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Opus 01 - Das verbotene Buch

Titel: Opus 01 - Das verbotene Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Kammer zusammengesunken auf seinem Lager saß, zu Laurentius Answer.
    Der erhob sich nun von seinem Sessel, wie dringend Lucinda ihn auch wieder zu sich herabzuziehen versuchte. Mit raschen Schritten ging er zu dem alten Mann hinüber, der vom Sorgenschlaf geschwächt war und ihm dennoch mächtig und Ehrfurcht gebietend schien. Auf der Schwelle zu seiner Kammer ließ sich Laurenz vor ihm auf die Knie nieder und schaute bittend zu dem alten Mann empor.
    »Verzeiht mir«, sagte er. »Niemand hat mich von dieser Aufgabe unterrichtet, aber ich will nicht versuchen, mich herauszureden: Ich hätte es von selbst wissen müssen.«
    Der alte Mann gebot ihm durch ein Zeichen, sich wieder zu erheben. »Ich vergebe Euch, Laurentius«, sagte er. »Aber ich ahne schon, dass Euer heutiges Versäumnis nur die Umhüllung einer weit ärgeren Verfehlung ist.« Laurenz machte große Augen, er verstand nicht, was diese Worte bedeuten sollten. Doch sie beunruhigten ihn sehr.
    Lucindas Vater sank nun vollends auf sein Lager zurück. Seine Frau nahm das Tuch vom Boden auf und deckte ihn wieder zu. Sie beugte sich über ihn und hielt ihr Ohr dicht vor seinen Mund. »Alles soll geschehen, wie Ihr es wünscht, mein Gemahl.« Nach diesen Worten kehrte sie in den Saal zurück und schloss sorgsam hinter sich die Tür.
    »Wir wollen Herrn Laurentius trotz allem festlich empfangen«, sagte sie und klatschte in die Hände. »Musikanten, spielt! Und ihr, Narren, treibt euren Schabernack!«
    Mühevoll kam das Fest wieder in Gang. Aber die Stimmung blieb niedergedrückt. Mit hängenden Köpfen saßen alle um den Tisch. Die Scherzworte verdorrten den Narren auf den Lippen und selbst der köstliche Wein in den kristallenen Kelchen schien mit einem Mal schal geworden.
    Laurenz hatte seinen alten Platz neben Lucinda wieder eingenommen, doch von dem, was um ihn herum geschah, bekam er nur noch wenig mit. Lucinda hielt seine Linke mit beiden Händen umfasst und sah ihn aus unergründlich grünen Augenbekümmert an. »Laurentius, Geliebter«, sagte sie ein ums andere Mal, »nehmt Euer Versäumnis nicht so schwer. Mein Vater hat Euch verziehen und nun wird alles noch gut werden.«
    Doch Laurenz schüttelte traurig den Kopf. Durch die Worte des alten Mannes war wieder in ihm lebendig geworden, was er so eifrig zu vergessen versucht hatte, seit er von Graf Leonhard den Ritterschlag erhalten hatte. Das Erbschwert und den Schild seiner Väter hatte Leonhard ihm feierlich überreicht und ihn ermahnt, sich ihrer würdig zu erweisen. Aber was hatte er stattdessen gemacht? Er hatte das Schwert unters Bett geschoben und den Schild zweckentfremdet. Durch den Spiegel war er gar hindurchgestiegen, um seine geliebte Lucinda zu finden – dabei musste er doch zuerst die große Aufgabe meistern, für die er von Graf Leonhard in der Kunst des Kämpfens mit Schwert und Lanze ausgebildet worden war.
    Er erhob sich. »Geliebte Lucinda«, sagte er mit lauter Stimme, »verehrte Mutter, liebe Freunde.« Er schaute zu Lucinda hinab und sie lächelte ihm unter Tränen zu. Sie schien immer noch nicht zu verstehen, was er tun würde, tun musste. »Ich bin zu früh zu Euch gekommen«, fuhr er fort, »das wird mir jetzt erst klar. Ich muss Euch noch einmal verlassen, aber ich schwöre bei allem, was mir heilig ist – spätestens zum nächsten Vollmond bin ich zurück und dann für immer. Doch vorher muss ich in den Kampf ziehen: Das Schloss meiner Väter ist von Feinden besetzt und besudelt, mein Vater selbst sitzt in seinem eigenen Schloss im Kerker und nur durch seine List konnte ich entkommen. Damals hat er mir das Erbschwert unserer Sippe und seinen Schild mitgegeben und mir das Versprechen abgenommen, dass ich als kampferprobter Ritter zurückkehren werde, um ihn zu befreien und unseren Namen von der Schmach zu reinigen.«
    Er sah sich suchend nach seinen Waffen um, die er vorhin abgelegt hatte – da eilten schon zwei Jünglinge herbei, dereine mit Narrenkappe, der andere in einem Gewand, das mit Malerfarbe beschmiert war. Sie brachten ihm sein Schwert und den spiegelnden Schild.
    »Verzaubert von Euch, geliebte Lucinda, hatte ich diese heilige Pflicht zwischenzeitlich vergessen«, sagte er weiter. »Aber nun ist das Gewissen in mir wieder erwacht und ich muss gehen.« Er umarmte Lucinda. »Sobald ich das Schloss meiner Väter zurückerobert habe, komme ich wieder, Geliebte, und dann endlich können wir Hochzeit feiern.«
    Laurenz fühlte sich seltsam leicht, als er Lucinda zum

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