Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
die es ihnen ermöglichte, Bent zumindest eine Strafmilderung im Falle
seiner bedingungslosen Kooperationsbereitschaft zuzusagen.
*
Nach
einigen Minuten konnte sie die Vernehmung Bents fortsetzen. Geschickt machte sie
ihm klar, dass die Beweislage nahezu erdrückend war. Selbst dann, wenn die
Staatsanwaltschaft nicht mit allen Anklagepunkten durchkommen würde und sich
nicht alles umfassend beweisen ließ, musste er mit einer langen Haftstrafe
rechnen.
„Ihre
Zukunftsperspektive sieht nicht vielversprechend aus, Herr Bent. Sie wissen ja,
was ein ehemaliger Polizeibeamter im Gefängnis zu erwarten hat.“
Bent
wusste sehr gut, was das für ihn bedeutete. Jetzt schien der Punkt gekommen zu
sein, Kooperationsbereitschaft zu signalisieren. Verenas Rechnung ging auf und
Bent knickte ein.
„OK!“,
sagte er.
„Es
fällt mir zwar schwer das zuzugeben, aber das ist ein überzeugendes Argument.
Machen wir es kurz. Wenn ich - sagen wir - Ihnen ein paar nicht wesentliche
Details erzähle, was habe ich davon?“
„Das
hängt ganz von dem ab, was Sie uns mitteilen wollen.“
„Sie
wollen das große Ganze , richtig?“, fragte Bent.
Verena
ließ die Frage unbeantwortet und schaute demonstrativ auf ihre Armbanduhr.
„Also,
was haben Sie mir anzubieten?“, bohrte Bent weiter.
„Es
würde mir zwar sehr schwer fallen, aber ich würde mich persönlich für eine
Strafmilderung einsetzen, wenn Sie uns mehr über die Aktivitäten des pädophilen
Netzwerks erzählen, das unter dem Schutzmantel des Ordens sein Unwesen treibt.
Vor allem Namen und Orte …“
„Ach
kommen Sie, das ist mir zu vage und zu dünn. Wenn Sie sich dafür einsetzen,
heißt das zunächst gar nichts. Da müssen sie schon konkreter werden und vor
allem mehr anbieten.“
„Sie
wissen, dass ich das nicht kann. Dazu benötigen wir den Staatsanwalt. Was
stellen Sie sich das denn vor?“
Keßler
hatte Recht behalten. Bent war zu abgebrüht, um sich auf eine sehr vage und
nicht abgesicherte Zusage zu verlassen.
„Schalten
Sie bitte für einen Moment das Mikrophon aus!“, sagte Bent und deutete auf das
Aufnahmegerät in der Tischmitte.
Verena
betätigte den Kippschalter und Bent fuhr fort:
„Wenn
ich ihnen wichtige Informationen liefere, erwarte ich auf jeden Fall absolute
Straffreiheit. Außerdem …“
„Vergessen
Sie´s am besten! Das geht …“
„Ich
war noch nicht fertig, Frau Sonnenberg! Außerdem erwarte ich die Aufnahme in
ein Zeugenschutzprogramm!“
„Zeugenschutzprogramm?
Wie kommen Sie denn darauf? Ist das nicht eine Nummer zu groß? Wir reden
schließlich nicht über organisierte Kriminalität, oder?“
„Das
Zeugenschutzprogramm sollte übrigens unmittelbar beginnen. Das heißt keine Unterbringung im Gefängnis!“
„Das
müssen Sie mir erklären. Sie wissen doch ganz genau, dass solche Maßnahmen nur dann
einzuleiten sind, wenn ganz konkret Ihr Leben bedroht ist.“
„Genau
darüber reden wir, Frau Sonnenberg! Mein Leben ist übrigens bereits in Gefahr!
Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass wir über zwei unterschiedliche
Aspekte reden.“
„Und
die sind …?“
„Ich
war noch nicht fertig! Diese beiden Aspekte sind miteinander verknüpft. Zum
einen reden wir über sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen und zum anderen
reden wir über Mord. Wenn Sie richtig mitgezählt haben, wurden fünf Personen
ermordet, eine weitere wurde in - sagen wir Notwehr - getötet und eine
weitere wird vermisst.“
„Mit
der vermissten Person meinen Sie Georg Schweikert ?“
„Richtig!“
„Und
mit der Person, die in Notwehr getötet wurde, ist Vergil Nagy gemeint?“
Bent nickte,
um Verenas Resümee zu bestätigen.
„Und
der nächste auf der Todesliste bin ich!“
*
Bent
war dazu bereit, sein Schweigen aufzugeben. Verena unterbrach erneut das
Gespräch und rief vom Nebenraum Keßler an, der sich auf dem Weg zu Dr. Ziegler
befand. Er sollte eine schriftliche Bestätigung mitbringen, die alle von Bent
georderten Punkte beinhaltete. Keßler kehrte nach circa einer Stunde mit dem
Schriftstück zurück. Dr. Ziegler hatte es geschafft, den Staatsanwalt innerhalb
kürzester Zeit von der Dringlichkeit der Angelegenheit zu überzeugen. Dieser
stimmte dem Vorschlag zu und ließ sich das vorbereitete Schriftstück per Telefax
senden, unterzeichnete es und schickte es dann zurück.
In
dem darauffolgenden Gespräch mit Verena packte Bent schonungslos aus. Dabei kam
zutage, dass der Orden einen Geheimdienst unterhielt,
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