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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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bereits über den Baumwipfeln – bis Mittag konnte es nicht mehr weit sein. Die Luft war heiß und flimmerte über dem Fluss. Laurenz schaute an sich herab: Er war wieder der schlaksige Bursche von fünfzehn Jahren, der es liebte, allein durch die Wälder zu streifen und dabei von Abenteuern zu träumen, die er eines Tages bestehen würde. Irgendwo in weiter Ferne, hinter den unendlichen Wäldern und Bergen, lebte das Mädchen, das für ihn bestimmt war, das er liebte und mit dem er sein Leben verbringen würde – auch das hatte er damals schon gewusst.
    Er machte sich auf den Heimweg. Es war der Tag, an dem der Vater die große Jagd veranstalten wollte, das spürte Laurenz ganz genau. Er musste sich sputen, und er würde all seine Überredungskünste aufbieten müssen, damit der Vater die Jagd abblies, bevor sie überhaupt begonnen hatte.
    Das letzte Wegstück rannte er, wie er es als Knabe immer gemacht hatte – vom Waldrand über die weite Wiese und den steilen Kletterpfad hinauf zur Burg. Das Tor stand offen und in der Wachstube ließen die Männer den Würfelbecher kreisen. »Ah, da seid Ihr ja, junger Herr«, sagte einer von ihnen. »Euer Vater sucht Euch.«
    Laurenz lief eilends zum Palas hinüber. In seiner grünen Jägertracht, das Erbschwert der Edlen von Answer umgegürtet, marschierte der Vater im großen Saal auf und ab – gerade dort, wo sein wolfsäugiges Ebenbild getafelt hatte. Und doch niemals tafeln würde, nie getafelt haben würde, wenn er, Laurenz, jetzt nur alles richtig anfing und zu Ende brachte.
    »Da bist du ja, Junge!«, rief ihm der Vater entgegen. »Komm doch heute einmal mit auf die Jagd – nur mir zu Gefallen!« Er sah Laurenz bittend an. »In einer Stunde versammelt sich alles auf der Lichtung beim Jagdkastell – du wirst sehen, das wird ein großer Spaß.«
    Laurenz senkte den Kopf. »Bitte, Vater, wir haben doch darüber gesprochen. Ich kann dem Hetzen und Töten nun einmal nichts abgewinnen. Und so gerne ich sonst Eure Wünsche und Befehle erfülle – gerade heute kann ich Euch den Gefallen nicht tun.«
    Der Vater legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Was ist los mit dir? Schau mich an, Laurenz. Du kommst mir so ernst, so verändert vor.«
    Laurentius hob folgsam seinen Kopf. Wie kraftstrotzend, ja unbesiegbar der Vater vor ihm stand! Für einen Moment kam es Laurenz vor, als ob er alle Schrecknisse nur geträumt hätte. Aber es war Traum so wenig wie Wirklichkeit gewesen, vielmehr irgendetwas Fiebriges dazwischen – Verwirrung, Verworrenheit. Und er musste nun dafür sorgen, dass nichts davon sich jemals ereignet haben würde.
    »Vater, bitte«, begann er und sah Ritter Justin Answer eindringlich an. »Ich kann nicht mit zu dieser Jagd, und ichflehe Euch an: Geht auch Ihr nicht dorthin! Und lasst vor allem nicht Gisa hinaus zum Jagdkastell gehen.«
    Die Miene des Vaters war bei diesen Worten erst fragend, dann grimmig geworden. Jetzt hob er eine Hand und gebot seinem Sohn zu schweigen. »Was redest du da, Junge?«, fuhr er ihn an. »Weshalb um Himmels willen sollte ich nicht zu dieser Jagd gehen? Ich bin der Herr, es sind meine Jäger und es ist mein Wild!«
    Laurenz schüttelte den Kopf. »Das alles weiß ich ja, Vater, aber bitte versteht doch: Ihr müsst die Jagd abblasen – sofort, sonst ist alles zu spät!« Der Vater wollte ihm aufs Neue Schweigen gebieten, aber Laurentius redete einfach weiter. »Hört mich an – und dann entscheidet, was Ihr von meiner Warnung haltet.«
    Er sah an seinem Vater vorbei zu der Felswand, von der aus er beobachtet hatte, wie die Wolfsäugigen es sich an ihrem Tisch schmecken lassen würden. »Wenn Ihr heute die Jagd wie geplant durchführen würdet, Vater«, sagte er, »dann würde auf der Lichtung beim Jagdkastell ein Rehkitz angeschossen werden, und Gisa würde es mit ansehen und vor Mitleid außer sich sein. Sie würde mich bitten, das Rehkitz in den Holzverschlag hinter dem Kastell zu bringen, und morgen würde sie mit der Mutter wieder hinausgehen, um nach dem Kitz zu sehen. Und dahin darf es aber auf gar keinen Fall kommen, Vater – denn wenn Mutter und Gisa morgen in den Wald hinausgehen würden, dann würden sie nicht mehr zu uns zurückkehren.«
    Er musste schlucken und konnte nicht gleich weitersprechen, aber diesmal machte der Vater keinerlei Anstalten, ihm dazwischenzufahren. »Woher weißt du das alles, Laurenz?«, fragte er nur und in seinem Gesicht malten sich Sorge und Schrecken.
    »Ich weiß es eben«, antwortete

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