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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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auch hinsah, sein Blick wurde von natürlicher Schönheit eingefangen. So sollte es sein, dachte er und passierte ein Tor über dem das Engel- und Faun-Wappen hing. Er lächelte. Hier würden sie sich ungestört der Welterlösung widmen können. Ihre Schritte hallten durch zwei weitere marmorne Hallen, die nur spärlich möbliert waren bis sie schließlich vor einer breiten hölzernen Tür standen. Sein kleiner dunkelhäutiger Begleiter klopfte an die Tür und wartete, bis er die Erlaubnis von innen erhielt zu öffnen. „Kommt herein, Fra Heinrich.“
    Der blonde Hüne betrat den Raum und wurde sogleich in die Arme geschlossen.
    „Wir haben schon sehnsüchtig auf Ihre Ankunft gewartet.“
    Nun erhoben sich zwei weitere in weiße Mönchskutten mit dem roten Ritterkreuz gekleidete Männer und streckten ihm die Hand entgegen.
    „Willkommen in der neuen Heimat“, sagten Fra Chlodio und Fra Ladislaus wie aus einem Munde. „Es ist alles vorbereitet.“
    Heinrich spürte ein wohliges Gefühl der Erregung in sich aufsteigen. Die lange beschwerliche Reise in die 2,3 Millionen Metropole Sao Paulo hatte sich gelohnt. Die Ankunft in der turbulenten Stadt war geradezu beängstigend gewesen nach der langen Zeit, die er auf dem Land gelebt hatte. Ihm wurde ebenfalls eine Kutte gereicht und dann führte man ihn über einen Gang, von dem man einen Blick in einen paradiesischen Garten voller exotischer Blumen, seltener Orchideen und Schmetterlinge hatte, zu einem weiteren Trakt. Das erste Mal seit acht Jahren hatte er das Gefühl, zu Hause angekommen und in Sicherheit zu sein.
    Und dann öffnete sich endlich die Tür zu einem längst aufgegebenen Traum.
    „Für Material ist zur Genüge gesorgt, Fra Heinrich“, sagte Fra Ladislaus und zog die Decke von einem Käfig, der mitten im Raum stand.
    Große dunkle Augen sahen gehetzt von einem zum anderen. Es war ein junges Mädchen, höchstens vierzehn. Sie war splitternackt und riss den Mund zu einem Schrei auf. Doch es blieb still.
    „Wir haben ihr die Stimmbänder durchtrennt.“
    Zufrieden nickend blickten alle auf das Objekt im Käfig.
    „Ist sie …“
    „Ja, sie ist reif.“
    Er konnte spüren, wie seine Männlichkeit wuchs. Wie gerne hätte er sich der Begierde nach diesem jungen Fleisch überlassen. Aber diese Vereinigung war gegründet worden um rassische Idealstaaten in die unterentwickelten Teile der Welt zu bringen und die Ausbreitung zu unterstützen. Alles Hässliche und Böse hatte genau aus Nichtbeachtung der Reinheitsregel Einzug in die Welt gefunden. Und er hatte sie schon einmal gebrochen. Das durfte nicht noch einmal vorkommen.
    Sein Vater hatte immer gesagt: Eine anständige Herkunft ist eine Verpflichtung, dessen sollst und musst du dir stets bewusst sein. Der Verkehr mit minderwertigen Leuten wird unter keinen Umständen geduldet .
    „Gut. Dann können wir ja gleich anfangen.“ Er sah sich um. Der Raum war gut ausgestattet. Sie konnten da weitermachen, wo sie aufgehört hatten.
     
     

19.
     
     
     
    HAMBURG  „Sie waren verreist, Herr Wimmer? Darf ich fragen, von wo Sie heute Morgen gekommen sind?“, begann Sam das Verhör.
    „Ich weiß zwar nicht, was Sie das angeht, was ein Steuerzahler, der Ihr Gehalt bezahlt, in seiner Freizeit macht, aber wenn ich dann nach Hause gehen kann, will ich die Frage mal beantworten.“ Jens Wimmer sah abwechselnd zu Sam und Juri, die ihn emotionslos beobachteten, und wartete vergeblich auf eine Reaktion auf seinen provozierenden Kommentar. „Ich war für ein paar Tage in Barcelona. Ist das ein Verbrechen?“
    „Bis heute Morgen?“
    „Ja, bis heute Morgen.“
    „Können Sie das belegen.“
    „Die Pensionsrechnung ist in meiner Tasche, Ticket und Bordkarte ebenfalls.“
    „Sprechen Sie Spanisch, Herr Wimmer?“
    „Nur weil ich nach Barcelona fahre, heißt das doch noch lange nicht, dass ich Spanisch spreche, oder?“ Jens Wimmer war verärgert und brachte das durch seine abweisende Haltung nur allzu deutlich zum Ausdruck. Er nahm seine Schirmmütze ab und kratzte sich am kahlen Kopf, dann setzte er sie wieder auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Sam sah zu Juri und gab ihm ein Zeichen, das Verhör weiterzuführen. Er selbst machte es sich auf einem Stuhl in der Ecke bequem und überlegte, ob er Juri ausbremsen sollte. Er entschied sich vorerst dagegen.
    Das Labor in Paris hatte die Tinte auf dem kleinen Zettel untersucht und dabei festgestellt, dass es sich hierbei um keine gewöhnliche rote

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