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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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wirklich, wir können da schon klingeln?«, fragte Ellen gähnend. Sie hatte fast die ganze Fahrt auf der Rückbank geschlafen und sah ziemlich erholt aus. Saskia und ich waren abwechselnd gefahren, und jede von uns hatte ein, zwei Stunden gedöst. Trotz – oder gerade wegen der Übermüdung – war ich ziemlich aufgekratzt.
    »Natürlich. Wir dürfen keine Zeit verplempern, sonst schaffe ich unmöglich meinen Flug. Also los, Mädels.« Wir stiegen aus dem Wagen und streckten unsere eingerosteten Glieder.
    »Es wäre schön, sich jetzt die Zähne zu putzen«, meinte Saskia, hauchte sich in die Handfläche und schnupperte.
    »Das machen wir nachher«, bestimmte ich. »In der Zeit, in der dieser Gool-Heini den Sessel repariert.«
    »Ich hab da was«, sagte Ellen und kramte in ihrer Tasche nach Kaugummis.
    »Gute Idee«, sagte ich, und kurz danach kauten wir alle auf den Spearmint-Streifen herum. »Also, wie gehen wir am besten vor?«, fragte ich. »Wir überfallen den Typen ziemlich, also müssen wir einen guten Eindruck machen.«
    Doch als ich uns drei betrachtete, überkamen mich Zweifel. Ellen hatte einen dicken Breifleck auf ihrer zerknitterten Leinenbluse, und die weite, schwarze Hose war auch nicht mehr in lupenreinem Zustand. Ich sah sowieso nicht zurechnungsfähig aus in meinem bunt schillernden Exotenoutfit. Die Einzige, der die Nacht optisch nichts ausgemacht hatte, war Saskia. Selbst das Weinen hatte keine Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen. Und mit ihrer schmalen, grauen Hose und dem dünnen, eng anliegenden schwarzen Seidenpullover hätte sie jederzeit in ein Meeting mit Mandanten gehen können. Gerade bürstete sie ihre Haare mit einer auseinanderklappbaren Bürste, die sie aus einem schwarzen Ledertäschchen gefischt hatte, und band sie zu einem Pferdeschwanz zusammen.
    »Saskia ist eindeutig die Schönste von uns«, stellte ich fest.
    »Ja, genau. Wie machst du das bloß?«, fragte Ellen, die Fritz gerade frisch wickelte. »Bist du Wonderwoman, oder was?«
    Saskia trug lächelnd Rouge auf und schminkte dann ihre Lippen mit einem dunkelrosafarbenen Lippenstift. »Ist alles nur Fake, seht ihr doch«, sagte sie und tuschte sich die Wimpern.
    »Du bist auf jeden Fall gut ausgerüstet«, sagte ich und deutete auf ihr schwarzes Täschchen, das noch deutlich mehr enthielt als mein Notfallset. »Okay, dann«, sagte ich, als Saskia fertig war. »Ich denke, es wäre am besten, wenn Saskia den Typen um den Finger wickelt. Er wird nicht anders können, als ihr aus der Hand zu fressen.«
    »Und wenn er schwul ist?«, warf Ellen ein.
    »Egal. Jeder möchte Saskia zur Freundin haben, ist doch klar!«
    »Ihr seid so nett zu mir«, sagte Saskia. »Hört lieber auf, sonst steigen mir die Komplimente noch zu Kopf.«
    »Hauptsache, du bezirzt gleich den Typen, sodass er alles stehen und liegen lässt, um den Sessel zu reparieren.«
    »Am besten nehmen wir ihn schon mit«, sagte ich. »Dann weiß er direkt, worum es geht. Okay?«
    »Jawohl, Chefin«, sagte Saskia.
    Wir schleppten das Ding bis vor die Haustür.
    »Uff«, schnaufte ich, als wir es absetzten. »Wo wir uns so abgemüht haben, darf das einfach nicht schiefgehen.«
    Ellen mit Fritz auf dem Arm und ich blieben im Hintergrund, während Saskia sich vor der Tür postierte. Sie legte ihren Zeigefinger auf die Klingel.
    »Bereit?«, fragte sie.
    »Drei Frauen, ein Baby und ein Sessel«, flüsterte Ellen. »Den Typ trifft der Schlag.«
    »Bereit«, sagte ich, und mein Herz klopfte plötzlich bis zum Hals. Ich stand um sechs Uhr morgens in Itzehoe, um einen Designer anzubetteln, einen Kirschfleck aus dem Sessel meines Chefs wegzumachen. Ich war nur froh, dass Saskia das Reden übernehmen würde. Als sie die Klingel betätigt hatte, ertönte das helle Klimpern eines Windspiels. Sonst tat sich nichts.
    »Ich wusste doch, dass wir zu früh sind«, sagte Ellen. »Kein normaler Mensch ist um diese Zeit wach.«
    Saskia klingelte erneut. Plötzlich wurde die Tür mit Schwung aufgerissen. Eine ziemlich große, schlanke Frau stand vor uns. Sie war barfuß und trug ein weites, luftiges Gewand aus zitronengelbem Stoff, das in der Mitte von einem roten Perlengürtel zusammengehalten wurde. Die feinen, weizenblonden Haare fielen ihr bis fast auf die Hüfte. Sie hatte Sommersprossen, grüne Augen, die sie zusammenkniff, als ob sie eine Brille bräuchte, und lächelte uns schmallippig an.
    »Guten Morgen«, sagte Saskia. »Wir würden gerne in einer dringenden Angelegenheit mit dem

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