Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
Vom Netzwerk:
Augen hielt er Klaras Blick fest, bis ihr Wagen um eine Kurve zockelte und sie endgültig aus seinem Blickfeld verschwand.
    Es schmerzte ihn so sehr, als ob ein Stück von ihm selbst abgehackt worden wäre. Klara , schrie er ihr auf dem Gedankenweg hinterher, willst du nicht doch mitkommen – und danach gehen wir zusammen nach Nürnberg? Oder ich komme zuerst mit dir zu Mutter Sophia – und dann bringen wir zusammen Abt Trithemius
Das Buch
?
    Wie gerne würde ich bei dir bleiben, lieber Amos . Der Klang ihrer Gedankenstimme tröstete und beruhigte ihn ein wenig. Aber so, wie wir es beschlossen haben, fuhr sie fort, ist es am besten.
    Du hast recht, Klara. Ich glaube es ja auch. Dennoch meinte Amos, das Herz müsste ihm in der Brust zerreißen vor Angst und Abschiedsschmerz. Aber die Entscheidung war nun einmal gefallen, und je schneller sie alles hinter sich brachten, desto eher würden sie auch wieder zusammenkommen. Auf dem Weg von der Lichtung zur Straße hatten Klara und er vorhin alles in fieberhafter Eile durchgesprochen und ein ums andere Mal hin und her gewendet – und er wusste ja selbst, dass es für sie beide keine andere Möglichkeit gab.
    Lebe wohl, meine Auserwählte – und hoffentlich auf bald. Er unterbrach die magische Verbindung, öffnete die Augen und sah sich im Kreis seiner Reisegefährten um.
    Die drei Maurer, die ihm gegenüber in dem offenen Bauernwagen saßen, schauten ihn verwundert an. Seine Reisegefährten würden ihm keine Fragen stellen, hatte Bruder Egbert beteuert, und bisher hatte er recht behalten. Doch Amos sah ihnen an, dass sie ihre Neugierde nur mühsam zu zügeln vermochten.
    Es waren insgesamt sieben Männer, alle bereits in mittleren Jahren. Mit den steifen schwarzen Hüten und den ebenso schwarzen Gewändern sahen sie feierlich aus, mehr Priestern als einfachen Handwerkern ähnlich. Einer saß auf dem Kutschbock und lenkte die Pferde mit Zurufen und Peitschenschnalzen, die anderen hockten hinten auf dem Leiterwagen. Sie führten umfangreiches Maurerwerkzeug mit sich – Hämmer und Meißel, Messwinkel, Zugseile und Spatel –, und sie waren eng zusammengerückt, damit er auf ihrem Karren noch Platz fand. Der Älteste von ihnen, ein massiger Mann mit eisgrauem Vollbart, war von Egbert als »Meister Dreyfuß« begrüßt worden. Er hatte auf ein bereitliegendes Kleiderbündel gewiesen – die schwarzen Gewänder eines Maurerlehrlings, der allem Anschein nach erheblich kürzere Beine als Amos hatte, dafür jedoch um Schultern und Brust herum sehr viel breiter gebaut war. Jedenfalls reichten Amos die Hosen des Maurerlehrlings nur bis eine Handbreit über die Fußknöchel, während er in Wams und Hemd bald zweimal hineingepasst hätte. Bloß der schwarze Hut mit der breiten Krempe saß ihm wie angeklebt auf dem Kopf.
    Aber so ganz genau würde hoffentlich niemand hinschauen. Falls überhaupt irgendwelche Büttel oder sonstige Obrigkeitsvertreter unterwegs ein Auge auf sie werfen würden, dann sollte sich Amos als ein gewisser Andres Kupferschuh ausgeben. Der Junge mit dem sonderbaren Vatersnamen war ein Maurerlehrling aus Nürnberg und mit seinen Zunftgenossen auf dem Weg nach Würzburg, wo sie auf Geheiß von Bischof Lorenz an umfangreichenUmbauten des Sankt-Kilians-Doms mitwirken sollten. Seine Reisegefährten würden diese Angaben bestätigen, und falls nicht gerade Leo Cellari persönlich oder der päpstliche Offizier mit dem strahlenden Lächeln ihren Wagen kontrollierten, würde gewiss niemand bezweifeln, dass er jener Lehrling namens Andres Kupferschuh war.
    Behäbig zockelten ihre Pferde dahin. Einzelne Reiter preschten an ihnen vorüber, und selbst leichte Bauernkarren, von stämmigen kleinen Pferden gezogen, überholten ihr schwerfälliges Fuhrwerk. Aber jeder Wanderer, jeder Bauer und sogar die stolzesten Reiter grüßten achtungsvoll zu ihrem Karren herüber. Angehörige der Maurerzunft genossen allgemein großen Respekt, das hatte auch Amos schon verschiedentlich gehört. Die Baukunst galt als schwierige und tiefgründige Wissenschaft, und die Baumeister der gewaltigen Dome und Basiliken in Köln, Nürnberg oder Würzburg wurden im ganzen Land als Weise und große Künstler, ja beinahe als Heilige verehrt, die mit den himmlischen Mächten in Verbindung standen. Auch aus diesen Gründen war es bestimmt gut und richtig, dass Amos eingewilligt hatte, mit den Maurern nach Würzburg zu reisen. Ein sichereres Geleit hätte er gar nicht finden können. Und trotzdem hatte

Weitere Kostenlose Bücher