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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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eben«, flüsterte sie, auch wenn ihr bei dem Gedanken absolut nicht wohl war.
    Robin zog die Tür des zweiten Autos ohne Schwierigkeiten auf und warf einen Blick in den Innenraum. »Der Schlüssel steckt!«, rief er und ließ sich auf den Sitz fallen. »Los, steig ein!« Seine Stimme klang viel zu laut, und Rica blickte sich hastig um, ob jemand sie gehört hatte. Ein kleines Mädchen stand neben dem Eingang der Jugendherberge, den Daumen im Mund, und starrte sie an, aber sonst war keine Menschenseele in der Nähe.
    »Geh zu deiner Mama!«, rief Rica dem Mädchen zu, umrundete das Auto mit wenigen Schritten und schwang sich auf den Beifahrersitz. Erst dann fiel ihr eine wichtige Frage ein. »Kannst du das Ding überhaupt fahren?«
    Robin zuckte mit den Schultern. »Ich hoffe. Mein Pa hat angefangen, mich ein wenig auf dem Übungsplatz fahren zu lassen, das ging ganz gut. Aber Fahrstunden hatte ich noch nicht.«
    Rica wäre am liebsten wieder ausgestiegen, aber in diesem Moment drehte Robin den Zündschlüssel. Das Auto sprang an, machte einen Satz nach vorne und ging sofort wieder aus.
    »Verdammt!«, schimpfte Robin, trat die Kupplung und ließ den Motor zum zweiten Mal an.
    »Schnall dich an!«, meinte Rica, während sie nach ihrem eigenen Gurt angelte. Auf gar keinen Fall wollte sie bei Robins ersten Fahrversuchen unangeschnallt dasitzen.
    Mit einem etwas beleidigten Gesichtsausdruck zog Robin den Gurt über seine Schulter und klickte ihn fest. Dann legte er den Gang ein und gab vorsichtig Gas. Offensichtlich nicht vorsichtig genug, denn der Motor röhrte auf wie bei einem waschechten Fluchtwagen. Rica warf einen Blick aus dem Fenster zum Eingang der Jugendherberge. Das kleine Mädchen war verschwunden, und offensichtlich war auch sonst niemand auf sie aufmerksam geworden. Noch nicht.
    »Warte!« Sie schnallte sich wieder ab und war aus dem Auto gesprungen, bevor Robin sie aufhalten konnte. Im Laufen zog sie ihr Taschenmesser aus der Jackentasche und klappte es auf. Dann war sie neben dem zweiten Institutsauto, und stach die Klinge tief in den rechten hinteren Reifen. Das Gummi war zäher, als sie gedacht hatte, und sie musste ganz schön herumsägen, bis sie endlich das befriedigende Zischen von Luft vernahm. Sie ließ dem linken Hinterrad die gleiche Behandlung zukommen und sprintete dann zum Auto zurück. Vielleicht hätte sie den Krankenwagen auch sabotieren sollen, aber erstens hatten sie nicht besonders viel Zeit und zweitens scheute sich Rica davor. Was, wenn der Krankenwagen irgendwo gebraucht wurde? Wenn es einen schrecklichen Unfall gab, und Leute sterben mussten, bloß, weil Rica verhindert hatte, dass der Wagen rechtzeitig da war? Nein, das wollte sie nicht auf sich nehmen.
    »Drück drauf«, meinte sie, während sie sich anschnallte. Sie grinste. Sie kam sich vor wie ein echter, filmreifer Gangster. Oder besser, eine Gangsterbraut.
    Zu viel Adrenalin , sagte sie sich, aber sie konnte das Grinsen trotzdem nicht abstellen.
    Robin gab wieder Gas, der Wagen rollte an. Viel zu langsam, für Ricas Geschmack. Es hätte besser gepasst, wenn sie mit quietschenden Reifen davon gesaust wären, aber man konnte eben nicht alles haben. Rica ließ das Seitenfenster herunter, lehnte sich hinaus und blickte zurück. Ein paar Männer in Anzügen waren aus der Jugendherberge gestürmt und sahen nun fassungslos dem Auto hinterher. Einer von ihnen rannte sogar die Auffahrt herunter.
    »Mach schneller«, meinte Rica. Der Kerl hinter ihnen war ihr nicht geheuer.
    »Der holt uns doch nie ein«, widersprach Robin und lenkte das Auto durch das große Tor an der Einfahrt. In diesem Moment tat der Mann hinter ihnen etwas, das Ricas Blut zu Eis werden ließ. Er griff unter seine Jacke und zog etwas hervor. Etwas Metallisches. Etwas Dunkles. Er richtete es auf das fahrende Auto.
    Gerade noch rechtzeitig konnte Rica ihren Kopf einziehen, bevor hinter ihnen ein schrecklich lauter Knall ertönte.
    »Die schießen!«
    Wieder ein Knall. Dieser war ein wenig leiser, aber immer noch ohrenbetäubend genug. Es klang überhaupt nicht wie im Kino. Der Wagen schlingerte ein wenig, als Robin ihn entschlossen auf die Straße hinaus zog, und Gas gab. Der Motor heulte, bis Robin daran dachte, in einen höheren Gang zu schalten. Danach rasten sie auch schon auf die nächste Ampel zu. Rica beugte sich aus dem Fenster, aber von dem Mann, der sie verfolgt hatte, war nichts mehr zu sehen.
    »Die schießen«, wiederholte sie. »Ich glaub es einfach

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