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Opus 01 - Das verbotene Buch

Titel: Opus 01 - Das verbotene Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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zwei weitere Soldaten anwies, unten im Turm Posten zu beziehen. Offenbar war er so etwas wie ein Offizier der päpstlichen Kriegerschar.
    »Erklärst du mir jetzt bitte mal, was hier eigentlich los ist?« Oda wurde allmählich wütend und Amos konnte es ihr nicht verdenken. »Was hat Onkel Heribert denn schon wieder angestellt?«
    »Du meinst wegen der Soldaten?« Amos versuchte, sie beruhigend anzulächeln, aber es wurde nur eine Grimasse. »Ich glaube nicht, dass sie wegen dem Onkel und seiner Raubzüge gekommen sind.«
    »Ja, warum denn sonst?«, rief Oda aus. »Raus mit der Sprache, Bruder! Du weißt doch irgendetwas, das du mir nicht sagen willst.«
    Gleich würde sie wieder anfangen, mit ihm zu zanken, wenn er ihr nicht endlich reinen Wein einschenkte. Aber dafür war jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, und außerdem verstand er selbst ja nur das Allerwenigste von dem, was hier um sie herum geschah. »Es sind Kirchenkrieger«, sagte er deshalb bloß, »Soldaten der Inquisition.«
    Entgeistert sah Oda ihn an. Amos hob die Schultern, um ihr zu bedeuten, dass er sich auch keinen Reim darauf machen könne. Auf Zehenspitzen schlich er zur Treppe hinaus und spähte durch eines der schrägen Lukenfenster hinab in den Burghof. Von den purpurnen Kirchenkriegern war nicht das Geringste zu sehen, doch Amos ahnte, dass sie oben auf der Burgmauer im hölzernen Wehrgang auf der Lauer lagen.
    Soeben preschten die letzten Nachzügler aus Onkel Heriberts Räuberschar durchs Tor. »Die Brücke hoch!«, schrie Höttsche und zwei seiner Männer kurbelten und rissen wie besessen am Seilzug. Währenddessen saß der Ritter zusammengesunken, mit abwesender Miene, auf seinem Pferd, das panisch hin und her sprang. Der ganze Hof war überfüllt mit Männern und Pferden, die wild durcheinanderschrien und schnaubten und rannten. Und während sich das Falltor quälend langsam wieder schloss, konnte Amos klar erkennen, weshalb der Onkel und seine Männer so unruhig und zugleich niedergeschlagen waren.
    Die Kutsche, die sie vorhin unten auf der Straße umzingelt hatten, jagte nun donnernd und polternd, von zwei riesenhaften Rappen gezogen, auf das Burgtor zu. Ihr voraus ritten weitere fünf jener purpurnen Krieger, die mit ihren Silberhelmen wie Racheengel anzusehen waren. Die Rollen hatten sich offenbar verkehrt, aus den Gejagten waren Jäger geworden. Aber wo befand sich der zweite Wagen, unter dessen Dröhnen die Burg längst erzittern müsste, wenn er gleichfalls auf dem Weg hier herauf wäre? Angestrengtbeobachtete Amos den Spalt oben im Burgtor, der zusehends schmaler wurde. Wo nur befand sich die dämonische Kreatur, die bisher in jenem Wagen gefahren war?
    Von den riesenhaften Rappen vorangerissen, war auch die Kutsche unterdessen fast am Burgtor. Die fünf Reiter zügelten bereits ihre Pferde, nahmen die Armbrüste vom Rücken und legten die tödlichen Pfeile ein. »Hoch die Brücke, verflucht!«, schrie Höttsche, und ganz kurz noch sah Amos eine distelspitze Schulter mit einem grauen, ausgemergelten Antlitz darüber, das sich rechter Hand aus dem Kutschfenster beugte. Aus schmalen Augen traf ihn ein kalter und doch gieriger, ja gefräßiger Blick – dann schloss sich mit einem letzten Kreischen des Seilzugs der allerletzte Ritz im Burgtor und von den Purpurkriegern und der prächtigen Kutsche war nichts mehr zu sehen.
6
    »
I
m Namen des Erlösers,
öffnet das Tor! Noch könnt Ihr auf Gnade hoffen, Heribert von Hohenstein, aber erzürnt uns nicht noch mehr.«
    Cellari wechselte einen Blick mit Jan Skythis. Beide waren aus der Kutsche ausgestiegen und vor den Burggraben getreten, der zehn Fuß breit sein mochte und ebenso tief. Das Falltor auf der anderen Seite, das gleichzeitig als Zugbrücke diente, war mit einem Gitter aus eisernen Spangen und Sparren überzogen, die wohl nicht einmal die Armbrustschützen mit ihren Stahlpfeilen durchschlagen konnten.
    Das vermutete jedenfalls Hannes Mergelin, der gleichfalls aus der Kutsche mit den purpurroten Polstern ausgestiegen war.
    Hinter dem Falltor berieten sich der Ritter und sein Hauptmann mal murmelnd, dann wieder heiser schreiend. »Meine Geduld, Ritter Heribert«, sagte Cellari sanft, »reicht noch für ein Ave Maria. Öffnet das Tor.«
    Zu seiner Linken verharrten die Armbrustschützen auf ihren Pferden, die Waffen unveränderlich auf das Burgtor gerichtet. Auch Cellaris Gehilfen saßen noch in den Sätteln, Alexius mit einer Fanfare in der regungslosen Rechten, während

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