Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
aufgeschlagene
Sonntagsausgabe eines Boulevardblattes herüber. In großen, fetten Lettern stand
dort:
Wie
krank ist der Papst wirklich?
Bent
las weiter:
Sonntag,
30. September
Spanische Medien berichten von angeschlagener Gesundheit
Alejandro Fernandezs. Der Vatikan dementiert die Gerüchte. Der Papst, der am
kommenden Mittwoch 89 Jahre alt wird, leide an Alterserscheinungen.
Rom/Apa. Papst Gregor XVII. leidet Gerüchten zufolge an einer
schweren Krankheit. Laut einem Bericht der spanischen Tageszeitung „El Mundo“
hat sich sein Gesundheitszustand in den vergangenen drei Wochen stark
verschlechtert.
Das
Blatt bezieht sich auf die angesehene spanische Vatikan-Berichterstatterin
Maria Borerro. Die Expertin ist der Ansicht, dass der Papst wegen seines
Zustands nicht mehr lange sein Amt ausüben kann. Bereits seit geraumer Zeit
halten sich hartnäckig Gerüchte über das mögliche baldige Ableben des Papstes.
Bent
faltete die Zeitung zusammen. Zielinski hatte ihn während er las, nicht einen
Augenblick aus den Augen gelassen.
„Ich
gehe davon aus, dass Ihr mehr wisst als ich.“, sagte Bent.
„Vielleicht?“,
stellte Zielinski mit einem Lächeln fest.
„Tatsache
ist, dass ich in Kürze Deutschland verlassen werde.“
„Ihr
bereitet Euch auf die Nachfolge vor, richtig?“
„Das
wäre vermessen, Bruder. Wie du weißt, sollen wir als Jesuiten nicht gezielt
nach solchen Ämtern streben. Schon gar nicht nach dem höchsten Amt, das die
katholische Kirche zu vergeben hat. Wir sind Gesandte und keine Sender.“
So ein
Heuchler! , dachte Bent.
Du
verfolgst doch seit Jahren nur dieses eine, große Ziel. Du willst Papst werden.
„Was
wird aus mir?“, fragte Bent.
„Du
solltest eine Zeitlang verschwinden. Das wird das Beste sein. Zurück in dein
Amt als Polizeirat kannst du nicht mehr. Es ist zudem die Ironie des
Schicksals, dass du von deinen eigenen Leuten per Haftbefehl gesucht wirst.“
„ Vater ,
ich habe auf Vergebung und auf Eure Hilfe gehofft.“
„Wie
sollte die Hilfe denn nach deiner Meinung aussehen?“
„Nehmt
mich mit in den Vatikan!“, flehte Bent.
„Völlig
ausgeschlossen! Wie soll das gehen?“, empörte sich Zielinski.
„Ihr
habt doch bestimmt die Möglichkeit, ein gutes Wort für mich einzulegen und mich
dort zumindest vorübergehend unterzubringen.“
„Schweig!“,
raunzte Zielinski. „Das ist ja nicht auszuhalten, dieses Gejammer!“
Um
seinen Worten noch mehr Ausdruck zu verleihen, schlug er mit der Hand auf die Tischplatte.
Das folgende Schweigen wurde durch den Bediensteten unterbrochen, der plötzlich
die Terrasse betrat.
„Was
gibt´s?“, fragte Zielinski.
„Da
sind zwei Herrschaften, die Euch sprechen möchten.“
„Führe
die beiden her.“
Bent
wunderte sich darüber, dass der Vater nicht danach fragte, wer ihn
sprechen wollte. War er bereits informiert und wusste, wer die Besucher waren? Der
Bedienstete ging kurz in den Raum zurück und führte dann den Besuch hinaus auf
die Terrasse. Bent stockte der Atem.
„Guten
Tag Frau Sonnenberg!“, empfing Zielinski seine Gäste.
„Wie
ich sehe, kommen Sie nicht alleine. Sie haben Herrn … Wie ist noch der Name?“
Er
schaute Keßler an, als er ihm die Hand drückte.
„Keßler.“,
ergänzte dieser. „Adrian Keßler.“
„Ja,
richtig. Wie konnte ich das vergessen? Was kann ich denn für Sie tun?“
Bent
verschlug es den Atem. Er witterte Verrat! Es konnte sich bei Verenas und
Keßlers Besuch um keinen Zufall handeln und er war sich sicher, dass Zielinski
die beiden über seinen Besuch informiert hatte. Er musste sich eingestehen,
dass er die Situation falsch eingeschätzt und Zielinski total unterschätzt
hatte. Der Kardinal hatte eben eine schauspielerische Glanzleistung
abgeliefert.
Ohne
die Frage des Kardinals zu beantworten, wandte sich Verena an Bent:
„Herr
Bent, Sie sind verhaftet. Machen Sie jetzt bitte keine Schwierigkeiten!“,
forderte Verena ihren Ex-Vorgesetzten auf.
Keßler
machte bereits einen Schritt auf Bent zu, die Handschellen in der Hand.
„Drehen
Sie sich um und legen Sie die Hände hinter den Rücken!“ befahl er Bent.
Der
folgte der Anweisung ohne Widerrede. Dann klickte es und die Verriegelung
rastete ein. Kurze Zeit später befanden sich Verena, Keßler und Bent auf der
Rückfahrt ins Polizeipräsidium. Bent wusste, dass ein Protest in dieser Situation
aussichtslos war. Er musste seine Strategie ändern, um seinen Kopf aus der
Schlinge ziehen zu können. Das würde
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