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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Frieden – sollen sie doch meinethalben die paar Hasen und Sauen erlegen, die sie gegen den ärgsten Hunger brauchen. Schließlich haben wir in unseren Wäldern mehr als genug davon.«
    Laurenz mochte seinen Ohren kaum trauen. Doch er beeilte sich, dem Vater in allem beizupflichten. Der legte ihm einen Arm um die Schultern und zog ihn mit sich, hinaus in den sonnigen Burghof. »Es ärgert mich seit Langem«, erklärte er, »dass der Verkehr zwischen Burg Answer und dem Hof des Herzogs von Kestona so ganz und gar zum Erliegen gekommen ist. Noch in meinen jüngeren Jahren war es immer ein munteres Hin und Her zwischen unseren Ländereien. Stell dir nur vor, Laurenz: Damals führte eine recht gut befestigte Straße von Burg Answer zum Palazzo Kestona – durch unsere Wälder und Berge und auf der anderen Seite durch die herzöglichen Gefilde bis zu seinem berühmten weißen Schloss mit dem kunstvoll in sich gedrehten Muschelturm. Es ist doch ein Jammer, dass dieser Austausch in letzter Zeit so sehr verkümmert ist! Aber diesen Fehler werden wir nun unverzüglich beheben – ich sende heute noch meinen Vogt aus, er soll Frieden mit den wilden Leuten draußen im Dickicht machen. Und dann kann er gleich weiter nachKestona reiten – der Herzog wird sich freuen, wenn er endlich einmal wieder eine Einladung nach Burg Answer erhält.«
    Und ganz genauso sollte es dann auch kommen. Die wilden Leute bekamen das Recht zugesichert, in einem entlegenen Waldstück fernab von Burg Answer ein Dorf zu errichten und dort auch einen bescheidenen Anteil der Answer’schen Hasen und Wildschweine zu jagen. Im Gegenzug schworen sie, der Wegelagerei, dem Wildern und vorzüglich der Menschenverschleppung für alle Zeiten zu entsagen – womit sie recht eigentlich aufhörten, wilde Leute zu sein.
    Einige Wochen darauf kehrte der Burgvogt aus Kestona zurück und überreichte Ritter Justin Answer einen prachtvoll gesiegelten und mit Kordeln umwickelten Brief. Darin erklärte der Herzog von Kestona, dass er die Einladung mit Freuden annehme. Gleich im nächsten Frühjahr, wenn die Straße wieder instand gesetzt wäre, werde er sich aufmachen, um mit seiner Gemahlin und ihrer beider Tochter Lucinda nebst einem Gefolge von fünf Dutzend Edeldamen, Höflingen und Pagen sowie noch einmal so vielen Künstlern und Narren die Edlen von Answer zu beehren.
    Nachdem der Vater diesen Brief beim Abendessen vorgelesen hatte, stieß Laurenz einen Freudenschrei aus. Alle sahen ihn höchst verwundert an, und nachdem er einige Zeit herumgestammelt und dann wieder geprustet und gekichert hatte, gab er es auf. Wie um Himmels willen sollte er seinen Eltern oder seiner Schwester Gisa erklären, dass er seine Liebste wiedergefunden hatte – und diesmal nicht hinter dem Spiegel, sondern in Wirklichkeit?
    Im folgenden Frühjahr traf das Herzogspaar von Kestona mitsamt einem unabsehbar häupterreichen Gefolge tatsächlich auf Burg Answer ein. Mit ihren leuchtend grünen Augen, dem schimmernd schwarzen Haar, der mondhellen Haut sah Lucinda noch zauberhafter und liebreizender aus als in Laurentius’ Erinnerung, obwohl das eigentlich kaum möglich war.
    Beide Elternpaare wunderten sich sehr, als Laurenz vor Lucinda niederkniete, kaum dass sie im Burghof der Kutsche entstiegen war. »Immer will ich Euch lieben, nie Euch bekümmern, Lucinda!«, rief er aus und reckte die aneinander gelegten Hände zu ihr empor.
    Da beugte sie sich vor, legte ihre schlanke weiße Hand auf sein Haupt und sprach: »Laurentius, mein geliebter Herr – versprecht mir, dass Ihr mich nie mehr verlassen werdet.«
    »Ich schwöre es – bei allem, was mir heilig ist!«, rief Laurenz voller Inbrunst. Da nahm sie ihn bei den Händen und zog ihn zu sich empor. »Diesmal wird wirklich alles gut«, sagte er, und sie nickte ihm mit einem glückseligen Lächeln zu.
    Nun beugte Laurentius Answer Haupt und Knie vor Lucindas Eltern und begrüßte sie voller Ehrfurcht. »Diesmal hätte ich es bestimmt nicht versäumt, Euch aus dem Sorgenschlaf zu wecken, Herr«, fügte er mit einem kaum merklichen Lächeln hinzu. »Doch glücklicherweise«, fuhr er an die Herzogin gewandt fort, »ist Euer Gemahl ja bereits wach und wohlauf.«
    Der Herzog und die Herzogin wechselten Blicke, die stilles Befremden erahnen ließen. Doch ehe sie etwas erwidern konnten, sprach Laurentius schon weiter: »Lucinda und ich lieben uns seit Langem – uns beiden träumte schon als kleinen Kindern, dass wir füreinander bestimmt sind. Und

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