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Opus Pistorum

Opus Pistorum

Titel: Opus Pistorum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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aufgewachsen, nie gegeben hat...
    Er bewundert den Wandbehang, den ich bei der Chinesin kaufte. Sehr hübsch, sagt er, und ob mit meinem Schwanz alles in Ordnung sei? Wenn ja, dann würde er selbst einmal nachmittags einen Spaziergang zu ihrem Geschäft machen.
    Und was ist mit dem kleinen Mädchen, mit dem ich ihn vor einigen Tagen im Bett erwischt habe? Oh, dieses kleine Biest! Wenn er die noch mal zu fassen bekäme! Eines Tages, als er eine Möse bei sich erwartete, warf er die Kleine hinaus, und am nächsten Tag, als er nicht zu Hause war, zertrümmerte sie ihm die Wohnung. Sie fegte seine Bücher von den Regalen, zerriss alle Papiere in der Schreibtischschublade, zerschnitt seine Matratze mit einer Klinge und setzte ihm abschließend einen Scheißhaufen gleich hinter die Wohnungstür, in den er hineintrat, als er zurückkam.
    "Kinder", sagt er ... "O Gott, sie sind schrecklich, besonders die frühreifen. Diese kleine Schnalle zum Beispiel — sie ist so rachsüchtig wie eine große und hat die grausame Phantasie von Kindern. Verdammt, ich kriege schon Angst, wenn ich an Kinder bloß denke ... sie sind wie Rotkäppchen und der Wolf im Bett..."
    Ernest will wissen, ob ich seine spanische Möse sehen möchte, die, hinter der seine lesbische Malerin her war. Sie lungert in einer Kneipe herum, in der es echten spanischen Flamenco zu sehen gibt...
    Ich gehe hinaus und horche an der Tür von Miss Cavendish. Es ist mucksmäuschenstill. Sie war es schon den ganzen Tag, und ein Telegramm steckt schon seit heute morgen an ihrer Tür ...
    Eine Hexe, böse und alt wie die im Märchen, arbeitet in der Garderobe. In Amerika hat jedes Lokal, egal wie heruntergekommen es ist, irgendein junges Ding, bei dem man den Hut abgibt. Aber die Leute hier sind Realisten. Für sie ist ein gutaussehendes Weib, das Mäntel aufhängt, eine ganz schlimme Verschwendung. Einen Mantel kann jeder aufhängen, aber für eine ansehnliche Frau gibt es bessere Verwendung ... Ernest flüstert mir zu, daß man bei dieser begabten Besenstielreiterin die Arrangements für die Separees trifft...
    Das Lokal ist voll von spanischen Matrosen, Zuhältern und Huren. Die erkenne ich gleich. Die anderen ... weiß der Himmel, da müsste man wohl ihre Polizeiakte lesen, um zu erfahren, was oder wer sie sind. Ernest findet sein Weib sofort.
    "Hände weg", sagt er aus dem Mundwinkel, als wir auf ihren Tisch zusteuern. "Und bleib hier beim Wein, der ist das sicherste."
    Das Lokal stinkt säuerlich nach altem Essen und abgestandenem Bier. Ich bin froh, daß wir gegessen haben, bevor wir hergekommen sind.
    Ernest hätte mich vor seiner Möse nicht warnen müssen - wir mögen einander nicht. Sie ist zwar recht hübsch, und ich denke, ich könnte sie bumsen, ohne das Licht ausdrehen zu müssen, aber wir ziehen uns einfach gegenseitig nicht an. Sie und Ernest beginnen über die Lesbierin zu streiten ... sie findet, daß er sich da dumm verhält... die Lesbierin hat ihr Geschenke gemacht und Ernest nicht. Ich beginne mich zu langweilen ...
    Das Orchester legt sich mit sprunghaften Melodien ins Zeug ... Eines muß man den Jungs ja lassen, ausdauernd sind sie. Nacheinander tanzen drei Frauen - alle haben Goldzähne. Das ist alles so furchtbar, daß sogar ein Tourist gemerkt hätte, daß es authentisch ist ... echt spanisch. Eine Stunde schleppt sich dahin.
    Ohne jegliche Vorwarnung betritt ein Mädchen die Tanzfläche. Sie ist verschleiert, aber man kann sehen, daß sie jung und sehr hübsch ist. Die Irren, die die ganze Zeit den Lärm gemacht haben, setzen ihre Gitarren ab...
    "Flamenco", sagt Ernest. "Ich habe gehört, daß sie die Jüngste ist, die das tanzt... ich meine, wirklich tanzt."
    Ich weiß viel zu wenig darüber, aber Leute, die angeblich etwas davon verstehen, haben mir gesagt, daß es zehn Jahre dauert, eine Flamenco-Tänzerin auszubilden. Zehn Jahre, um einen Tanz zu lernen, der zehn Minuten dauert! Das gehört zu den Dingen, die mich nicht sonderlich interessieren ... Mir kommt das wie Kraftverschwendung vor, genauso wie wenn einer die Bibel auswendig lernt. Aber egal, es soll zehn Jahre dauern, und deshalb sind alle Frauen, die den Flamenco tanzen, jenseits des Alters, in dem sie ihn eigentlich tanzen sollten.
    Aber dieses Mädchen! Ernests Kleine beobachtet, wie ich ihr zusehe, und erzählt mir, daß diese Tänzerin auch in einem Raum über dem Lokal für ein ausgewähltes Publikum auftritt. Sie lässt ihren Schal Wellen schlagen, klickt mit den

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