch unendlich langsam ging Rica zur Küche, holte ein scharfes Messer, schob einen Stuhl neben die Puppe und stieg darauf.
    Sie schnitt die Wäscheleine durch, und der Kartoffelsack plumpste auf den Boden. Das Gewebe riss an einer Stelle, und Kartoffeln kullerten über den Boden. Rica kletterte wieder von dem Stuhl herunter und nahm sich die Zeit, die Perücke und das Kleid zu entfernen und auf einen Stuhl zu legen. Jetzt sah das Ganze nicht mehr halb so unheimlich aus, und jemand anderes konnte sich darum kümmern.
    »Rica ?« Schritte näherten sich die Treppe herunter. Gleich darauf tauchte Vanessa auf. Sie entdeckte Rica neben dem Kartoffelsack und stutzte. »Was ist los? Wo ist Frau Friebe .«
    »Weg .«
    »Wie weg ?« Vanessa machte große, runde Augen. »Sie kann doch nicht einfach weg sein .«
    »Ist sie aber .« Rica hatte keine Lust auf Diskussionen. Sie begann, in Richtung der Treppe zu gehen. »Keine Ahnung, vielleicht ist sie ins Dorf hinuntergegangen, um Hilfe zu holen .« Es war eine magere Ausrede, und sie wusste das auch.
    Vanessa war auch nicht blöd genug, um ihr das zu glauben. »Mitten in der Nacht? Im Schneesturm? Und lässt uns hier allein ?«
    Rica schob sie beiseite und begann, die Treppe hinaufzusteigen. Vanessa drehte sich um und lief ihr hinterher. »Weißt du, was ich glaube? Dieser Kerl hat sie erwischt « , sagte sie, nicht ohne einen gewissen Ton von gruseliger Genugtuung in der Stimme. Rica wurde beinahe schlecht. Glaubte Vanessa, dass sie sich hier in einem Horrorfilm befanden, oder was?
    Noch bevor sie etwas erwidern konnte, drängte sich Vanessa an ihr vorbei und nahm die

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