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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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kamen fast alle wieder zurück ans Tageslicht. Mit zufriedenen Gesichtern, viele von ihnen sogar mit einem strahlenden oder verzückten Lächeln. Manche trugen rußschwarze oder feuerrote Zeichen auf Stirn oder Armen, andere hielten ihre mitgebrachten Holzbalken oder Sicheln in die Sonne und ergötzten sich an den magischenZeichen, mit denen die Zauberpriester ihre Gegenstände versehen hatten.
    Die Tragekörbe und Säcke, mit denen sie die Gaben für Geister und Priester herbeigeschafft hatten, waren zwar allesamt leer, wenn die Geistergläubigen aus dem Tempel zurückkehrten – aber auch das war es nicht, was Amos an diesen Heidenbräuchen so sehr befremdete. Oder jedenfalls nicht das allein. Die ganze riesengroße Tempelanlage mit dem heiligen Hain und den vielerlei Wächtern und Priestern zu erhalten, war zweifellos ziemlich kostspielig. Wenn die Gläubigen auf diese Weise ihren Anteil beisteuerten, war das letzten Endes nur gerecht. Auch wenn die Vorstellung recht sonderbar war, dass sich die Priester und sogar die Geister wie Krämer oder Schuster für ihre Dienste bezahlen ließen. Aber in der christlichen Kirche ging es ja nicht sehr viel anders zu: Die Höllenstrafe, die sie nach ihrem Tod im Fegefeuer verbüßen mussten, konnten sich die Gläubigen dort für ein paar Silber- und Kupferstücke verkürzen. Als Beweis, dass sie tatsächlich bezahlt hatten, bekamen die braven Christen sogar einen »Ablasszettel« – und den zeigten sie dann wohl am Höllentor vor, damit man sie auch wirklich ein paar Tage oder Wochen früher aus dem Straffeuer entließ.
    Gehen wir hinein? Klara lächelte Amos aufmunternd an. Ich kann es gar nicht mehr erwarten, unsere ebenbildlichen Ahnen zu sehen .
    Er nickte ihr halbherzig zu. Na gut, gehen wir . Klara musste doch auch spüren, dass ihm immer unbehaglicher zumute wurde. Aber sie schien entschlossen, alles, was sie hier zu sehen bekamen, allein von der sonnigsten Seite zu sehen. Und Amos verstand ja auch, warum sie es so sehen und empfinden wollte: Ihre Eltern und vor allem ihr Vater hatten doch selbst noch an die alten heidnischen Götter und Geister geglaubt. Und wenn sie, Klara, nun eine mächtige Heidenpriesterin wurde, dann war das beinahe so, als ob ihre Eltern nicht umsonst gestorben wären.
2
    E
in junges Paar näherte sich
den Tempelwächtern und Klara zog Amos hastig auf den Eingang zu. Ich will hören, was sie sagen.
    Ich eigentlich nicht, dachte Amos still für sich.
    Mit erwartungsvollem Lächeln schaute der junge Mann zu den riesenhaften Schriftzeichen an der Tempelfassade auf. Er mochte allenfalls achtzehn, neunzehn Jahre zählen und seine Braut war so ärmlich gekleidet wie er selbst. Auch die Gaben, die er in seiner Rückentrage mitgebracht hatte, wirkten recht kümmerlich – ein Laib Brot, ein wenig Pökelfleisch. Aber die jungen Brautleute schienen sich wegen ihren dürftigen Verhältnisse nicht weiter zu bekümmern – ihre Gesichter strahlten vor glückseliger Verliebtheit.
    »Was bedeuten diese Zeichen?«, fragte der Bräutigam einen der beiden Tempelwächter.
    »Das geht dich nichts an«, gab der zurück und seine Miene wurde noch finsterer. »Tretet mit gesenkten Köpfen ein. Wendet euch an die Priesterin – zur Rechten des Geistertors. Werft euch vor ihrem Sockel auf die Knie. Sprecht nur, wenn sie euch etwas fragt. Und wagt es nicht, euch ohne ihre Erlaubnis zu erheben.«
    Die Brautleute senkten gehorsam ihre Häupter und schlichen an den Wächtern vorbei in den Tempelraum. Im Innern des Tempels wandten sie sich gleich nach rechts, wie es ihnen der Wächter befohlen hatte. Amos und Klara schwebten hinter ihnen her.
    Schon nach wenigen Schritten war es so finster, dass man kaum mehr die Hand vor Augen sah. Nur ganz schemenhaft zeichneten sich einige Umrisse ab. In der Mitte des Tempelsaals ragten zwei Steinsockel auf, getrennt durch einen breiten Spalt im Boden, an dessen Grund es rot und orangefarben glomm – offenbar das »Geistertor«, von dem einer der Wächter eben geredet hatte. Dämpfe stiegen von dort auf, gelblich-braun und durchscheinend wie Morgennebel. Auf jedem der beiden Steinsockel saß eine Gestalt, in sich zusammengesunken, als ob sie im Sitzen eingeschlafen wäre.
    Das müssen unsere ebenbildlichen Ahnen sein , wisperte Klara in Amos’ Geisterohr. Aber was ist los mit ihnen?
    Darauf wusste er keine Antwort. In unregelmäßigen Abständen erklang lautes Dröhnen und Donnern, so nah, als ob sich hier mitten im Tempel ein Gewitter

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