Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)
Bildschirmschonerschleife drehte. Und der Abzug daneben war überhaupt kein Abzug, sondern offensichtlich eine Art Wärmestation. Rotlicht strahlte auf eine Reihe von Petrischalen. Rica trat näher und betrachtete den Inhalt durch die Glasabdeckung. Zellkulturen. Beschriftet mit irgendwelchen Kürzeln, die ihr nicht besonders viel sagten. Versuchsweise tippte sie die Maus neben dem Computerbildschirm an, und sofort veränderte sich die Ansicht.
»DNA-Sequenzierung läuft«, sagte ein prominentes Fenster in der Mitte. Darunter gab es einen Fortschrittsbalken, der ungefähr zur Hälfte gefüllt war. Mehrere weitere Fenster zeigten endlose Tabellen, die Rica überhaupt nichts sagten. Zahlen, Kürzel, winzige Anmerkungen wie »optimiert« oder »optimierungsfähig«. Trotzdem klickte sie die Tabellen einmal durch. Vielleicht war das ja das wichtige Material? Sie konnte es nicht beurteilen, dazu verstand sie zu wenig von der Materie. Ob sie es einfach kopieren sollte?
Rica zog eine Schublade auf, um zu sehen, ob sie dort vielleicht einen Memory-Stick oder wenigstens ein paar Rohlinge finden konnte. Stattdessen entdeckte sie einen Stapel Notizbücher.
Laborjournal stand auf dem obersten. Rica nahm es heraus und blätterte darin herum. Langweiliger Kram, der ihr nichts sagte. Sie wünschte sich, ihre Kenntnisse in Biochemie wären so umfassend wie die von Eliza oder Sarah. Vielleicht hätten die etwas damit anfangen können. Aber so sah sie nur eine Reihe von Daten und darunter in Kurzschrift die Versuche, die durchgeführt worden waren. Nun gut. Mochte sein, dass jemand, der sich damit besser auskannte, daraus schlauer wurde. Rica sah sich um, entdeckte nach kurzer Zeit eine liegengebliebene Plastiktüte und stopfte den Stapel Notizbücher kurzerhand hinein. Ganz zuunterst war noch ein Buch in der Schublade verblieben. Ein DIN-A5-Büchlein mit einem goldbraunen, fein geprägten Einband. Ganz anders als die üblichen schwarzroten oder grünen Kladden, die sie eben verstaut hatte. Es klebte auch kein Etikett darauf.
Rica griff in die Schublade und nahm es heraus. Tagebuch , prangte ihr von der ersten Seite entgegen, als sie es aufschlug. Rica runzelte die Stirn. Was machte so ein persönliches Dokument zwischen den Laborjournalen? Wie war es dorthin gekommen? Sie überflog den ersten Eintrag. Offensichtlich eine Laborkraft, die vor einigen Jahren angefangen hatte, hier zu arbeiten. Die Einträge waren unregelmäßig und manchmal in monatelangem Abstand verfasst worden. Das meiste schien Alltag zu sein. Arbeit für das Institut, Kollegen, Versuche, kleinere Ereignisse wie Betriebsausflüge, Dates, interne Gerüchteküche. Rica schüttelte den Kopf. Sie hatte keine Zeit, das alles durchzulesen, aber sie konnte sich auch nicht des Gefühls erwehren, dass das Tagebuch aus einem guten Grund hier lag. Sie klappte es zu und wollte es gerade in die Tüte mit den anderen Büchern schieben, als sie innehielt. Sie sollte nicht all ihre »Beweise« in der gleichen Tüte aufbewahren. Kurzerhand hob sie ihr Sweatshirt hoch, schob das Tagebuch in den hinteren Hosenbund und ließ das Shirt dann wieder darüber fallen.
Dann sah sie sich noch mal um. Der Computer könnte zwar interessant sein, aber sie wusste nicht, wie sie die Daten runterladen sollte. Und selbst wenn – für eine schnelle Aktion war es vermutlich sowieso viel zu viel Material. Sie brauchte etwas, das bei der Presse einschlug, nichts, was man erst Monate auswerten musste. Also verließ sie das Büro wieder und folgte dem Gang weiter um die Ecke.
Türen.
Wieder nichts als Türen. Namen, die ihr nichts sagten. Entnervt verdrehte Rica die Augen, während sie den Gang abschritt. Wenn sie wenigstens wüsste, wonach sie suchte.
Sie erreichte das Ende des Ganges und blieb vor einer Tür stehen, die mit dem Schild Verwaltung versehen war. Zuerst wollte sie die Klinke gar nicht erst probieren, sie konnte sich kaum etwas weniger Spannendes vorstellen, das Verwaltungskram, aber dann dachte sie, dass sie dort drinnen vielleicht einen weiteren Computer finden würde. Also drückte sie die Klinke, und die Tür schwang auf.
Ein kleines Büro mit drei hereingequetschten Schreibtischen und ebenso vielen Rechnern. Rica steuerte auf den größten Schreibtisch zu und schaltete den Rechner darauf an. Blinkend und surrend erwachte er zum Leben.
Nur ein kurzer Blick, wahrscheinlich lohnt es sich kaum, dachte Rica bei sich, während sich der Bildschirm vor sich erstaunlich schnell
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