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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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diesem Ort als Glück bezeichnen – war ihm hold gewesen. Bis jetzt hatte er überlebt.
    Harry wusste nun, dass die Entscheidung über Leben und Tod dem Zufall unterlag: Viele der Männer im Lager waren kräftiger gewesen als er und doch reihenweise von Malaria und Ruhr dahingerafft worden. Die Kost aus Reis und Tee, hin und wieder versetzt mit Reishülsen und Proteinhaltigen Maden, erforderte einen starken Magen. Offenbar hatte Harry, der sich so gar nicht zum Soldaten berufen fühlte und fürchtete, kein richtiger Mann zu sein, die Gene mitbekommen, die nötig waren, um unter solchen Umständen am Leben zu bleiben.
    Harry, der sich sonderbarerweise immer noch wohlfühlte, versuchte, sich über die Geschehnisse der vergangenen Tage klar zu werden.
    Er erinnerte sich, mit hohem Fieber im Krankenhaus von Changi gelegen zu haben. Außerdem meinte er, sich an ein vertrautes Gesicht zu erinnern: Sebastian Ainsley, sein alter Freund aus Eton, der für die Reederei seines Vaters in Asien arbeitete. Und dann fiel ihm ein, dass er auf einer Tragbahre
auf die Ladefläche eines Lastwagens geschoben worden war …
    Die Stille, das körperliche Wohlbefinden und der saubere Geruch wiesen darauf hin, dass sich definitiv etwas geändert hatte. Befand er sich am Ende im Himmel? Harry rang sich dazu durch, die Augen aufzuschlagen.
    Die grellen weißen Wände, die er durch das Moskitonetz nur verschwommen wahrnahm, unterschieden sich deutlich von denen der dunklen, schmutzigen Holzhütten, in denen der Gestank von ungewaschenen menschlichen Leibern in der schwülen Luft hing.
    Er sah eine weiß gekleidete Frau … eine Frau !, die sich seinem Bett näherte.
    »Hauptmann Crawford, wir haben beschlossen, Sie aufzuwecken. Es wurde allmählich Zeit. Bitte den Mund weit öffnen. «
    Bevor Harry etwas sagen konnte, wurde ihm ein Thermometer unter die Zunge geschoben. Dann nahm die Frau sein schmales Handgelenk zwischen ihre weichen Finger und überprüfte seinen Puls.
    »Viel besser«, stellte sie fest und nickte anerkennend. »Wahrscheinlich haben Sie keine Ahnung, wo Sie sich befinden, oder?«
    Er schüttelte den Kopf, weil das Thermometer ihn am Sprechen hinderte.
    »In Bangkok, in einem privaten Krankenhaus. Im staatlichen Hospital wollten sie Sie wegen dem Denguefieber nicht. Also hat Ihr Freund Mr. Ainsley Sie zu uns gebracht. Er kommt Sie bestimmt bald besuchen. Bis jetzt war er jeden Tag hier.«
    Sie nahm ihm das Thermometer aus dem Mund. Harry leckte sich die Lippen und versuchte zu schlucken.

    »Könnte ich ein Glas Wasser haben?«, krächzte er.
    »Natürlich. Aber zuerst sollten Sie sich aufsetzen.« Die Frau fasste Harry unter den Achseln und zog ihn in eine sitzende Position hoch. Ihm brach vor Anstrengung der Schweiß aus.
    »Gut gemacht.«
    Die Frau, die Harry nun als Krankenschwester erkannte, hielt ihm ein Glas mit Strohhalm vor den Mund. »Trinken Sie langsam. Ihr Magen ist seit ein paar Tagen leer, weil wir Sie intravenös ernähren mussten. Das Fieber wäre sonst nicht zurückgegangen.« Sie warf einen Blick auf das Thermometer. »Es ist gesunken. Eine Weile dachten wir, wir bringen Sie nicht durch, aber Sie sind offenbar ziemlich hart im Nehmen.«
    Als Harry zu schlucken versuchte, hatte er das Gefühl, noch nie schwächer gewesen zu sein.
    »Sie können stolz auf sich sein, junger Mann«, sagte die Schwester mit einem Lächeln. »Sie haben es überstanden. Nicht nur den Krieg, sondern auch dieses Höllenlager in Singapur, über das wir so viel hören. Machen Sie weiter so, dann sind Sie bald wieder im guten alten England. Na, wie hört sich das an?«
    Harry, dem schwindlig wurde, sank in die Kissen zurück. Ihm war das alles zu viel. Wenn er sich sehr konzentrierte, meinte er sich zu erinnern, gehört zu haben, dass die Japaner kapituliert hatten und das Lager befreit worden war. Doch nach Jahren der Gerüchte wagte er kaum noch etwas zu glauben.
    »Wir haben gesiegt? Wirklich? Es ist vorbei?« Mehr brachte er nicht heraus.
    »Ja, Hauptmann Crawford. Es ist vorbei. Sie sind ein freier Mann. Ich würde vorschlagen, dass Sie sich jetzt ein Stündchen ausruhen, und dann bringe ich Ihnen Hühnerbrühe zum Mittagessen.«

    Hühnerbrühe – danach hatten sich in Changi alle gesehnt. Wenn es einem Gefangenen gelang, an ein lebendes Huhn zu kommen, das Eier für ihn legte, überlebte es nie länger als vierundzwanzig Stunden, weil es unweigerlich in einem Topf landete. Harry seufzte. Nachdem er jahrelang von der Suppe

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