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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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Weißt du, wohin die Kinder verschwinden? Und warum?
    Rica runzelte die Stirn. Wenn sie das wüsste, dann hätte sie bestimmt keinen Aufruf gestartet.
    Ich habe keine Ahnung, tippte sie und kam sich blöd dabei vor. Ich weiß nur, dass sie irgendwie … mit Pheromonen was machen. Ich glaube, sie haben meine Freunde genetisch manipuliert. Weißt du darüber etwas?
    Wieder das lange Schweigen. Rica hatte schon Angst, Henry könne sich verärgert ausgeloggt haben, weil sie ihm keine befriedigende Antwort hatte geben können, dann jedoch erschienen die nächsten Zeilen auf dem Bildschirm.
    Genetische Manipulation … Das erklärt vermutlich die Blutproben. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen kann, ich fühle mich eigentlich ganz normal. Wenn man das so sagen kann. Ich habe keine Ahnung, was normal ist, ich hab nie was anderes gekannt als das hier.
    Rica blinzelte. Etwas ganz Ähnliches hatte Nathan mal gesagt. Die Erinnerung daran trieb ihr Tränen in die Augen, aber Henry war noch nicht mit seinem Text fertig.
    Auf diese Weise wird das nichts. Ich kann nicht alles schreiben, was mir durch den Kopf geht, und ich weiß auch nicht, ob ich nicht überwacht werde. Wir müssen uns treffen. Geht das?
    Rica runzelte die Stirn. Treffen. Wie?
    Ich weiß nicht, schrieb sie wahrheitsgemäß. Wo wohnst du denn? Ich wollte am Wochenende eigentlich …
    »Was machst du da?«
    Rica brach mitten im Satz ab und klickte schnell das Chatfenster klein. Aber zu spät. Als sie sich herumdrehte, sah sie das kleine Mädchen vom Tisch dastehen. »Mit wem chattest du da?«
    »Niemandem, der dich etwas angeht«, schnappte Rica.
    Das Mädchen runzelte die Stirn, trat ein wenig näher an den Schreibtischstuhl heran und streckte die Hand aus, als wollte sie den Bildschirm berühren. »Wenn du einen Freund hast, musst du das hier anmelden«, sagte sie mit einer Lässigkeit, die von jahrelanger Erfahrung herrühren musste. »Aber das ist kein Problem. Man darf hier jeden mitbringen.«
    Rica schüttelte ärgerlich den Kopf. »Das war nicht mein Freund«, knurrte sie. »Verschwinde!«
    Das Mädchen zuckte mit den Schultern. »Es ist noch Essen übrig«, sagte sie. »Und in fünf Minuten kommen die Betreuer zur Abendrunde.«
    »Ich dachte, ihr wolltet mir kein Essen aufheben«, meinte Rica. Sie zögerte noch immer, ihren Platz vor dem Rechner zu verlassen.
    »Jess wollte nicht«, verbesserte das Mädchen. »Aber ich hab’s trotzdem gemacht.« Sie lächelte, und mit einem Mal wurde Rica sich bewusst, wie unfreundlich sie zu ihr gewesen war.
    »Danke«, sagte sie, dieses Mal nicht genervt. »Echt. Das war nett von dir.«
    Wieder zuckte das Mädchen nur mit den Schultern. »Kommst du?«, wollte sie wissen. »Die Abendrunde muss man mitmachen. Das ist eine von den wenigen echt wichtigen Regeln hier. Und du solltest besser vorher gegessen haben, denn danach bleiben die Betreuer noch hier, und die sehen es nicht gerne, wenn sich dann noch jemand an den Tisch setzt. Außerdem kann es sein, dass Jess dein Essen wegwirft.«
    Rica seufzte, schloss das Chatfenster mit einem Rechtsklick und fuhr den Rechner herunter. Hoffentlich war ihr Henry nicht böse, aber sie hatte wirklich Hunger, und außerdem sollte sie es sich vielleicht nicht noch mehr mit ihren neuen Mitbewohnern verscherzen. Sie hatte vermutlich schon genug Unheil angerichtet. Mit steifen Beinen erhob sie sich vom Schreibtischstuhl und folgte dem Mädchen ins Esszimmer, um eine schnelle Portion Schinkennudeln in sich hineinzuschaufeln.
    Die Abendrunde erwies sich als fürchterlich langatmige und langweilige Gesprächsrunde, in der jedes Mädchen von seinem Tag erzählen konnte, wenn es wollte, und die Betreuer ihre eigenen Pläne für die nächsten Tage darlegten. Rica wurde ganz offiziell vorgestellt und aufgefordert, etwas von sich zu erzählen, aber sie beließ es bei ein paar belanglosen Fakten. Das kleine Mädchen, von dem sie inzwischen erfahren hatte, dass sie Manuela hieß, beobachtete Rica die ganze Zeit.
    Danach blieben die Betreuer tatsächlich da, wie Manuela angekündigt hatte. Eine von ihnen versuchte erst, Rica in eine Gespräch zu verwickeln, und dann, sie zu einem Gesellschaftsspiel aufzufordern. Rica blockte beides ab, indem sie sich einfach vor den Fernseher fallen ließ und so tat, als sei sie brennend an der aktuellen Folge von Gute Zeiten, Schlechte Zeiten interessiert. Nach ein paar weiteren halbherzigen Versuchen, über die Handlung zu reden, setzte sich die Betreuerin einfach

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