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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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nicht viel anders als in den Schülerunterkünften der Daniel-Nathans-Akademie, doch trotzdem fühlte sich Rica hier fremd. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, auch nur eines der Mädchen zu begrüßen, die hier wohnten. Ich bleibe ohnehin nicht hier. Sie trat aus ihrer Tür und wandte sich dem Aufenthaltsraum zu. Wenn sie an einen der Rechner wollte, musste sie da durch, da half nichts.
    Vier Mädchen saßen um den Esstisch und unterhielten sich lautstark. Zwei von ihnen waren älter als Rica, wahrscheinlich schon fast volljährig, und gaben hier offensichtlich den Ton an. Dann gab es noch ein Mädchen in ihrem Alter, still und ein wenig geduckt, und eine etwa Zehnjährige mit einem oberschlauen Gesichtsausdruck. Rica erinnerte sie fatal an Michelle Kaltenbrunn. Keine besonders schmeichelhafte Assoziation. Alle vier drehten sich zu Rica um, als diese den Raum betrat.
    »Hey«, sagte eine der Großen. »Zeigst du auch mal dein Gesicht?«
    Rica zuckte mit den Schultern und wollte an ihnen vorbei in Richtung des Computerraums gehen, doch das Mädchen packte ihren Unterarm. »Kannst du nicht antworten?«, wollte sie wissen.
    »Ich will nur an die Rechner«, murmelte Rica. Sie konnte Wut in sich aufsteigen spüren, aber es brachte nichts, hier Streit anzufangen. Ich bleibe nicht lange hier, rief sie sich wieder ins Gedächtnis. Lass sie doch!
    Das ältere Mädchen verzog das Gesicht und machte keine Anstalten, Rica loszulassen. »Ich finde das nicht besonders fein von dir, hier einfach reingelaufen zu kommen, ohne dich vorzustellen, und dich einen Dreck um uns zu kümmern«, meinte sie. »Hältst du dich für was Besseres?«
    Rica seufzte. Wenn sie zu einem keine Lust hatte, dann war das, schon wieder von vorne anzufangen. Das hatte ihr an der Daniel-Nathans-Akademie schon gereicht. Sie zuckte mit den Schultern und versuchte, cool zu bleiben.
    »Ich bin Rica«, meinte sie knapp. »Kann ich jetzt an den Rechner?«
    Das ältere Mädchen ließ ihren Arm los und runzelte die Stirn. »Na, du bist ja mal ein Sonnenschein«, knurrte sie. »Erwarte aber nicht, dass wir dir was vom Abendessen aufheben.«
    Wieder zuckte Rica mit den Schultern, froh, in Ruhe gelassen zu werden. Ohne sich noch mal zu den anderen Mädchen umzudrehen, ging sie in den Computerraum.
    Es war nicht gerade die modernste Einrichtung: Zwei abgewrackte PCs, von denen sie vermutlich froh sein konnte, wenn sie nicht vollkommen virenverseucht waren. Rica startete eine der Kisten und loggte sich sofort in ihrem Forum ein. Die beiden User, die sie gestern darauf verwiesen hatte, waren angekommen, und tauschten gerade in einem Thread Informationen aus, was sie über das Daniel-Nathans-Institut wussten. Rica scrollte sich durch die Beiträge, aber sie konnte nicht viel entdecken, was sie nicht ohnehin schon wusste. Allerdings schienen beide ziemlich begeistert von der Idee zu sein, mehr zusammenzutragen, und »Henry« fragte ganz offen, ob er noch andere Bekannte hierher einladen konnte.
    Grinsend schrieb Rica einen kurzen Beitrag, in dem sie ihre Zustimmung dazu gab. »Pass aber auf, wen du einlädst. Nur Leute, die du kennst, ja? Ich stecke hier in Schwierigkeiten. Deswegen habe ich mich auch so lange nicht gemeldet«, schrieb sie dazu.
    Sofort darauf bekam sie eine Nachricht, dass »Henry« mit ihr chatten wollte. Rica überlegte nicht lange. Sie richtete einen Chatraum ein und hoffte, dass sie sich an alles erinnerte, was Robin ihr mal über Internetsicherheit beigebracht hatte. Kurz darauf tauchte »Henry« ebenfalls auf.
    Du hast Schwierigkeiten?
    Kein Hallo, keine Umstände. Rica mochte ihn jetzt schon.
    Nicht so schlimm, schrieb sie zurück. Sie wollte nicht, dass er wusste, wie tief sie im Dreck steckte. Du wolltest mit mir über das Institut sprechen.
    Eine ganze Zeit lang blieb das Chatfenster weiß, dann erschien ein langer Text.
    Als du von deinem Freund erzählt hast, der verschwunden ist, habe ich mich an jemand anderen erinnert, der auch hier gewohnt hat. Ich glaube, er hieß Alexander. Wir waren gleich alt. Ich lebe, seit ich denken kann, in diesem Heim, das vom Institut finanziert wird. Alexander ist eines Tages einfach nicht mehr aufgetaucht, da müssen wir beide ungefähr sieben gewesen sein. Ich weiß noch, dass ich damals gedacht habe, jemand hätte ihn adoptiert oder so was. Mir war nicht klar, dass das hier nicht so eine Art Heim ist.
    Ich habe einfach nicht mehr an ihn gedacht, aber jetzt frage ich mich schon, wohin er verschwunden ist.

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