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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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Blumen können das englische Klima bestimmt genauso wenig leiden wie ich.«
    »Ich pflege sie jetzt fünfzehn Jahre, und obwohl ich kein ausgebildeter Botaniker bin, weiß ich, was sie mögen oder nicht mögen. Und mein Sohn Bill« – Jack deutete auf einen groß gewachsenen, attraktiven jungen Mann, der ein paar Schritte entfernt Pflanzen goss – »hat ein Händchen dafür, stimmt’s, Bill?«
    Der junge Mann wandte sich ihnen zu und nickte. »Die gefallen mir viel besser als Kohlköpfe«, meinte er grinsend. »Am schönsten ist es, wenn wir eine neue Zwiebel bekommen und keine Ahnung haben, was daraus mal wird.«
    »Ein ausgezeichneter Nachfolger für mich, Master Harry, ein richtiges Naturtalent«, sagte Jack. »Hoffentlich wird er nicht eingezogen. Es heißt, sie rekrutieren schon aus den Territorials
in der Gegend.« Jack sah ihn an. »Stimmt das, Master Harry?«
    »Das kann ich nicht beurteilen«, antwortete Harry diplomatisch. »Im Moment tappen wir alle noch im Dunkeln.«
    Jack wandte sich Olivia zu. »Falls es tatsächlich zum Krieg kommt, ist das Treibhaus in guten Händen. Das letzte Mal hat der Hunne mir das Bein zerfetzt, also werde ich nicht mehr gebraucht.«
    »Jack, Bill…« Harry nickte den beiden zu. »Ihr verrichtet hier wirklich hervorragende Arbeit. Weiter so.«
    »Sagen Sie Lady Crawford doch bitte, sie möchte vorbeikommen, wenn sie Zeit hat. Eine ihrer Zwiebeln ist gerade aufgegangen; sie sollte sie sehen.« Jack tippte sich an den Rand der Mütze. »Einen guten Tag noch, Master Harry und auch Ihnen, Miss. Viel Freude mit der Frangipani.«
    Olivia bedankte sich. »Es ist wirklich sehr nett von Ihnen, dass Sie sie mir schenken.«
    »Keine Ursache«, sagte Jack, als Harry mit ihr zur Tür ging.
    »Sie sind ein Schatz, dass Sie mir das Gewächshaus gezeigt haben, Harry«, erklärte Olivia begeistert. »Das hat meine Laune deutlich verbessert.«
    »Es war mir ein Vergnügen. Ein ganz besonderer Ort, nicht wahr?«
    Sie kehrten schweigend durch den Küchengarten zum Haus zurück. Harry zündete sich erneut eine Zigarette an, zog ein paarmal daran und trat sie aus. »Im Kriegsfall werden alle Familien auf dem Anwesen betroffen sein. Nehmen Sie zum Beispiel Bill. Der macht gerade Elsie, einem unserer Hausmädchen, den Hof.«
    Olivia lächelte. »Ich kenne Elsie. Ein schlaues Ding für diesen gut aussehenden jungen Mann.«
    »Wird nicht mehr ganz so gut aussehen, wenn ihm die
Krauts das halbe Gesicht wegschießen«, murmelte Harry, als sie die Stufen zum Haus hinaufstiegen. Er wandte sich Olivia zu. »Tut mir leid, dass ich so negativ klinge, aber ich frage mich, was aus Wharton wird, wenn alle unsere jungen Arbeiter ins Feld ziehen.«
    »Dann werden die Frauen das Ruder übernehmen«, antwortete Olivia lächelnd.
    Harry erwiderte ihr Lächeln und verbeugte sich leicht. »Da wären wir wieder, Mrs. Pankhurst. Es war mir ein Vergnügen, Ihnen unsere bescheidenen Gärten zu zeigen. Jetzt gehe ich wohl besser zu den Jägern, bevor jemand merkt, dass ich mich verdrückt habe.«
    »Warum sind Sie nicht bei Tagesanbruch mit den anderen Männern rausgegangen?«, erkundigte sich Olivia.
    »Ich habe behauptet, ich hätte zu tun, aber offen gestanden wäre mir jede Ausrede recht gewesen. Die Jagd ist einfach nichts für mich.« Er streckte ihr die Hand hin. »Wahrscheinlich werde ich Sie vor Ihrer Abreise nicht mehr sehen. Passen Sie auf sich auf, Olivia. Gute Fahrt ins große Nebelloch London. Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.«
    »Gleichfalls, Harry.«
    Harry nickte, schob die Hände in die Hosentaschen und verschwand im Haus.

12
    Olivias Eltern und ihre Großmutter Lady Vare waren sich einig, dass Olivia während der Saison in London wohnen sollte. Das Familienanwesen in Surrey erschien ihnen als Basis für eine Debütantin nicht angemessen, weil es zu weit entfernt war vom Glamour der Londoner Szene. Also traf Olivia zwei
Wochen nachdem sie Wharton Park verlassen hatte, mit ihren Koffern im Haus ihrer Großmutter am Cheyne Walk ein.
    Das Gebäude stammte aus einer anderen Ära, war vollgestopft mit viktorianischen Möbeln und behängt mit schweren Brokatvorhängen, und die Wände zierten lebhaft gemusterte Tapeten nach Entwürfen von William Morris. Olivia fand es bedrückend und war froh, im obersten Stock untergebracht zu sein, in ihrer eigenen hellen kleinen Wohnung. Wenn sie morgens die Vorhänge zurückzog und die Fenster öffnete, blickte sie auf die Themse, um ihre klaustrophobischen

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