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Orangentage

Orangentage

Titel: Orangentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iva Procházková
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eisernen Vorrat. Bis jetzt habe ich das Geld nicht angefasst, es war für schlimmere Zeiten gedacht … aber dies ist eine verdammt gute Investition. Ich würde mich fast strafbar machen, wenn ich es ablehnen würde.«
    Â»Steckt Anton genauso viel Geld rein?«, fragte Darek. Obwohl er den Geschäftspartner von Vater noch nicht zu Gesicht bekommen hatte, sprach er von ihm wie von einem alten Kumpel.
    Â»Noch mehr. Mindestens doppelt so viel. Aber vergiss nicht, dass wir die Wiesen zur Verfügung stellen und die meiste Arbeit erledigen.«
    Vater legte den Taschenrechner zur Seite, schaute Darek an und zwinkerte verschwörerisch. Darek erwiderte das Zwinkern. Er freute sich, dass Vater ganz offen mit ihm über seine Pläne sprach und mit seiner Hilfe rechnete.
    Â»Mama wäre bestimmt einverstanden«, sagte Darek, um den Vater zu ermutigen. »Sie mochte Pferde gern. Sie sagte, dass sie heilende Kräfte besitzen. Sie und Herr Havlik haben oft darüber gesprochen. Herr Havlik behauptet, Pferde wurden uns vom Erzengel Zachariel geschenkt.«
    Â»Herr Havlik labert wirres Zeug«, erwiderte Vater. »Hast du ihm seinen Einkauf nach Hause gebracht?«
    Darek nickte schweigend. Es ärgerte ihn, dass Vater es erwähnte. Zweimal die Woche trug er die Einkaufstaschen vom Laden den Hügel hinauf, hatte es noch nie vergessen, aber er wollte nicht daran erinnert werden. Dadurch wurde sein freiwillig gemachtes Versprechen zu einer unangenehmen Pflicht.
    Â»Ein Pferd ist ein Nutztier – nicht mehr und nicht weniger. Es hat keinen Heiligenschein, besitzt keine übernatürlichen Kräfte, und besonders intelligent ist es auch nicht«, verkündete Vater resolut. Dareks Bemerkung hatte ihn sichtbar verstimmt. Er legte das Heft und den Taschenrechner in die Schublade und stand auf. »Nur, dass Menschen fortwährend allerlei Unsinn ausbrüten. Sie können die Dinge nicht einfach so hinnehmen, wie sie sind. Immer müssen sie ihren Hirnkram daran aufhängen!«
    Er machte ein paar Schritte und blieb neben Ema stehen, wo Mutters Strickjacke mit immer noch aufgekrempelten Ärmeln über dem Stuhl hing. An dem Septembertag, an dem Mutter von einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht wurde, war es warm gewesen. Sie hatte die Jacke ausgezogen und über den Stuhl gehängt. Darunter trug sie nur eine leichte Sommerbluse und trotzdem stand ihr der Schweiß im Gesicht. Darek erinnerte sich daran, wie sie sich mit dem Unterarm die Stirn abgewischt hatte.
    Â»Wie sieht eine Hexe aus?«, fragte Ema plötzlich und blickte zu Vater hoch. Wie immer, wenn ihre Köpfe so nah beieinander waren, fiel Darek die verblüffende Ähnlichkeit auf. Die gleichen blauen Augen, die gleiche mit Sommersprossen übersäte Haut, der gleiche Nasenrücken. Nur das Haar von Ema war heller und ihr wuchs auch kein Bart.
    Â»Welche Hexe?«
    Â»Eine böse.«
    Der Vater zuckte mit den Schultern.
    Â»Wie ein hässliches Weib, soweit ich weiß. Aber ich weiß nicht viel über Hexen«, sagte er. »Wozu willst du das wissen?«
    Â»Ich soll eine zeichnen. Für morgen – als Hausaufgabe.«
    Â»Darek hilft dir.«
    Ema sah Darek fragend an.
    Â»Mal ihr eine Warze«, sagte er knapp.
    Â»Wo?«
    Â»Auf die Nase oder aufs Kinn, ist doch egal!«
    Darek war empört, wie selbstverständlich er von Vater die Verantwortung für Emas Hausaufgaben zugeschoben bekam. Als ob Darek nicht selbst Schulbücher auf dem Tisch liegen hatte!
    Â»Ist das so richtig?«
    Ema schob ihm das offene Heft zu. Die letzte Seite war dicht bekritzelt. Das Einzige, was Darek in dem Wirrwarr erkennen konnte, war ein Auge.
    Â»Wo ist die Warze?«, fragte er.
    Â»Hier natürlich!« Ema zeigte auf ein gekrakeltes Etwas.
    Â»Und was ist das da?«
    Â»Der Mund.«
    Darek übergab Vater das Heft in der Hoffnung, dass er sich nun wirklich hinsetzen und mit Ema arbeiten würde – so, wie es Mutter täglich getan hatte. Mit ein bisschen Mühe könnte er sie dazu bringen, einen oder zwei Sätze in Blockschrift hinzukriegen. Aber Vater kam es überhaupt nicht in den Sinn. Er stand nur da und räusperte sich. Es klang künstlich, als hätte er sich gar nicht räuspern müssen.
    Â»Das sieht doch jeder, dass das ein Mund ist«, bemerkte er und Darek war klar, dass er Emas Hausaufgabe so schnell wie möglich loswerden

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