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Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)

Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)

Titel: Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Ebstein
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bin ich auch heute noch der Meinung, dass das Ganze eine groß
aufgezogene Kampagne gegen die katholische Kirche und insbesondere den
Jesuitenorden darstellte!“
    Schweikert war aufgesprungen und öffnete das Fenster hinter
dem Schreibtisch.
    „Ich war noch nicht fertig.“, fuhr Verena in betonter
Gelassenheit fort. „Wenn Sie wünschen, dass unsere Arbeit schnell und diskret
erledigt wird, ist es besser, wenn Sie uns die Unterlagen bis spätestens morgen
Mittag zur Verfügung stellen.“
    Verena und Keßler schauten sich an und standen auf.
    „Mein Kollege wird morgen gegen 13.00 Uhr hier sein und die
Unterlagen abholen. Ich danke Ihnen, meine Herren. Wir finden alleine raus. Noch
einen schönen Tag.“
    Schweikert und Bezold schauten sich ratlos an, als Verena und
Keßler den Raum verließen. Über den langen Gang und das Treppenhaus gelangten
sie zurück in den Hof und fuhren mit ihrem Wagen in Richtung München davon.
    *
    Am nächsten Mittag, pünktlich um 13.00 Uhr, traf Keßler im
Kloster ein. Er wurde nach kurzem Warten von dem Minister des Oberen empfangen,
der ihm einen Umzugskarton mit mehreren Ordnern übergab.
    Bezold war gesprächiger als der Internatsdirektor am Tag
zuvor. Er bat Keßler darum, sich doch kurz zu setzen und erzählte ihm, dass er
verstehen müsse, wenn der Obere gestern so gereizt reagiert hätte. Schließlich
habe der mit den damaligen Missbrauchsvorwürfen rein gar nichts zu tun und erst
nach den Vorkommnissen die Kommunitätsleitung übernommen. Außerdem seien alle
Beteiligten damals versetzt worden. Letztlich habe die gesamte Untersuchung zu
nichts geführt.
    Zu guter Letzt gab ihm der Minister noch einen wohlgemeinten
Rat und meinte, man solle sich gut überlegen, mit wem man sich anlegt.
Schließlich habe man einen guten Draht nach oben und damit sei in diesem Fall
ausnahmsweise mal nicht der Herrgott gemeint.
    Das ist an Zynismus nicht zu überbieten! , dachte Keßler als er zurück ins Büro
fuhr.

        14
     
    +++ Freitag, 14. September - 15.10 Uhr · Polizeipr ä sidium München
+++
    Keßler stellte den schweren Karton mit den Aktenordnern
direkt neben seinem Schreibtisch ab. Seine Chefin war nicht da. Sie wollte
nochmal zur Wohnung des zweiten Opfers nach Landsberg. Vermutlich war sie
gerade auf dem Rückweg.
    Neugierig öffnete er den Karton und nahm einen Ordner nach
dem anderen heraus. Keßler hatte auf seinem Schreibtisch für Ordnung gesorgt
und stellte die Ordner vor sich in einer Reihe so auf, dass noch genug Platz blieb,
um sich jeweils einen davon genauer anzuschauen. Er entschied sich für einen
Ordner mit der Aufschrift Gehaltsabrechnungen 1975 und begann darin zu
blättern.
    Das kann ja heiter werden! , dachte er und vertiefte sich in die Suche nach
Anhaltspunkten, die belegten, dass tatsächlich eine Verbindung zwischen Baumert
und Böttger bestand. Seine Vorahnung sollte sich bestätigen. Das Ganze war eine
Marathonaufgabe, die ihm noch lange in Erinnerung bleiben sollte.
    Um 18.30 Uhr klingelte Keßlers Handy. Es war seine Chefin. Sie
wollte wissen, ob er die Unterlagen abgeholt und eventuell schon etwas Interessantes
darin gefunden hatte. Er musste die Frage verneinen, suchte jedoch unbeirrt
weiter.

       15
     
    +++ Samstag, 15. September - 8.00 Uhr · Polizeipr ä sidium M ü nchen
+++
    Für Verenas Verhältnisse war es zu früh, als sie das Büro
betrat.
    Und dann noch ein Samstag , fuhr es ihr durch den Kopf.
    Von draußen hatte sie schon durch die Glasscheibe und die
schräg gestellten Jalousien, die ihr Büro vom Flur trennten, erkannt, dass der
Flachbildschirm auf Keßlers Arbeitsplatz eingeschaltet war und den hinteren
Bereich des Büros schwach in weißes Licht tauchte. Sie schaltete mit dem
Schalter neben der Tür das Licht ein und dachte, dass Keßler mal wieder
vergessen hatte, seinen PC auszuschalten.
    Das ist doch wieder typisch für Keßler! , dachte sie und blieb abrupt stehen,
als sie das Büro betrat. Keßler lag direkt neben seinem Schreibtisch und hatte
sich mit einigen Stuhlkissen ein Nachtlager gebaut. Mit seiner Jacke hatte er
sich so gut es ging zugedeckt und sein Gesicht halb in einem der Kissen
vergraben. Als Verena die Tür hinter sich schloss, wurde er wach und bedeckte
die andere Gesichtshälfte demonstrativ mit seiner Jacke, sodass von seinem
Gesicht nichts mehr zu sehen war.
    „Guten Morgen Keßler! Ausgeschlafen?“ Verena setzte sich,
legte ihre Tasche auf den Schreibtisch und schaltete ihren PC ein. Von

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