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Opus 01 - Das verbotene Buch

Titel: Opus 01 - Das verbotene Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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flog die Tür auf, durch die der Bischof vorhin eingetreten war, und der schnauzbärtige Wachsoldat stürmte herein.
    Amos warf Klara einen hastigen Blick zu. Wir entweichen durch die Kemenate des Kaplans. Er warf sich nach vorn, riss das Buch vom Tisch und fuhr schon herum zu der Tür, durch die sie selbst gekommen waren. Doch er war noch nicht ganz dort, als auch diese Tür aufflog und der zweite Wachsoldat, der ihnen das Burgtor geöffnet hatte, auf die Schwelle trat. Wie sein schnauzbärtiger Kamerad hielt er einen Holzknüppel in der Hand.
    Es ist vorbei. Um unserer Liebe willen, Amos – gib auf oder sie schlagen dich tot!
    Doch er achtete nicht auf ihre Worte, sondern rannte so wild auf den älteren Wachsoldaten zu, als ob er sich durch ihn hindurch ins Freie durchkämpfen wollte. Der Mann hob seinen Knüppel, aber Amos packte seinen Arm, sodass der Soldat nicht nach ihm schlagen konnte. Wie er es gehofft hatte, kam nun auch der Schnauzbärtige herbeigerannt, um seinem Kameraden beizustehen.
    Noch einmal gelang es Amos, sich zwischen ihnen hervorzuwinden. Über alle Köpfe hinweg warf er Klara das Geisterbuch zu. Rette es, mich selbst kann ich allein …
    Weiter kam er nicht mehr. Ein Knüppel fuhr krachend auf seinen Hinterkopf nieder und noch während Amos hinstürzte, wurde es um ihn herum ganz und gar schwarz.
9
    K
lara stolperte über die Schwelle
nach draußen, fuhr herum und riss hinter sich die Tür ins Schloss. Die Tür war mit einem massiven Riegel versehen, und sie stieß ihn mit fliegenden Fingern in die Schließe, nur einen Wimpernschlag ehe sich drinnen jemand mit voller Wucht gegen das Türblatt warf. Wieder fuhr sie herum – sie befand sich in einem engen gemauerten Gang, den Wandfackeln düster erhellten.
    Sie begann zu rennen und
Das Buch der Geister
machte bei jedem Schritt unter ihrem Gewand einen kleinen Satz. Sie fühlte überhaupt nichts, nur frostige Entschlossenheit. Sie musste aus der Burg entkommen, bevor die Wächter Alarm schlagen konnten, nichts anderes zählte jetzt. Sie musste das Buch retten, denn nur durch das Buch konnte sie auch Amos wieder befreien. Das war ihnen beiden in dem Moment klar geworden, als er ihr das Geisterbuch zugeworfen und sie es aufgefangen hatte wie einen abstürzenden kleinen Vogel.
    Aber welcher Weg würde sie möglichst schnell und unbemerkt aus der Festung herausführen? Alle paar Schritte zweigten weitere Gänge nach links oder rechts ab – der ganze Untergrund unter der Burg schien von Geheimgängen durchzogen zu sein. Treppen führten zur Erdoberfläche empor oder noch tiefer in den Berg hinein. Manche Gänge waren breiter ausgebaut und besser beleuchtet als andere, aber welcher von ihnen war der richtige? Falls sie nicht bereits die Orientierung verloren hatte, musste sie sich ungefähr auf halbem Weg zwischen der Kellerkapelle und dem alten Bergfried befinden und bewegte sich nun in Richtung der nördlichen Wehrmauer.
    Da plötzlich hörte sie Schritte irgendwo hinter sich. Klara blieb stehen, mit heftig klopfendem Herzen, und versuchte verzweifelt, ihren Atem zu beruhigen. Gerade neben ihr brannte eine Fackel in einer Wandnische, und sie dachte, dass sie diesen Pechstab notfalls aus seiner Halterung reißen und wie ein Flammenschwertgebrauchen müsste, um ihren Verfolger zurückzuschlagen.
    Falls es überhaupt ein Verfolger war und nicht nur irgendwer, der zufällig da hinten durch die Gänge lief. Aber sie spürte, dass es kein Zufall war, dass jemand sie suchte und unaufhaltsam näher kam. Schon wurden seine Schritte dröhnend, schon hörte sie ihn keuchen und leise fluchen, weil er sie noch nicht gefunden hatte.
    Das Herz schlug ihr nun bis in die Kehle hinauf. Mit zitternder Hand griff sie nach der Fackel und gerade in diesem Moment blieb ihr Verfolger vor der Abzweigung zu ihrem Gang stehen. Er war allenfalls zwanzig Schritte von ihr entfernt, doch im flackernden Licht konnte sie sein Gesicht und selbst seine Umrisse nur undeutlich sehen.
    Sie verfluchte sich selbst, weil sie ausgerechnet neben der Fackel stehen geblieben war, angeleuchtet wie ein Denkmal bei Vollmond. Sie ließ die Fackel, wo sie war, wandte sich um und wollte weiter den Gang hinunterrennen.
    »Klara! So warte doch!«
    Es war Hans Wolf, der auf sie zugestolpert kam, und im ersten Moment war sie so erleichtert, dass ihr die Tränen in die Augen schossen. Aber sie wischte sie hastig wieder fort. Er durfte auf keinen Fall bemerken, dass sie auf der Flucht vor den

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