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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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einen anderen Kontinent und macht da weiter. Meines Erachtens handelt es sich hier entweder um Unfähigkeit, Faulheit oder Desinteresse der Behörden, weil die dort täglich mit Morden der Narkos oder Entführungen der Guerilla zu tun haben. Aber uns interessiert es sehr wohl, dass dieser Fall zu unserer Zufriedenheit aufgeklärt wird.“
    „Ich soll also nach Kolumbien fliegen, meine Marke vorzeigen und als deutscher Beamter den wilden Max machen? Ist das nicht etwas fern ab von der Realität? Ich kenne das Land und die Leute nicht. Das ist doch kompletter Blödsinn.“
    „Ägypten, Kairo und seine Menschen haben Sie auch nicht gekannt und haben dort hervorragende Arbeit geleistet, O´Connor“, sagte Brenner und kramte in einer Schublade auf dem Nachttisch herum.
    Sie haben dort hervorragende Arbeit geleistet. Der Satz hallte noch einmal in Sams Kopf nach. Er hatte so gute Arbeit geleistet, dass er nicht einmal das Wichtigste in seinem Leben retten konnte. Lina.
    Sam sah Brenner an, ohne ein Wort zu sagen. Er malte sich in Sekundenschnelle die verschiedensten Möglichkeiten aus. Eine davon war, einfach seinen Dienst zu quittieren. Hier und jetzt. Aber irgendetwas hielt ihn davon ab. Vielleicht war es sein junger Kollege, der ihn mal wieder mit großen Augen ansah und mit Sicherheit nicht erwartete, dass er den Schwanz einzog.
    „Ihr Schweigen verstehe ich als Zustimmung. Also, ich denke es wäre das Beste, unter falscher Identität mit Rafael Rodriguez nach Kolumbien zu reisen und dort verdeckt zu ermitteln.“ Brenner warf einen Pass aufs Bettende. „Ich habe hier einen der Namen von dem Foto gewählt, den wir bisher nicht ausfindig machen konnten.“
    Sam schluckte seinen Ärger herunter und nahm den neu ausgestellten Pass in die Hand. Sein neuer Name war jetzt: Michael Kreibich. „Ich reise als der Sohn von Dr. Kreibich ein. Großartig. Sie präsentieren mich also auf dem Tablett. Soll ich mir noch einen vergoldeten Apfel in den Mund stecken?“
    Brenner ging nicht darauf ein. „Sie werden dort von der Fiscalía, der sogenannten Staatsanwaltschaft in Kolumbien Unterstützung bekommen und man wird rund um die Uhr auf Sie aufpassen.“
    „Das beruhigt mich ungemein.“
    „Ich fahre mit“, sagte Juri fest entschlossen.
    „Nein, Sie bleiben hier und halten die Stellung.“
    „Ich nehme Urlaub.“
    „Dann lasse ich Sie vom Dienst suspendieren.“
    „Dann tun Sie das.“ Juri stand auf und verließ aufgebracht das Zimmer.
    „So ein Hitzkopf“, fluchte Brenner vor sich hin und verzog das Gesicht vor Schmerzen. „Ich zähle auf Sie, O’Connor und kühlen Sie dem da draußen den Kopf ab.“
    „Was ist, wenn ich nicht fliege?“
    Brenner sah ihn eine Weile abschätzend an. „Sie und ich wissen, dass Sie fliegen werden. Auch wenn Sie eine Millionen auf dem Konto hätten und Ihren Job hinschmeißen könnten. Sie haben zu hohe Ansprüche an sich selbst.“
    Sam steckte den Pass ein und verließ mit hängendem Kopf das Zimmer, ohne sich noch einmal nach Brenner umzuschauen oder ihm auf Wiedersehen zu sagen.
    Am Ende des Ganges lief Juri auf und ab und führte wild gestikulierende Selbstgespräche. Sam hatte ihn noch nie so erlebt. Jetzt war es an ihm den Gelassenen zu spielen, auch wenn er stark seine Zweifel an dieser ganzen Operation hatte.
     
     

II.TEIL
KOLUMBIEN
     
     
     
    46.
     
     
     
    Lea hatte die Schlüssel wieder an ihren Platz gelegt, vorher jedoch noch Kopien davon machen lassen, damit sie sich jederzeit Zugang zu dem mysteriösen Gang verschaffen konnte. Obwohl sie Angst hatte, das Geheimnis des Ganges und das, was sich dahinter verbarg zu lüften, hatte sie sich genau das vorgenommen. Koste es, was es wolle.
    Am frühen Morgen rief Rafael an, um ihnen mitzuteilen, dass er gedachte, seine Reise frühzeitig abzubrechen und kündigte den Besuch eines Bekannten an, den er mitbringen wollte. Einen Arzt, den er auf einem Kongress kennengelernt hatte. Aleida sollte das Gästehaus für den Besuch fertigmachen. Dass Aleida gar nicht mehr unter ihnen weilte, behielten sie erst einmal für sich. Es würde ein Schock für ihn sein, dachte Lea, und beobachtete ihren Vater, wie er zitternd die Tasse Kaffee zum Mund führte. Dieses Mal kleckerte er sich nicht den Latz voll.
    Wenn sie es sich recht überlegte, konnte sie sich gut vorstellen, dass ihr Vater eine Menge Dreck am Stecken hatte. Nie waren viele Worte über seine Kindheit oder Jugend gefallen, noch waren sie in den Genuss gekommen, ihre

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