Orchideenhaus
für dich gefreut, denn ich finde Kit ausgesprochen nett und sehe, dass er in dich vernarrt ist. Nicht viele Männer hätten dich so aufopfernd gepflegt. Ich wusste damals schon, welche Gefühle er für dich hegt.«
»Tatsächlich?«, fragte Julia.
»Ja. Und ich wusste auch, dass du ihn magst. Du warst nur zu verwirrt und unsicher, um dir das einzugestehen, was ich übrigens gut verstehen kann.«
»Ach.« Julia hatte Alicia unterschätzt. »Meinst du, wir könnten uns jetzt, wo alles klar ist, öfter treffen?« Das sollte eine Art Friedensangebot sein.
»Ja, das wär schön. Aber reden wir von was anderem. Kommt Dad auch?«, erkundigte sich Alicia. »Er ist ja wohl erst heute Nacht gelandet.«
»Ja. Ich habe allerdings keine Ahnung, wann. Er hat gesagt, wir sollen nicht mit dem Essen auf ihn warten. Ich glaube, er möchte Elsie sehen.«
»Hast du Dad schon von dir und Kit erzählt?«
»Nein. Du weißt ja, wie er ist, besonders nach einer solchen Forschungsreise. Da hat er nichts anderes als Flora und Fauna im Kopf.«
»Und wie geht’s Elsie?«, fragte Alicia, als Julia begann, die Sauce anzurühren. »Hat sie die Geschichte weitererzählt?«
»Nein, nicht wirklich«, flunkerte Julia Elsie zuliebe. »Das wird sie sicher noch, aber gestern Abend war sie ziemlich müde.« Julia holte das Fleisch aus dem Ofen. »Ich glaube, der Braten ist fertig, was meinst du? Könntest du Kit bitten reinzukommen, um das Fleisch zu tranchieren?«
George traf braun gebrannt und vor Gesundheit strotzend ein, als sie gerade beim Hauptgang waren. Julia holte ihm eine Scheibe Braten, und beim Essen unterhielt er den Tisch mit seinen neuen Erkenntnissen über die Galapagosinseln. Hinterher half er Julia, die Teller in die Küche zu tragen.
»Liebes«, sagte er, als er sie neben der Spüle abstellte, »du siehst verändert aus. Oder besser gesagt: eher wie die alte Julia. Hat der attraktive junge Mann diese Veränderung bewirkt?«
»Kit hat mir auf jeden Fall geholfen, auf mancherlei Weise. Mir geht es … deutlich besser.«
»Ich hatte noch keine Gelegenheit, mich mit ihm zu unterhalten, aber er scheint ein netter Kerl zu sein. Verbirgt sich in dieser Küche irgendwo eine Geschirrspülmaschine?«
»Nein. Viel zu modern für dieses Gemäuer.« Julia schmunzelte.
»Ich fürchte, hier heißt es wie früher die Hände ins Spülwasser stecken. Wir leben wie in den Fünfzigern, doch das macht mir nichts aus. Es ist so ein schönes altes Haus.«
»Stimmt. Was für eine merkwürdige Erfahrung, von der eigenen Tochter in Wharton Park empfangen zu werden und meine Familie wieder auf dem Gut zu sehen.« Er steckte den Stöpsel in die Spüle und drehte den Wasserhahn auf.
»Lass mal, Dad. Um das Geschirr kümmere ich mich später. Könntest du die Pavlova und die Himbeeren für mich raustragen? « Sie deutete auf den Küchentisch. »Sind leider bloß aus dem Supermarkt. Nachspeisen kann ich noch nicht.«
George machte sich mit dem Dessert auf den Weg zur Tür, wo er sich zu ihr umwandte. »Du wohnst jetzt mit Kit hier in Wharton Park; gehe ich recht in der Annahme, dass es sich um eine ernstere Sache handelt?«
»Wer weiß? Ich folge deinem Motto, Dad, und nehme jeden Tag, wie er kommt.«
»Kluges Mädchen. Freut mich für dich, Liebes.«
Nach dem Essen spielte Kit mit den Jungen Fußball, und Julia führte Alicia und die Mädchen durchs Haus, damit George und Elsie Zeit allein hatten.
»Gütiger Himmel«, japste Alicia, als sie die langen Korridore entlanggingen und die Türen zu den Räumen öffneten. »Da stehen euch aber ganz schöne Renovierungsarbeiten bevor. Das gesamte Gebäude muss von Grund auf saniert werden.«
»Ach, mir gefällt’s so«, erwiderte Julia.
Wieder unten, kochte Julia Kaffee, und Alicia trug das Tablett hinaus auf die Terrasse, wo Elsie mit geschlossenen Augen die Nachmittagssonne genoss.
»Wo ist Dad?«, fragte Alicia und setzte sich.
Elsie blinzelte sie an. »Er lässt sich entschuldigen, weil er
vergangene Nacht nur ein paar Stunden geschlafen hat. Er sagt, er ruft dich später an.«
»Der Arme, er muss wirklich müde sein. Möchtest du einen Kaffee?«
Nachdem Alicia und Max nach Hause gefahren waren, um ihre Sprösslinge zu baden und ins Bett zu stecken, machte Kit sich noch einmal auf den Weg zur Farm, so dass Julia allein mit Elsie den Sonnenuntergang bewunderte.
»Ich habe mit deinem Dad gesprochen«, sagte Elsie.
»Gut.«
»Wenn man ein Geheimnis aus der Vergangenheit lüftet,
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