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Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)

Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)

Titel: Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Ebstein
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antwortete er: „Das heißt so
viel wie Alles zur größeren Ehre Gottes .“
    Keßler parkte den Wagen direkt neben dem Haupteingang, der im
Zentrum des Platzes gelegenen Basilika. Im südlichen Flügel des
Gebäudekomplexes waren neben der Schule eine Buchhandlung, ein Klosterladen und
die Klosterverwaltung untergebracht. Das Internat befand sich im West- und
Nordflügel. Verena und Keßler folgten der Beschilderung und betraten das
Verwaltungsgebäude. Ein grimmig dreinschauender, schwarz gekleideter Mann holte
sie am Eingang ab und brachte sie in den ersten Stock. Vor einer Tür am Ende
des langen Gangs blieben sie stehen. Nachdem der Mann geklopft hatte, ertönte
aus dem Raum eine kräftige Stimme: „Herein!“
    Horst Eichholz, ein kleiner untersetzter Mann mit hohem
Haaransatz, saß hinter seinem Schreibtisch und verschloss den Füller, mit dem
er eben einen Brief unterschrieben hatte. Er legte ihn aus der Hand und stand
auf, um Verena und Keßler zu begrüßen.
    „Was kann ich für Sie tun?“, fragte er mit freundlichem Blick
und deutete mit einer einladenden Handbewegung an, dass die beiden in der
Sitzecke Platz nehmen sollten.
    „Kann ich Ihnen einen Kaffee oder etwas Erfrischendes
anbieten?“
    Verena nickte bestätigend.
    „Ja, gerne. Für mich bitte einen Kaffee. - Ich bin etwas
überrascht, wenn ich das sagen darf. Ich habe mir den Abt eines Jesuitenklosters
doch etwas anders vorgestellt.“
    Nun stand sie einem Mann gegenüber, der einen äußerst
freundlichen, weltoffenen und gewandten Eindruck auf sie machte. Ein
verschmitztes Lächeln unterstrich seine positive Ausstrahlung, wobei die beiden
zu Schlitzen geformten Augen munter blinzelten.
    „Ich nehme an, dass sich das zunächst auf die Kleidung
bezieht und hoffe, dass sich Ihre Enttäuschung in Grenzen hält.“
    Sein Lächeln wurde breiter, während er die auf dem Tisch
stehenden Tassen mit Kaffee aus einer edlen Porzellankanne füllte.
    „Sie haben vermutlich jemanden in einer Mönchskutte
erwartet?“
    „Ja, das habe ich in der Tat.“
    „Dann will ich zunächst etwas Licht ins Dunkel bringen, wenn
sie erlauben. Für Sie auch Kaffee?“
    Er blickte fragend in Keßlers Richtung.
    „Sehr gerne.“
    Horst Eichholz sah seine Gäste versorgt. Er setzte sich und
nippte genüsslich an seiner Kaffeetasse, bevor er fortfuhr.
    „Schauen sie, es geht nicht nur Ihnen so, dass Sie das Wort Kloster automatisch mit dem Wort Mönch verbinden und damit die typische
Kleidung, also die Mönchskutte , assoziieren.“
    Er nahm trank erneut einen Schluck Kaffee.
    „Wir Jesuiten unterscheiden uns von anderen Orden. Wir leben
hier innerhalb dieser Mauern in einer sogenannten Kommunität . Die Größe
dieser Kommunität schwankt, da nicht alle Brüder unter diesem bescheidenen Dach
leben. Derzeit besteht unsere Gemeinschaft aus 25 Brüdern. Im Übrigen bin ich
nicht, wie von ihnen angenommen, ein Abt, sondern der Obere der
Gemeinschaft. Gebräuchlicher sind die Bezeichnungen Superior oder Rektor .“
    Eichholz stand auf, blickte aus dem Fenster und zeigte mit
seiner Hand auf den unter ihm liegenden Innenhof der Anlage.
    „Jesuiten verzichten auf den Ballast des Klosterwesens. Wir
befinden uns hier zwar in einem ehemaligen Kloster, sind aber ansonsten örtlich
ungebunden. Wir tragen kein Ordensgewand und verzichten auf das gemeinsame
Chorgebet. Dadurch sind wir wesentlich flexibler als andere Orden.- Das sollte
erst mal als Einführung genügen und Ihre Enttäuschung beziehungsweise
Überraschung eindämmen, vielleicht sogar beseitigen?“
    „Zunächst vielen Dank für ihre Ausführungen und auch dafür,
dass Sie sich die Zeit für uns nehmen. Ich vergaß übrigens ganz, uns
vorzustellen. Mein Name ist Verena Sonnenberg und das ist Kommissar Keßler. Wie
ich Ihnen ja bereits am Telefon sagte, sind wir von der Mordkommission München
und untersuchen zwei Morde.“
    „Ja, das sagten Sie. Mir ist allerdings nicht klar, wie ich Ihnen
helfen kann?“
    „Bei den beiden Toten handelt es sich um zwei Pfarrer. Der
eine, Florian Baumert, war Pfarrer der Gemeinde Chiemdorf und der andere,
Jürgen Böttger, war Pfarrer in Landsberg.“
    „Ja, das alles ist sehr interessant und bedauerlich. Aber ich
verstehe immer noch nicht …“
    „Jürgen Böttger war von Januar 1975 bis Oktober 1984 an Ihrem
Internat als Lehrer beschäftigt.“
    „Und was soll das mit seiner Ermordung zu tun haben?“
    Eichholz blickte skeptisch.
    „Sehen Sie, genau das wollen wir

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