Orangenmond
Hamburg zu buchen. Kein Grund also, schon heute daran zu denken. Georg brauchte jetzt Trost, kein Gedanke mehr daran, in diesem Moment irgendetwas Entscheidendes von ihm zu erwarten.
»Ich lege mich in die Hängematte, kommst du mit?«, fragte Eva. Statt einer Antwort reichte er ihr seine Hand. Sie führte ihn unter die Bäume, hier war es dunkler, die trockenen Halme raschelten und strichen sanft an ihren Beinen vorbei, doch auf einmal stieß ihr Fuß gegen eine Kante, und sie stolperte. Wie bei Dick und Doof, dachte sie im Fallen, bevor ihre Hand von seiner losgerissen wurde. Sie stieß einen kleinen Schrei aus und landete auf etwas Weichem. Georg fiel mit einem unterdrückten Schnaufen neben sie.
»Oh, shit«, lachte er erschrocken auf, »was ist das denn!?«
»Die Mardermatratze. Tut mir leid, ich habe nicht mehr daran gedacht. Das war Helga heute Abend. Sie sagte, für Yoga sei sie zu weich, aber zum Meditieren gerade richtig.«
»Na, dann lass uns meditieren. Genug Zeug, um es aus meinem Kopf zu scheuchen, habe ich heute Abend ja gehört.«
Sie rollte sich ein wenig weg von ihm. Eine Weile lagen sie beide nebeneinander auf dem Rücken. Wie ein Ehepaar, dachte sie. Er links, ich rechts. Irgendetwas krabbelte über ihren Arm. Ameisen? Sie setzte sich auf und fegte die unsichtbaren Insekten mit den Händen weg. »Ich sehe nichts, was ist das über dem Schaumstoff? Hat Helga das Teil mit einem Spannbettlaken überzogen?«
»Keine Ahnung. Ich will mich jetzt nicht über sie unterhalten. Komm her!«
Sie robbte zu ihm hinüber und umarmte ihn. Er brauchte sie, wollte, dass sie ihn festhielt. Ein paar Minuten lagen sie einfach so da, dann zog er sie näher an sich und suchte ihren Mund. Sie küsste ihn. Er empfing ihre Zunge, nahm sie auf, war zart und doch fordernd. Sie seufzte, es hörte sich an wie ein Stöhnen.
»Eva, ich brauche dich, geh nicht mehr weg von mir, ja?«
Endlich, dachte sie. Endlich angekommen. Diese Schultern, dieser breite Brustkorb gehören Georg, der immer so gut riecht. Er verteilte kleine Küsse auf ihrem Hals, küsste sich dann hinunter zu ihren Brüsten.
»Nein«, sagte sie, »ich gehe nie mehr weg!«
Die Berührung seiner Hände machte ihr Gänsehaut, er war so traurig gewesen, so erschüttert. Merkte man aber im Moment gar nicht mehr. Eva lächelte und warf unwillkürlich den Kopf zurück. Langsam zog er sie aus.
Ich liege halb nackt unter einem Olivenbaum mitten im Nichts, dachte sie. Er riecht so lecker, ich liebe diesen leichten, sauberen Schweißgeruch, der in seinen Achselhöhlen haftet. Es fühlt sich so gut an, wie er meine Haare zurückstreicht, das kann er, so zart und sicher, jetzt rollt er mich herum, greift nach meinem Hintern. Ja, das ist schön, mach weiter, genau so.
Aber schon ändert er wieder alles, liegt jetzt auf mir, bisschen schwer ist er, ein echter Mann eben. Georg, du Drängler. Ist es albern, ihn abzuwehren, mit den Hüften vor seinen Händen zu fliehen, mich unter ihm hervorzuwinden, wie jetzt? Aber nein, es ist noch zu früh, er darf noch nicht in mein Höschen, aber ich in seins. Höschen! Männer tragen Unterhosen. Er stöhnt. Wenn ich so weitermache, kommt er gleich. Er hat gesagt, ich soll nicht gehen! Davon habe ich immer geträumt, endlich hat er es gesagt.
Nun ist auch das letzte Bollwerk namens Höschen gefallen, und ich liege nackt auf der Mardermatratze. Im Trulloland. Paese dei trulli . Relax! Georg schmeckt nach Zigarette, von wem die alte Packung wohl ist? Milena hat doch nie geraucht. Warum kann ich mich nicht auf das einlassen, was wir hier machen?
Georg verschwand mit dem Kopf zwischen ihren Beinen.
Kannst du mal deinen Kopf abschalten, verdammt, Eva! Hallo! Du bist hier, und Georg ist da unten. Stimmt. Was macht er da eigentlich? Soll mir wahrscheinlich Freude bereiten. Darin war er noch nie gut. Los, entspann dich! Ich versuche es ja, aber irgendwie fühlt sich das alles nicht richtig an. Die Pumpe brummt so laut, und irgendetwas ist gerade auf meine Schulter gefallen. Eine Olive kann es nicht sein, die Bäume haben gerade mal geblüht, wahrscheinlich ein schweres Blatt. Oder ein schwerer Käfer. Igitt.
Georg kam wieder in Sicht- und Kussweite, er legte sich neben sie, schwang sie dann abermals herum, sodass sie nun auf ihm lag. War das eine Mücke an ihrem Ohr? Hau ab! Mit einem Mal wünschte sie nur noch, es wäre schon vorbei.
28
Am Morgen wehte ein warmer Wind, das Frühstück in der Sonne mit Milchkaffee und
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