Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)
schließlich, die sich dem Ganzen stellen musste.
»Ich auch«, sagte Eliza schließlich leise. »Es hilft ja nicht, wenn ich meinen Kopf in den Sand stecke. Das hat Nathan auch gesagt.«
Rica musste lachen.
»Hör auf zu lachen!«, schnappte Eliza sofort. »Da ist nichts zwischen uns.«
Rica zuckte mit den Schultern, ohne die Augen zu öffnen.
»Okay, weiter!«, forderte sie Eliza auf.
»Wir haben uns Gedanken gemacht, wie man das Ganze angehen könnte. Wir wissen ja nicht besonders viel. Nur dass sie uns Schüler beobachten und offensichtlich irgendwie auf die Probe stellen wollten mit dem Skiurlaub. Außerdem wissen wir, dass sie manche Schüler abholen und andere wiederum nicht.«
»Ganz zu schweigen davon, dass manche ausrasten oder den Druck nicht mehr ertragen können, wie … wie Jonas«, ergänzte Rica. Sie hatte eigentlich einen anderen Namen nennen wollen, aber sie konnte jetzt nicht über Jo nachdenken. »Und dann ist da die Sache mit den Pheromonen, von denen … mein Vater gesprochen hat.« Auch diese Worte kamen ihr nur schwer über die Lippen. Sie war es nicht gewohnt, über ihren Vater zu sprechen. »Und das, was du auch immer in diesem Ordner gefunden hast.« Nun blinzelte sie doch und warf Eliza einen Blick zu. »Möchtest du jetzt darüber sprechen?«
Eliza war blass geworden. »Irgendwann vielleicht«, murmelte sie. »Wenn du es unbedingt mit einbeziehen willst, vielleicht reicht es dann, wenn ich dir sage, dass auch ich so ein Wunschkind war wie Jo. Und dass das Institut da seine Finger mit im Spiel hatte. Bei der … bei meiner …« Sie brach ab, und zuckte mit den Schultern. »Bei meiner Erzeugung, könnte man sagen.«
Rica schwieg. Was konnte man auch darauf schon antworten? Schließlich beugte sie sich zu Elizas Stuhl hinüber und legte ihre Hand ganz sanft auf Elizas. Die Finger ihrer Freundin fühlten sich unnatürlich kalt an, aber nach einem kurzen Moment entspannte sie sich ein bisschen und schenkte Rica ein trauriges Lächeln.
»Also, wir wissen nicht viel«, griff sie ihren Faden wieder auf, als wäre nichts gewesen. »Wir müssen mehr herausfinden. Und wir haben uns überlegt, wie.« Sie atmete tief durch. »Folgendes: Torben war schon mal in diesem Institut. Er hat offensichtlich mit deinem Vater gesprochen, als er noch für diese Leute gearbeitet hat. Er weiß zumindest ein bisschen mehr als wir. Also werden wir ihn uns schnappen und ausquetschen. Und dieses Mal lassen wir ihn sich nicht einfach so herauswinden.«
»Klingt gut«, stimmte Rica zu, auch wenn sie nicht sicher war, wie sie Torben zum Reden bringen sollten. Das hatte schon beim letzten Mal nicht besonders gut geklappt.
»Gibt es einen Plan B?«, fragte sie.
Eliza sah ein wenig verlegen aus. »Schon. Aber der wird dir, glaube ich, nicht gefallen.« Sie sah betreten aus.
»Komm schon, raus damit! Kann nicht schlimmer sein, als hier zu sitzen«, witzelte Rica, doch das schien Eliza nur noch verlegener zu machen.
»Tatsächlich«, begann sie gedehnt, »ist es gar nicht so weit davon entfernt. Andrea hat Nathan eine E-Mail geschrieben.«
»Was?« Rica fuhr senkrecht in ihrem Sitz auf. »Warum das denn? Was sagt sie? Habt ihr der Polizei Bescheid gegeben?« Sie schüttelte den Kopf. »Woher hat sie überhaupt Nathans E-Mail-Adresse?«
Eliza machte eine beschwichtigende Geste, als müsse sie ein nervöses Pferd beruhigen. »Nathan hat sich mal umgehört. Relativ unverbindlich, hat mit ein paar Leuten in seiner Einrichtung gesprochen, ein paar Schülern und Betreuern, denen er vertraut. Er hat auch einen anonymen Aufruf ans Schwarze Brett gehängt, natürlich nicht unter seinem eigenen Namen und mit einer neuen E-Mail-Adresse. Wir vermuten, dass Andrea irgendwie noch Kontakt zum Institut hat und das mitbekommen hat.« Sie zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls hat ihm Andrea kurz darauf eine Mail geschrieben. Sie will mit ihm sprechen, ihm verraten, was sie weiß und so, aber sie möchte auch etwas als Gegenleistung.«
Rica schüttelte den Kopf. »Und was?«
»Hat sie nicht gesagt. So weit sind wir noch nicht. Nathan meinte, bevor wir irgendetwas ausmachen, sollten wir mit dir sprechen.« Wieder lächelte Eliza unsicher. »Schließlich hat sie dir mehr angetan als uns beiden. Wenn du also lieber zur Polizei gehen willst …« Sie ließ das Ende des Satzes in der Luft hängen.
Rica kaute auf ihrer Unterlippe herum. Die Polizei zu informieren wäre nur gut und richtig gewesen. Andrea war eine gesuchte
Weitere Kostenlose Bücher