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Orangenmond

Orangenmond

Titel: Orangenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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noch großartig!«, sagte Helga zu dem rot gekleideten barista , der den Espresso auch ohne Bon vor sie auf die Theke gestellt hatte. »Autogrill, Signora – siamo dal Autogrill!« Er wies auf das Firmenschild, das seine Kappe zierte. Sie winkte ihm zu, drehte sich um und ging. Er schaute ihr verson nen hinterher. Eva schüttelte unmerklich den Kopf. Wie macht die Alte das nur, dachte sie und schämte sich sofort für ihre Wortwahl. Dann begab sie sich zur Kasse und bezahlte den caffè von Georgs Mutter.
    Sie erwachte davon, dass der Wagen angelassen wurde. Der Himmel war hellgrau, die Farben noch nicht richtig auszumachen.
    »Wo sind wir?«, flüsterte Eva und gähnte.
    »Kurz vor Verona, ich habe ein halbes Stündchen schlafen wollen, daraus sind dann doch fast drei Stunden gewor den, aber zu früh können wir ja auch nicht im Hotel ankommen.« Georg gähnte ebenfalls, verließ den Parkplatz und fuhr auf die leere Autobahn. Eva starrte aus dem Fenster, dachte endlich mal an gar nichts und ließ Felder und Strommasten an sich vorüberziehen. Kurz vor Modena erwachten auch Emil und Helga. Nach einem einsilbigen Frühstücksstopp passierten sie eine halbe Stunde später inmitten von vielen Lastwagen die Tangente von Bologna. Die Ebene war weit und grün, gesprenkelt mit Gehöften und grellbunten Häuschen. Die Sonne stieg langsam höher, sie fuhren an Weinfeldern, Plantagen mit jungen Obstbäumen und unzähligen Gewächshäusern vorbei.
    Helga redete schon seit gestern Abend nicht mit Georg, und Georg redete nicht mit Helga. Emil hörte mit geschlossenen Augen seine CDs, vielleicht schlief er aber auch wieder. Gut, dachte sie, sollte das die nächsten Tage so weitergehen, ich bin gewappnet. Außerdem bin ich hier, um die Sache mit Georg zu klären, nur das zählt. Wenn es ganz schlimm wird, fahre ich mit dem Zug weiter nach Apulien und verkaufe den Trullo. Zwischen Milli und ihr war der Trullo immer in der Einzahl geblieben, obwohl sie eigentlich drei davon hatte.
    Sie fuhren von der Autobahn ab.
    »Wir sind natürlich viel zu früh«, brummte Georg. »Anna und Jannis erwarten uns erst heute Abend um acht, also fahren wir erst mal ins Hotel.« Er pflückte das Navi vom Armaturenbrett und reichte es Eva nach hinten, sie gab die Adresse des Palazzos ein.
    »An der nächsten Kreuzung fahren Sie bitte rechts!«, sagte die weibliche Stimme vorwurfsvoll. Vielleicht sollte sie sich von den Herstellern des Navigationsgeräts zu einem Probesprechen einladen lassen. Es gab bestimmt noch mehr Leute wie Brockfeldt, die auf ihre Stimme abfuhren. Eva lächelte und schaute aus dem Fenster auf vorbeiziehende Aprikosenbäume, Fabrikhallen, Tankstellen und von Blüten umrankte Hundezwinger.
    Nach ein paar Kilometern und diversen Kreisverkehren hatten sie den kleinen Ort gefunden, der auf einem Hügel thronte. Die Straße hinauf, immer höher, bis sie ein schmie deeisernes Tor mit einem kleinen Schild entdeckten, auf dem in geschwungenen Buchstaben der Name Astolfi stand. »Sie haben Ihr Ziel erreicht!«, sagte die Navi-Dame streng und schwieg endlich.
    »Die haben noch zu!«, sagte Emil.
    »Okay, fahren wir frühstücken.« Georg wendete.
    Zwei Stunden später hielten sie wieder vor dem Tor, das nun offen stand. Sie bogen in die von Hortensienbüschen und Rosenstöcken gesäumte Auffahrt ein und fuhren an einem lichten Kiefernwäldchen vorbei.
    »Schau mal, Oma, ganz viele Hängematten zwischen den Bäumen! Und einen Spielplatz haben sie auch!«
    »Nenn mich nicht so, Schätzchen. Ich bin Helga! Hängematten im Wald, das fängt ja gut an. Aber bisschen einsam hier oben, findet ihr nicht? Was ist, wenn man mal in die Stadt möchte?« Sie verstummte, als der Palazzo in Sicht kam.
    Eva atmete auf, schon von außen konnte man sehen, dass ihre Auswahl perfekt war!
    Der Palazzo war ein herrschaftliches, orange gestrichenes Gebäude mit weißen Fensterläden und stand inmitten eines riesigen Gartens. Auf einer Wiese standen Tische und Stühle aus verschnörkelten weißen Eisenstreben unter ebenso weißen Sonnenschirmen. Vom Pool aus konnte man in die hügelige Ebene voller Obstbäume, Zypressen, grüner und weizengelber Felder schauen.
    In der Lobby stand die Besitzerin und hieß sie willkommen. »Ich bin Signora D’Annunzio, Ihre Zimmer sind zwar erst um zwölf fertig, aber Sie können gerne schon den Pool benutzen!«
    Sie waren die einzigen frühen Gäste, das Wasser stand regungslos über den blauen Mosaiksteinchen, die Luft roch nach

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