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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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nicht.«
    Robin sah ungewöhnlich blass aus, hatte den Blick fest auf die Straße gerichtet und hielt das Lenkrad umklammert, sodass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.
    »Wahrscheinlich sind sie nicht gewöhnt, dass ihnen jemand das Auto klaut.« Es war offensichtlich, dass er versuchte, witzig zu klingen, aber dieser Versuch scheiterte kläglich. Er hörte sich nur ängstlich und ausgelaugt an. »Wir können sicher nicht lange hier drin bleiben«, meinte er. »Wir müssen uns irgendwohin absetzen. Dieses Auto suchen sie sicher. Möchtest du sehen, ob du irgendwas findest, was uns weiterhilft?«
    Rica warf ihm einen besorgten Blick zu. »Bist du okay?«
    »Mach schon! Schau nach! Ich glaube nicht, dass ich das hier ewig durchhalte.« Er bog in eine Seitenstraße ab, die ein bisschen weniger befahren war, aber es war immer noch ziemlich viel los.
    Rica nickte und öffnete das Handschuhfach.
    Nichts. Autopapiere, einige Stadtpläne, eine Tüte mit Gummibärchen. Gerade dieses letzte Detail kam ihr seltsam vor. Sie hatte die Leute vom Institut nie als menschlich genug angesehen, Gummibärchen zu essen. Sie schloss das Fach wieder und drehte sich um, um auf den Rücksitz zu sehen. Eine schwarze Aktenmappe lag friedlich auf dem Polster.
    »Hier ist was«, meinte sie und angelte nach der Mappe. Sie fühlte sich schwer in ihrer Hand an, und als sie die Klappe zurückschlug, sah sie, dass sie mit Papieren regelrecht vollgestopft war. »Da brauchen wir eine Weile, um das alles durchzusehen.«
    »Nicht hier«, meinte Robin. Wieder bog er ab, wieder in eine kleinere Straße. Sie fuhren nun zwischen grauen Häusern entlang, die sich eng aneinander drängten. Hier waren nicht mehr viele Autos unterwegs. Es sah auch nicht gerade wie eine einladende Gegend aus.
    Etwas klingelte. Rica sah sich verblüfft um, bis sie das Handy samt Freisprechanlage am Armaturenbrett entdeckte. Es klingelte wieder. Das Display zeigte: »Wolf«.
    Aus einem Impuls heraus griff Rica das Handy und schaltete es ein.
    »Ja?«
    »Ihr bekommt richtige Schwierigkeiten. Haltet sofort den Wagen an!« Die Stimme war unverkennbar. Aber dieses Mal machte sie Rica überhaupt keine Angst.
    »Damit haben Sie nicht gerechnet, nicht wahr?«, wollte sie wissen.
    »Haltet sofort den Wagen an, oder wir müssen zu noch drastischeren Maßnahmen greifen!«
    Ein Schauer lief über Ricas Rücken, und plötzlich war ihr gar nicht mehr nach Scherzen zumute. »Wie denn, noch drastischer als eine Entführung?«, sagte sie dennoch, dann legte sie auf. »Wir sollten sehen, dass wir aus diesem Auto rauskommen«, sagte sie zu Robin.
    »Wenn wir irgendwo in Sicherheit sind«, meinte er, den Blick immer noch starr auf die Straße gerichtet. Eigentlich rollten sie ziemlich ruhig dahin, aber dennoch standen auf Robins Stirn Schweißperlen, und er sah aus, als ob er jeden Moment die Nerven verlieren konnte.
    In Ricas Tasche vibrierte ihr Handy. Sie nahm es heraus, und sah aufs Display. Rufnummer unterdrückt. Mit einem Seufzen drückte sie die Annahmetaste.
    »Hallo … Pa.«
    Das überraschte Schweigen am anderen Ende sagte ihr, dass die Anrede für ihn genauso ungewohnt war, wie für sie. Doch er fasste sich schnell wieder.
    »Verrückter Plan, aber er hat funktioniert«, sagte er, und seine Stimme schwankte zwischen Sachlichkeit und Erheiterung. »Ihr fahrt momentan nach Süden. Macht weiter so, bis ihr an eine große Kreuzung kommt, wo sich ein chinesisches Restaurant befindet. Dort biegt ihr rechts ab und fahrt noch etwa einen Kilometer. Dann kommt auf der linken Seite eine Tankstelle. Da fahrt ihr rein.«
    »Woher weißt du, wo wir sind?« Ricas Hände bekamen einen leichten Schweißfilm. »Beobachtest du uns?«
    »So ähnlich«, gab ihr Vater einfach zurück. »Tut, was ich euch sage. Ich werde da sein.« Damit legte er auf.
    Rica starrte das Telefon an. Sie hatte keine Ahnung, woher ihr Vater wusste, was er wusste.
    »Wer war das?«, wollte Robin wissen. Immer noch mit einem unguten Gefühl gab Rica die Wegbeschreibung an ihn weiter.
    Zu ihrer Überraschung schien Robin eher erleichtert zu sein, als verwundert oder gar ärgerlich. Vermutlich war es ihm ganz recht, dass ihm jemand die Entscheidung abnahm, wohin er fahren sollte. Er wurde deutlich ruhiger und hielt das Lenkrad jetzt nicht mehr ganz so fest umklammert. Er schaffte es sogar, den Kopf zu wenden, und Rica ein beruhigendes Lächeln zu schenken.
    »Ich schätze, das heißt, dein Vater ist bereit, uns zu helfen«,

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