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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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Lächeln an Ricas Mutter. »Vielen Dank für die Gastfreundschaft, Frau Lentz.« Dann strich er noch einmal über seinen Anzug, drehte sich um und spazierte so gelassen zur Tür, als befinde er sich auf einer Strandpromenade.
    Mit einem Krachen fiel die Tür hinter ihm ins Schloss, und das Schweigen, das daraufhin folgte, lastete schwer auf der Wohnung.
    Rica wagte es nicht, ihrer Mutter ins Gesicht zu sehen. Sie stand da, würgte und hustete und starrte den Boden vor ihren Füßen an. Sie zählte die Flecken auf dem Fußboden und fragte sich, wie weit sie kommen würde, bis ihre Mutter etwas sagte. Doch als es dann endlich passierte, war es etwas ganz anderes, als Rica erwartet hatte.
    »Ich werde dich von der Schule abmelden.«
    Rica sah überrascht auf. »Was?«
    »Du hast richtig gehört. Ich melde dich ab. Du wirst hier nicht mehr zur Schule gehen. Du wirst keinen Unterricht mehr schwänzen, und du wirst dich von irgendwelchen irrwitzigen Ermittlungen fernhalten. Wenn ich dich sonst nicht daran hindern kann, dann muss es eben so sein.«
    Rica blinzelte. »Und wo soll ich dann hin? Ich kann doch nicht einfach zu Hause bleiben.« Ihre Überraschung war so groß, dass sie sogar den Schrecken übertraf, den ihr Herr Wolf eingejagt hatte.
    Ihre Mutter seufzte. »Es gab immer die Möglichkeit, dich hier in die Stadtschule zu schicken. Eigentlich wollte ich das nicht. Ich fand es besser, wenn wir zusammen blieben, wenn wir schon in eine ganz neue Umgebung kommen. Aber jetzt …«
    Rica wurde kalt. Sie erinnerte sich. Der Rektor hatte vor ein paar Monaten schon einmal davon gesprochen. Rica konnte in der Stadt in die Schule gehen und vor Ort in einer Jugendeinrichtung wohnen. »Das kann doch nicht dein Ernst sein! Ich geh da nicht hin!«
    »Du gehst da hin!«, widersprach ihre Mutter. Ihre Stimme war kalt und hart. »Der Rektor ist damit einverstanden. Ich habe die andere Schule schon kontaktiert. Morgen Nachmittag fahre ich dich in die Stadt. Man hat uns freundlicherweise ein Zimmer für dich zur Verfügung gestellt, wo du wohnen kannst. Es ist eine sehr gute Jugendeinrichtung, und am Wochenende kannst du hierher kommen.« Sie ratterte die Fakten herunter, als wäre sie ein Roboter.
    »Morgen?« Es gelang Rica nicht, das Entsetzen aus ihrer Stimme zu halten. »Morgen? Mitten in der Woche?«
    Ihre Mutter nickte, und auf einmal sah sie nicht mehr wütend aus. Nur noch müde und abgekämpft. »Ich kann einfach nicht mehr auf dich aufpassen. Ich kann dich nicht kontrollieren.« Sie seufzte tief. »Normalerweise wäre das nicht so ein großes Problem, aber jetzt … Du willst einfach nicht auf mich hören. Also müssen wir es so machen.«
    »Du hast mir doch selbst beigebracht, dass man selbstständig denken soll!«, gab Rica zurück. Die Angst, die sie eben noch erfüllt hatte, ebbte langsam ab und machte Wut Platz. »Du hast gesagt, man soll für Dinge einstehen, an die man glaubt. Und wenn ich das mache, dann werde ich ins Heim abgeschoben.«
    Sie hatte erwartet, dass ihre Mutter protestierte. Dass sie sagte, es handele sich überhaupt nicht um ein Heim, so wie das der Rektor damals getan hatte, aber sie seufzte nur wieder. »Du hättest dir vielleicht irgendwas anderes aussuchen sollen, für das du einstehen willst«, murmelte sie. »Es steht auch nicht zur Diskussion. Wir fahren morgen. Geh jetzt ins Bett, morgen Vormittag gehst du noch hier in den Unterricht. Dann hast du Zeit, dich von den anderen zu verabschieden.«
    Rica starrte sie immer noch ungläubig an und rührte sich nicht von der Stelle. Zu ihrer Überraschung bemerkte sie, wie Tränen in die Augen ihrer Mutter traten, je länger sie sie ansah. »Es tut mir wirklich leid, Rica«, flüsterte sie schließlich. »Das ist nicht so gelaufen, wie ich es mir gewünscht habe.«
    »Davon kann ich mir auch nichts kaufen«, knurrte Rica, drehte sich um und stapfte auf ihr Zimmer. Erst dort erlaubte sie den Tränen, ihre Wangen hinunterzurollen. Was sollte sie denn jetzt machen?

Kapitel acht
    Eingesperrt
    Der nächste Tag war wieder grau und regenverhangen, als wolle er Ricas schlechte Stimmung wiederspiegeln. Lange vor dem Unterricht hatte ihre Mutter sie geweckt und sie gebeten, ein paar Sachen zu packen, die sie mitnehmen wollte.
    »Es ist ja erst mal nur für ein paar Tage«, sagte sie beschwichtigend. »Du brauchst ja nicht so viel.« Dann hatte sie Rica mit ihrem Elend allein gelassen. Wütend hatte Rica einige Klamotten und ihren Fotoapparat in die Tasche

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