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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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gehört nicht den Crawfords.
    Wir gehören Wharton Park.
     
    Julia spürte die Anspannung in ihrem Körper und merkte, dass sie Kits Hand umklammert hielt. Sie sah in das graue, müde Gesicht von Elsie.
    Schließlich brach Kit das Schweigen. »Wenn ich das richtig verstehe, sind Julia und ich also Cousins dritten Grades?«
    Elsie nickte. »Ja, Kit.«
    »Hat Harry je erfahren, dass das kleine Mädchen, das nur wenige hundert Meter von ihm entfernt aufwuchs, Lidias Tochter war?«
    »Nein. Bill und ich haben Miss Olivia gegenüber unser Versprechen gehalten und es keinem verraten. Harry hat nie wieder einen Fuß in den Küchengarten oder die Gewächshäuser
gesetzt. Bill fand es sehr schade, dass ihre enge Verbindung zerbrach. Obwohl er verstehen konnte, dass Seine Lordschaft nicht mehr an Lidia erinnert werden wollte. Seine Lordschaft hat seine Tochter über zwanzig Jahre lang nicht gesehen. Bis er eines Tages kurz vor seinem Tod vor unserer Tür stand.« Elsie wandte sich Julia zu. »Deine Mutter hat ihm aufgemacht. Da muss ihm ein Licht aufgegangen sein, denn Bill hatte immer gesagt, Jasmine sei ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Jedenfalls war Seine Lordschaft kreidebleich, als er eintrat.«
    »Muss ein ganz schöner Schock für ihn gewesen sein«, meinte Kit.
    »Ja«, pflichtete Elsie ihm bei. »Der arme Mann war ganz zittrig. Ich habe ihn an den Tisch gebeten und ihm eine Tasse Tee mit viel Zucker eingeschenkt. Obwohl er gekommen war, um Bill sein Changi-Tagebuch zu geben, hat er die ganze Zeit nur Jasmine angeschaut. Sie war gerade aus den Gewächshäusern zurück, wo sie Orchideen gemalt hatte. Seine Lordschaft hat ihr Fragen darüber gestellt.«
    Elsie traten Tränen in die Augen. Kit ließ Julias Hand los, stand auf und legte der alten Dame einen Arm um die Schultern. »Elsie, wenn dir das alles zu viel ist …«
    »Nein. Jetzt, wo ich es angefangen habe, möchte ich es auch zu Ende bringen. Jedenfalls hat Seine Lordschaft Jasmine gefragt, ob sie ihm ihre Bilder überlassen würde, weil sie ihm so gut gefielen. Sie hat ja gesagt, und er hat ihr einen Kuss gegeben und sich verabschiedet. Das war das letzte Mal, dass ich Seine Lordschaft lebend gesehen habe.«
    »Wahrscheinlich war es das Beste, dass er es erst am Ende erfahren hat. Auch für Jasmine«, sagte Kit.
    »Seinen Blick beim Abschied werde ich nie vergessen. Er war Ende vierzig, sah aber Jahre älter aus. Seine Lordschaft
hatte nicht viel vom Leben. Seine und Miss Olivias Ehe stand nur auf dem Papier. Der Schock über die Sache mit Jasmine und dann noch der Verlust ihres eigenen Babys hat Olivia verändert. Das Schicksal hat aus einem freundlichen Mädchen eine verbitterte alte Frau gemacht. Harry war sie jedenfalls kein Trost, so viel steht fest. Meiner Ansicht nach ist er an gebrochenem Herzen gestorben.«
    »So also sind die vier Bilder in dem Verkauf gelandet, der vor ein paar Monaten hier stattfand«, sagte Kit zu Julia.
    Julia war so in Gedanken versunken, dass sie ihm keine Antwort gab.
    »Jasmine hat nie erfahren, wer ihre richtigen Eltern waren?«, fragte Kit.
    Elsie schüttelte den Kopf. »Nein. Was für einen Sinn hätte das gehabt?« Sie musste gähnen. »Entschuldigt, aber Geschichtenerzählen ist anstrengend.« Sie sah Julia an. »Alles in Ordnung, Liebes? Das musst du jetzt wahrscheinlich erst mal verdauen. Immerhin war deine Mum deine Mum und dein Dad dein Dad, auch wenn ich nicht deine Oma bin. Aber ich habe dich immer geliebt, als wäre ich deine Großmutter, das kannst du mir glauben.«
    »Das weiß ich, Oma.«
    »Es war schrecklich, dieses Geheimnis all die Jahre zu bewahren, doch es ging nicht anders.«
    »Das bedeutet ja«, rief Kit aus, dem plötzlich ein Licht aufging, »dass Julias ältere Schwester Alicia die direktere Erbin von Wharton Park ist als ich. Als Frau könnte sie nicht den Titel tragen, aber einen Anspruch auf das Gut haben.«
    »Nein.« Elsie schüttelte müde den Kopf. »Das erzähle ich euch ein andermal. Jetzt muss ich ins Bett.« Kit half ihr beim Aufstehen.
    »Danke, Kit. Sie sind ein Gentleman, ein echter Crawford.«
Sie hakte sich lächelnd bei ihm unter und sagte zu Julia, die auf dem Sofa sitzen geblieben war: »Tut mir leid, Liebes. Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, ob ich es dir erzählen soll oder nicht. Weil das Schicksal dich zurück nach Wharton Park zu Kit geführt hat, wollte ich es dir nicht vorenthalten. Ich hoffe, meine Entscheidung war richtig.«
    Julia stand auf und

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