Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)
unterdrückte ein Schaudern. Das letzte Mal, als sie hier gewesen war, hatte Rica gefesselt auf diesem Sofa gelegen.
»Mach schon! Ich tu dir schon nichts!« Andrea gab Eliza einen leichten Stups in den Rücken, der sie zusammenfahren ließ. Sie stolperte vorwärts auf die Sitzecke zu, blieb aber neben dem Couchtisch stehen und drehte sich endlich zu Andrea um. Die hatte die Wohnzimmertür hinter ihnen geschlossen, und kam nun gelassen auf sie zu. Erst, als sie sich aufs Sofa fallen ließ, und eine Thermoskanne in die Hand nahm, bemerkte Eliza, dass Andrea für zwei Leute Kaffeegeschirr aufgedeckt hatte.
»Setz dich doch!« Andrea schenkte Kaffee ein, als wäre Eliza nur eben zu einem Kaffeeklatsch vorbei gekommen. Eliza blieb stehen. Sie kreuzte die Arme vor der Brust, wie Rica es vermutlich auch getan hätte. Eigentlich hatte sie vorgehabt, eine beherrschte und selbstbewusste Pose einzunehmen, aber sie merkte selbst, dass sie zitterte. Besser, sie kam schnell zur Sache, bevor ihre Fassade noch ganz zusammenbrach.
»Du wolltest mir Informationen geben«, sagte sie. Sie machte keine Anstalten, den Kaffee zu nehmen, oder sich zu setzen.
»Du wolltest mir Geld geben«, erwiderte Andrea ruhig. Sie nahm eine der Tassen vom Tisch, schlang ihre Hände darum, als sei ihr kalt, und blies vorsichtig über die Oberfläche, sodass sich der Kaffee kräuselte. Um das Haus herum hörte Eliza den Wind heulen. Das Ganze war dermaßen surreal, dass sie an einen Traum geglaubt hätte, wenn sie nicht so gefroren hätte. Die Wohnung war nicht beheizt.
»Ich muss erst wissen, ob deine Informationen was wert sind«, erwiderte Eliza nervös.
Andrea nahm einen Schluck Kaffee und zuckte mit den Schultern. »Nun setz dich endlich! Ich will schließlich etwas von dir, da werde ich dich schon nicht umbringen.« Sie lachte kurz und bitter. »Und es ist nicht so, dass ich noch Angst vor deiner Zeugenaussage haben muss, nicht wahr? Es wissen ohnehin alle, dass ich eine Mörderin bin.«
Eliza schauderte bei den Worten, aber sie konnte nicht leugnen, dass sie ein Körnchen Wahrheit enthielten. Langsam setzte sie sich in Bewegung. Ihre Beine fühlten sich merkwürdig steif an, als sie sich auf der Sofakante niederließ, möglichst weit von Andrea entfernt.
»So ist es besser«, meinte Andrea, und schob ihr die Kaffeetasse hin. Ein verführerischer Duft stieg daraus empor, und Eliza schnupperte. Dennoch rührte sie die Tasse nicht an.
»Das Institut«, erinnerte sie Andrea. »Was ist es denn nun, das du weißt?«
Andrea seufzte, trank noch einen Schluck und stellte die Tasse ab. Sie zog eine lederne Mappe hervor, die sie neben dem Sofa abgestellt hatte, und schlug den Deckel zurück. Eliza erhaschte einen Blick auf einen Stapel Papiere und mehrere Schnellhefter.
»Material über das Institut«, meinte Andrea. »Alles, was du wissen möchtest. Ich habe es abgezweigt, als ich noch für sie gearbeitet habe. Ich hatte ja schon so das Gefühl, dass man den Typen nicht über den Weg trauen kann. Auch nicht, wenn man für sie arbeitet.«
Eliza runzelte die Stirn. Das klang nun nicht nach der Andrea, die sie damals kennengelernt hatte. Um genau zu sein – es klang wie aus einem Agentenfilm geklaut.
Eliza streckte die Hand nach der Mappe aus, aber Andrea entzog sie ihr rasch.
»Geld!«, forderte sie, und jetzt hatte ihre Stimme überhaupt nichts Freundliches mehr an sich. »Ich brauche es. Also her damit!«
Eliza begann zu zittern. Alles in ihr schrie danach, sich einfach umzudrehen und davonzulaufen. Ihr Magen krampfte sich unangenehm zusammen, und sie wusste, dass hier etwas vollkommen falsch lief. Wenn sie nur eine Ahnung gehabt hätte, was eigentlich. Trotzdem. Sie brauchte die Informationen. Und wenn es hart auf hart kam, konnte sie immer noch ihre Fähigkeiten einsetzen.
Dieser Gedanke machte Eliza Mut. Mit zitternden Fingern griff sie in die Innentasche ihrer Jacke und zog einen Geldbeutel hervor. Als sie sich mit Andrea verabredet hatte, hatte Eliza ihr gesamtes Sparkonto geplündert. Trotzdem kam sie nicht mal annähernd an die Summe heran, die Andrea verlangt hatte. Sie musste hoffen, dass das reichte.
»Das ist alles, was ich auftreiben konnte«, meinte sie und streckte Andrea das Bündel entgegen.
Diese griff mit einem gierigen Ausdruck in den Augen nach den Scheinen. Rasch zählte sie nach, und ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich dabei merklich.
»Das reicht nie!«, zeterte sie. »Verstehst du denn nicht? Ich brauche das
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