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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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gestopft. Wenn ihre Mutter glaubte, sie aufhalten zu können, indem sie sie abschob, hatte sie sich geirrt. Vielleicht hatte Rica ja sogar mehr Zugang zum Internet in dieser neuen Unterkunft, vielleicht gelang es ihr, mit den Leuten von Facebook Kontakt aufzunehmen.
    Unwahrscheinlich, rief sie sich zurecht. Das Institut wusste von dem Facebook-Account und von dem Aufruf. Sicher würden sie irgendeine Möglichkeit finden, sie zu überwachen, sollte sie sich noch einmal daran wagen.
    Rica hielt plötzlich inne, als ein Gedanke sie überraschte. Ja, sie wussten von Facebook. Aber wussten sie auch von ihrem Forum? Rica hatte nur zwei Leuten davon verraten. Vielleicht war doch noch nicht der ganze Internetansatz verloren. Ihr war ein wenig leichter ums Herz, als sie schließlich auch ihren Geldbeutel mit der ausgedruckten Fahrkarte oben in ihren Rucksack legte. Ich gehe nicht ohne Kampf unter , schwor sie sich.
    »Ich habe ständig versucht, dich anzurufen.« Robin rannte ihr geradezu entgegen, als sie die Stufen zum Schulhaus hinaufstieg. »Deine Mutter hat gesagt, du bist nicht zu sprechen. Was ist denn los? Du bist nicht krank, oder so?« Er musterte sie mit einem solchen Ausdruck ehrlicher Sorge, dass Rica es nicht mehr aushielt. Ohne Vorwarnung begannen ihre Tränen zu fließen. Es war, als sei in ihrem Inneren ein Damm gebrochen, der all die Wut und all die Angst bisher zurückgehalten hatte.
    Robin hielt für einen Moment schockiert inne, dann stürzte er zu ihr, zog sie an sich, schlang seine Arme um sie und barg ihren Kopf an seinem Shirt. Rica schluckte, hustete, bekam einen Schluckauf und heulte weiter. Alles in ihr schien sich zusammenzuziehen, sie zitterte unkontrolliert und hatte das Gefühl, ihre Beine müssten unter ihr nachgeben. Es war ein Wunder, dass sie sich überhaupt so lange auf den Füßen hatte halten können. Unter ihren Tränen bildete sich langsam ein feuchter Fleck auf Robins Shirt, doch er schien ihn überhaupt nicht zu bemerken. Er strich nur immer wieder sanft über ihren Rücken und murmelte beruhigende Worte in ihr Haar. Rica konnte nicht genau verstehen, was er sagte, dennoch tat es seine Wirkung – sie begann, sich zu beruhigen. Die Weinkrämpfe wurden ein wenig schwächer, und ganz allmählich gelang es ihr wieder, ruhig Luft zu holen. Als sie endlich wieder sprechen konnte, war ihre Stimme zittrig, aber immerhin gehorchte sie ihr.
    »Meine Ma schickt mich von hier weg.«
    Robins Augen weiteten sich vor Überraschung und vor Schreck. Er packte Rica an den Schultern und schob sie ein Stück von sich weg. »Wie bitte?«
    »Ich muss an eine andere Schule.« Wieder holte Rica zittrig Luft. »Komm mit, ich erkläre es dir!«
    Rica zog Robin in den Hausaufgabenraum, um ihm alles zu erklären. Obwohl sie sich fühlte, als müssten all ihre Gefühle ihre Brust sprengen, brauchte es erstaunlich wenig Zeit, die Situation darzustellen.
    Robin runzelte die Stirn, und als sie fertig war, räusperte er sich. »Und was hast du vor?«
    Rica war so verwirrt, dass sie sogar für einen Moment vergaß, traurig zu sein. »Was meinst du, was habe ich vor?«
    Robin zuckte mit den Schultern. »Das wirst du dir doch nicht einfach gefallen lassen, oder? Ich dachte, du wirst bestimmt etwas unternehmen. Einfach abhauen oder so.«
    Rica blinzelte. »Ich kann doch nicht einfach …« Doch sie unterbrach sich. Warum eigentlich nicht? Sie hatte ohnehin vor, am Wochenende nach Norddeutschland zu fahren und sich nach dem Institut umzusehen. Das war doch nichts anderes als Abhauen. Sie schauderte. Sie war nie jemand gewesen, der ernsthaft von zu Hause weglaufen wollte. Natürlich, ihre Ma ging ihr ab und zu auf die Nerven, aber im Grunde war sie doch ganz schön in Ordnung. Doch jetzt war die Situation natürlich anders.
    »Abhauen«, murmelte sie, um den Klang des Wortes zu kosten. »Aber wohin?« Dann fiel ihr noch etwas ein. »Ganz allein?« Sie sah Robin hoffnungsvoll an.
    »Natürlich nicht ganz allein«, widersprach er ein wenig entrüstet. »Glaubst du, ich lasse dich so einfach gehen?«
    Sie musste lächeln. Obwohl die Idee noch wahnwitziger klang als alles, was sie sich bisher ausgedacht hatte, war ihr jetzt schon ein wenig leichter ums Herz.
    »Aber wie? Und wohin? Ich habe darüber noch gar nicht nachgedacht. Und außerdem …« Sie zögerte. »Ich will gar nicht für immer von zu Hause weg. Natürlich ist das gerade alles ziemlicher Mist, aber wenn diese Ermittlungen nicht wären, dann wäre meine Ma ja

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