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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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aufzudecken. In dem Moment, in dem sie die Plastikverschalung hochhob, befand sich ihr Mund ganz knapp vor Elizas Ohr.
    »Ich bin auf deiner Seite«, flüsterte sie. »Versuch nicht, die Pheromone einzusetzen, sie haben dir etwas dagegen gespritzt. Aber ich kann vielleicht etwas für dich tun. Heute Nacht. Ich bringe dich heute Nacht zu jemandem, der helfen kann.« Dann stand sie auch schon wieder aufrecht, den Deckel in der Hand und strahlte Eliza an.
    »Guten Appetit«, sagte sie laut, wirbelte herum und verließ mit klappernden Sohlen das Zimmer.
    Eliza starrte ihren Teller mit Fisch und Kartoffeln an und bemühte sich, nicht allzu verwirrt auszusehen. Lächeln für die Kamera, dachte sie und beugte sich mit einem Grinsen über ihr Essen.
    * * *
    »Ist dir jemand gefolgt?«
    Robin zog seine Jacke aus, hängte sie an den Haken und kam dann zur Rica herüber, um sie in den Arm zu nehmen. »Niemand ist mir gefolgt. Warum auch?«
    Rica vergrub ihr Gesicht an Robins Schulter, wie sie es immer tat, wenn sie die ganze Umgebung am liebsten vergessen wollte, aber dieses Mal half es nicht besonders viel. Ihr Herz jagte immer noch viel zu schnell. Sanft befreite sie sich aus Robins Umarmung und ging zum Flurfenster hinüber. Von dort aus konnte man auf die Straße sehen.
    Es sah richtiggehend friedlich aus, für eine Straße in einer großen Stadt. Die Straßenlaternen brannten und tauchten die enge Gasse in ein mildes, gelbliches Licht. Eine Reihe geparkter Autos glänzte im Licht der Lampen, ein paar mickrige Bäume wiegten sich in einer sanften Brise. Niemand schien auf der Straße unterwegs zu sein. Aber auch das konnte das schlechte Gefühl in Ricas Bauch nicht vertreiben.
    Robin trat wieder zu ihr und schlang die Arme von hinten um sie.
    Ein wohliges Kribbeln lief Ricas Rücken hinunter, und eine kurze Zeit lang gelang es ihr tatsächlich, sich zu entspannen. Sie lehnte sich zurück, atmete tief Robins Geruch ein und sagte sich, dass jetzt schon alles in Ordnung kommen würde.
    Nur, dass das nicht stimmte.
    »Jemand hat wieder versucht, mich umzubringen«, murmelte sie.
    Robins Griff verstärkte sich mit einem Mal, sodass er Rica fast die Luft aus den Lungen presste. »Was?«
    »Autsch.« Rica wand sich ein zweites Mal aus seiner Umarmung und drehte sich dann zu Robin um. »Du hast schon richtig gehört. Vorhin hat mich ein Junge vor einen fahrenden Bus gestoßen. Um ein Haar wäre ich überrollt worden. In letzter Sekunde hat mich ein Mann wieder von der Straße gezogen.« Jetzt, wo sie die Worte laut aussprach, kam ihr die ganze Geschichte noch seltsamer vor, als zuvor schon.
    Robin war blass geworden. Er machte eine hilflose Geste, dann fasste er sich wieder ein wenig und ergriff Ricas Hände. »Bist du dir sicher? Kein Zufall?«
    Rica schüttelte den Kopf. Dann sagte sie die Worte, die ihr schon die ganze Zeit im Kopf herumschwirrten und die sie dennoch fürchtete. »Wir müssen aufbrechen. Morgen früh. Ich kann hier nicht bleiben.« Sie machte eine vage Kopfbewegung, die die gesamte Wohnung von Robins Freunden einschloss.
    »Wohin willst du gehen?«
    Rica zuckte mit den Schultern, lächelte, wurde wieder ernst. »Ich weiß noch nicht. Erst mal weg von hier. Dann vielleicht herausfinden, was andere über dieses Institut wissen. Mein Forum kann ich ja von überall aufrufen. Und dann fahre ich wie geplant ans Meer. Aber vielleicht bleibe ich dort oben länger, als geplant.« Sie versuchte, unbeeindruckt auszusehen, aber sie hatte das starke Gefühl, dass Robin sie durchschaute. »Ich kann ja jetzt eh nicht mehr zurück nach Hause«, meinte sie. »Die haben meiner Mutter bestimmt gesagt, dass ich abgehauen bin. Und dann die Geschichte mit dem Ladendiebstahl …«
    »Halt!«, unterbrach sie Robin. »Ich komme nicht mehr mit. Was für eine Geschichte mit dem Ladendiebstahl?«
    Rica seufzte und griff nach Robins Hand. »Komm, ich erkläre dir alles.«
    Sie führte ihn ins Wohnzimmer der kleinen WG, wo Robins Freunde ein Schlafsofa für sie hergerichtet hatten, und setzte sich kurzerhand auf die Bettdecke. Robin zögerte kurz, bevor er sich neben sie sinken ließ und einen Arm um sie legte. Rica lehnte ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. Sie wünschte sich, für immer so verweilen zu können. Sie begann zu erzählen, ohne die Augen wieder zu öffnen.
    Sie redeten bis tief in die Nacht. Rica hatte gar nicht gemerkt, wie sehr ihr das alles auf der Seele lag, und war überrascht, wie gut es ihr tat, sich

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