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Opus 01 - Das verbotene Buch

Titel: Opus 01 - Das verbotene Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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so eng zusammengedrängt hockten und kauerten die restlichen Räuber in der Mitte des Hofs. Ringsum auf den Mauerfirsten standen die Streiter Christi, ihre Armbrüste und Feuerwaffen auf den Hauptmann und seine Schar gerichtet. Die Sonne war mittlerweile hoch in den Himmel gestiegen. Es war drückend heiß und dem Ritter lief der Schweiß nur so aus den zotteligen Haaren in den ebenso verfilzten Bart. Er musste allerdings auch in der prallen Sonne knien, während Cellari im Schatten des Wehrturms thronte.
    »Nennt mich Eminenz – das genügt, Ritter Heribert«, entgegnete Cellari mit gespielter Nachsicht. Jan Skythis sog die Luft durch die Zähne ein und der Inquisitor schaute kurz zu ihm herüber und lächelte geziert.
    Skythis saß auf den Stufen vor dem Palas, an seiner Seite der Hilfsschreiber Mergelin. Hannes spürte die Erbitterung des Unterzensors, der sich von Cellari mehr und mehr an den Rand gedrängt sah. Ebenso fühlte Hannes, dass jene innere Erhitzung Meinolf noch immer in ihrem Bann hielt: Neben Alexius lehnteder weißblonde Gehilfe an der Turmmauer und die Flecken auf seinen Wangen waren nun so leuchtend rot wie Klatschmohnblüten. Doch all das nahm Hannes nur nebenher wahr – sehr viel mehr beschäftigte ihn die Frage, wo jener andere sich versteckt hielt.
    Vorhin, als das Burgtor vor ihnen aufgegangen war, hatte Hannes ihn in einem der hinteren Wachtürme ganz kurz bemerkt. Besser gesagt, ihn erspürt, doch seither schien der andere vom Erdboden verschluckt. Und wenn Hannes die Augen schloss und in sich hineinlauschte, so war auch von jenem Sog, der ihn heute früh im Eisenwagen mit sich gerissen hatte, nichts mehr zu bemerken.
    Er verbirgt sich, dachte Hannes, aber ich werde ihn aufspüren. So wie Meinolf seinen Rachedurst zu verbergen sucht – doch Hannes fühlte ihn so deutlich, als ob der junge Mönch ihm zurufen würde: Ich krieg dich, Mergelin.
    »Euer Eminenz, sehr wohl.« Ritter Heribert hob seine Hände, die mit einem Strick zusammengebunden waren, und fuhr sich unbeholfen über die Stirn. »Meine Gewährsleute haben mir versichert«, fuhr er im Tonfall tiefster Zerknirschung fort, »dass heute in aller Frühe ein gewisser Freiherr von Waldesruh unten auf der Straße vorbeifahren würde – in einer schwarzen Kutsche ohne Wappen und mit großem Geleitschutz. Er sollte nach Böhmen unterwegs sein, nachdem er sich mit Hochwohlgeboren – unserem allergnädigsten Herrn Markgrafen – überworfen habe. Wenn der Freiherr nun hier auf Burg Hohenstein für ein paar Tage oder Wochen sozusagen Quartier nehmen würde, gleichsam als Sommerfrische, Ihr versteht schon, Eminenz … nicht ganz freiwillig, aber in allen Ehren … dann … nun also, dann … das versicherten jedenfalls meine Informanten … dann, Euer Hei… würden Hochwohlgeboren mir, Ihrem untertänigsten Diener, geradezu dankbar sein.« Der Ritter war zusehends ins Stottern geraten, nun verstummte er vollends und schielte nur noch flehentlich zu Leo Cellari hinüber.
    »Und diesen Mummenschanz habt Ihr geglaubt?« Der Inquisitor schüttelte tadelnd das Haupt. »Dass der hohe Fürst sich mit einem wie Euch gemein machen würde, um es auf diese Weise einem kleinen Freiherrn heimzuzahlen?«
    »Mein Ehrenwort, Euer … ich schwöre es bei allem …«
    »Schwört lieber nicht, Heribert. Obwohl Ihr in diesem Punkt wohl sogar die Wahrheit sprecht. Ihr wolltet das Lügenmärchen glauben und so wurdet Ihr zum betrogenen Betrüger und sitzt nun – in allen Ehren, versteht sich – in Eurer eigenen Sommerfrische fest.«
    Meinolf lachte leise auf und der Inquisitor sah mit selbstzufriedenem Lächeln zu seinen Gehilfen hinüber. Seine Miene schien zu sagen: Ich bin gut, nicht? Aber das hier ist erst der Anfang.
    »Ich flehe Euch an, Euer Eminenz«, jammerte der Ritter, »es war ein Versehen, Ihr sagt es ja selbst. Also lasst Milde walten, ich schwöre auch, dass ich niemals wieder …«
    Cellari gebot ihm mit einer Handbewegung Schweigen. »Noch einmal, Ritter: Schwört lieber nicht! Was Ihr Versehen nennt, war die Schlinge, die ich selbst geknüpft und ausgelegt habe, um Euch darin zu fangen.«
    Die Kinnlade fiel dem Ritter herunter. »Ihr, heiliger Mann? Ihr habt Lügen ausgestreut, mich in die Falle gelockt – aber wozu? Wenn Ihr gekommen seid, mich zu verhaften, Eminenz, obwohl ich stets ein gottfrommer Mann war, nur nicht gänzlich frei von Lastern …« Ritter Heribert reckte die gefesselten Hände in einer flehentlichen Gebärde zu

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