Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
Vom Netzwerk:
Innentasche seiner Weste und hielt es wie eine Fahne hoch über seinem Kopf, während er in den Fluss hinabstakste. Das Wasser war unerwartet kalt und zerrte an seinen Fußknöcheln, und einmal glitt er auf den glitschigen Kieselsteinen aus und hätte fast das Gleichgewicht verloren. Aber er fing sich gleich wieder und kletterte schon im nächsten Augenblick die Uferböschung hoch, die hier drüben aus nacktem Fels bestand.
    Rolfus streckte ihm von oben eine Hand entgegen. Amos ließ sich auf das schmale Steinsims emporziehen, das auf dieser Seite zwischen Fluss und Berg verlief. Dicht hinter ihm kletterte Leander die Böschung hinauf. Amos bemerkte den Blick des anderen Jungen und beeilte sich, das schwarzledern gebundene kleine Buch zurück in seine Westentasche zu schieben. Hätte er es besser dort im Verborgenen belassen? Schließlich war Leander ein geübter Taschendieb, dessen Geschicklichkeit Amos schon einmal zu spüren bekommen hatte. Aber er hatte doch unbedingt verhindern müssen, dass das kostbare Buch noch ärger beschädigt und womöglich sogar mit Flusswasser durchweicht würde, falls ihn die Strömung von den Füßen riss.
    Vom Steinmetz Walter am kurzen Zügel geführt, gelangte auch das Muli mitsamt Johannes ohne Zwischenfälle zu ihnen herüber. »Schnell!«, murmelte Johannes. »Hört ihr das? Sie sind gleich hier unten in der Schlucht.« Seine Augen waren zu winzig schmalen Schlitzen zusammengezogen, sein Gesicht noch bleicher als gewöhnlich und mit Schweiß bedeckt. Ganz offensichtlich war er am Ende seiner Kräfte.
    Von Rolfus geleitet, hasteten sie noch ein paar Dutzend Meter auf dem Felssims entlang. In der Bergwand zu ihrer Linken bemerkte Amos einen senkrechten Spalt – gerade breit genug, dass ein erwachsener Mann hindurchgelangen konnte, ohne mit den Schultern stecken zu bleiben. Dahinter führte ein Felsgang unabsehbar tief in den Berg hinein, doch zu seinem Erstaunen schenkte Rolfus dieser Öffnung keinerlei Beachtung. Er eilte auf dem Uferpfad weiter, ließ mindestens zehn ähnliche Zugänge links liegen und verschwand dann unvermittelt in einem Felsspalt.
    Klara warf über die Schulter einen Blick nach hinten. Ich spüre, dass wir ihnen trauen können , sagte sie. Geht es dir auch so?
    Amos nickte ihr zu. Er war sich nicht ganz so sicher wie Klara, doch so oder so blieb ihnen keine Wahl. Ohne aus dem Sattel zu steigen, lenkte Klara ihr Pferd durch die enge Öffnung ins Inneredes Berges. Der Spalt war eben hoch genug, dass sie dabei nicht mit dem Kopf anstieß. Rasch schaute Amos noch einmal hinter sich, den Flusslauf hinauf – von ihren Verfolgern war noch nicht das matteste Purpurschimmern zu sehen. Aber nun verstand er, warum die ganze wilde – oder vielleicht auch fromme – Schar gestern in solcher Eile den Berghang hinab geflohen war. Der Saumpfad bestand hier aus nacktem Fels, und deshalb hinterließen sie auf dieser Flussseite weder Fuß- noch Hufspuren. Etwaige Verfolger könnten zwar leicht erkennen, dass sie den Fluss an der Furtstelle durchquert hatten. Aber in welche Richtung sie sich auf dieser Uferseite gewandt hatten und durch welchen der zahlreichen Spalte sie möglicherweise im Innern des Bergs verschwunden waren, konnten ihre Häscher höchstens noch herausfinden, indem sie aufs Geratewohl verschiedene Zugänge ausprobierten.
    Doch das alles galt eben nur dann, wenn die Fliehenden es bis in den Berg geschafft hatten, ehe ihre Verfolger auf Sichtweite herangekommen waren.
    Leander legte Amos seine Hände auf die Schultern und schob ihn durch die Öffnung in den Fels hinein. Amos beeilte sich, zu Klara aufzuschließen, damit auch der Rest ihres kleinen Trupps in den Berg schlüpfen konnte.
    »Kein Wort jetzt«, hörte er in seinem Rücken Walter flüstern. »Wenn wir erst eine Meile tief im Gestein sind, kann uns da draußen niemand mehr hören.«
    Eine Meile tief im Gestein? Voller Erstaunen dachte Amos über diese Worte nach, während er Rolfus und Klara durch den leicht abschüssigen Gang in den Berg hinein folgte. Aber schon nach wenigen Schritten blieb er wieder stehen und drückte sich mit dem Rücken gegen die raue Felswand. Er machte Walter ein Zeichen und der Steinmetz führte das Muli mit Johannes darauf an ihm vorbei.
    Hinter seiner Stirn spürte er das vertraute Sausen und kurz darauf ein Kribbeln in seinem Magen – Klara hatte magische Verbindungmit ihm aufgenommen. Du traust ihm immer noch nicht, oder?
    Ich will einfach kein unnötiges Wagnis

Weitere Kostenlose Bücher