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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Laurenz und hob die Schultern. »Sie würden nicht zurückkehren«, wiederholte er,»es würde so sein, als ob das Dickicht sie verschluckt hätte. Ihr würdet Eure Männer zusammenrufen und überall im Wald nach ihnen suchen. Dabei würdet Ihr auf die Horde wilder Leute stoßen, die seit Jahr und Tag irgendwo dort draußen im Dickicht haust. Im Kampf würdet Ihr und Eure Männer etliche von den wilden Leuten töten, aber Mutter und Gisa würdet Ihr nicht finden. Und eines Tages würden dann wolfsäugige Männer aus dem Dickicht kommen, eine ganze Streitmacht, und Burg Answer überfallen und besetzen – und Euch, Vater …«
    Wieder musste Laurenz eine Pause einlegen. Seine Kehle brannte, als ob er Feuer geschluckt hätte. »Und Euch«, fuhr er mühsam fort, »würden sie in Euer eigenes Verlies werfen – grundgütiger Gott!«
    Er warf sich Justin Answer an die breite Brust und sein Vater tätschelte ihm den Rücken. »Und deine Mutter und Gisa«, fragte er mit ahnungsvollem Unterton, »wie würde ihr weiteres Schicksal aussehen?«
    Der Mut drohte Laurenz nun vollends zu verlassen. »Bitte erlasst mir die Antwort«, flehte er. »Sagt nur die Jagd ab, so wird ja nichts von alledem geschehen!«
    Doch der Vater ließ sich nicht beirren. »Antworte mir, Laurenz. Was weißt du noch von ihnen?«
    Laurenz löste sich aus seinen Armen und wich vorsichtshalber einen Schritt zurück. »Die Mutter und Gisa«, murmelte er, »würden mit den Wolfsäugigen aus den Wäldern kommen und mit ihnen hier auf Burg Answer leben.«
    Da heulte der Vater auf, als ob er selbst von einer Kugel getroffen worden wäre. »Diese verfluchten Tiermenschen!«, stieß er hervor. »Sie verschleppen und entehren meine Frau und meine Tochter – und dann hausen sie mit ihnen unter meinem Dach, während ich selbst in meinem eigenen Kerker schmachten muss?« Schwer atmend stand er vor Laurenz, die Fäuste geballt. »Ich glaube dir, Laurenz, jedes Wortglaube ich – denn ich weiß sehr wohl, dass Gott in Seiner Güte den Menschen zuweilen Wahrträume schickt. Du hast eine über unseren Häuptern schwebende Drohung erblickt – und ich werde nun tun, was getan werden muss, um diese schreckliche Gefahr abzuwenden.«
    Diesmal war es Laurentius, der dem Vater ins Wort fallen wollte, doch auch der alte Answer ließ sich so leicht nicht unterbrechen. »Ich werde die Jagd nicht absagen«, erklärte er, »ganz im Gegenteil: Ich werde meinen Männern befehlen, alles wilde Volk zu jagen, das sie in meinen Wäldern aufspüren können. Bringen wir die Wolfsäugigen heute zur Strecke, dann können sie unseren Frauen morgen keine Gewalt antun!«
    Nach diesen Worten wollte der Vater von dannen stürmen, aber Laurenz war rascher bei der Tür und verstellte ihm den Weg. »Bitte hört mich zu Ende an, Vater«, sagte er. »Eine wichtige Sache wisst Ihr noch nicht.«
    »Was für eine Sache?«, fragte Justin Answer und starrte finster auf Laurenz hinab.
    »Die neuen Herren von Burg Answer«, sagte Laurenz atemlos, »würden ganz genauso aussehen wie Ihr und ich. Ihre Augen würden Wolfslichtern gleichen, ansonsten aber würden sie aufs Haar wie Eure und meine Spiegelbilder aussehen. Sie würden mit Mutter und Gisa zusammenleben wie der Gatte mit der Gattin, der Vater mit der Tochter, der Sohn mit Mutter und Schwester.« Er fasste die Hände seines Vaters und presste sie krampfhaft. »Nur dass es wolfsäugige Tiermenschen wären!«, rief er aus. »Bitte, sagt die heutige Jagd ab – ich schwöre Euch, dann wird alles gut!«
    Der Vater war bei diesen Worten bleich geworden. »Wie du und ich«, murmelte er, »nur dass ihre Augen Wolfslichtern gleichen? Das würde ja heißen, dass wir Jagd auf uns selbst machen müssten – unsere vertierten Spiegelbilder zur Strecke bringen? Dieser Gedanke widerstrebt mir sehr.«
    »Dann blast Ihr die Jagd also ab?«, rief Laurenz. »Bitte, Vater, sagt ja!«
    Ritter Justin Answer schaute einen Augenblick gedankenvoll vor sich hin, dann nickte er Laurenz zu. »Ich spüre den Ernst, der aus dir spricht. Du hast eine göttliche Vision empfangen, davon bin ich nun überzeugt – und so kann ich gar nicht anders, als die Jagd abzusagen. Und um ganz sicherzugehen, werde ich noch ein Übriges anordnen: Fortan darf in unseren Wäldern nur noch so viel Wild wie irgend nötig erlegt werden.«
    Er schaute Laurentius an, als ob er aus einem bedrückenden Traum erwacht wäre. »Was sagst du dazu, Junge? Und mit den wilden Leuten im Dickicht machen wir

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