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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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Möbeldesigner Gool …«
    »Oh, mein Baby«, unterbrach die Frau sie plötzlich, als ihr Blick auf Ellen und Fritz fiel. Sie klatschte entzückt in die Hände und stürzte auf die beiden zu. Ellen zuckte zusammen und packte Fritz fester. Die Frau warf sich über den Sessel und streichelte das weiche Leder. »Mein Baby«, hauchte sie. »Da bist du ja! Oh je! Was ist denn mit dir passiert?«
    Ellen warf mir einen zweifelnden Blick zu, den ich ebenso erwiderte. Eine Sache war jetzt schon völlig klar: Diese Frau hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank.
    »Sind Sie Gool Hofmann?«, fragte Saskia erstaunt.
    Die Frau drehte sich zu ihr um. »Schschsch«, machte sie und legte ihren Finger auf die Lippen.
    »Nun«, sagte Saskia, »wenn Sie mich kurz erklären ließen …«
    Gool warf ihr einen tadelnden Blick zu, stürmte an Saskia vorbei ins Haus und knallte die Tür zu.
    »Was ist denn mit der los?«, fragte Saskia. »Ziemlich unhöflich, würde ich mal sagen.« Ohne zu zögern drückte sie erneut die Klingel.
    Die Frau riss die Tür wieder auf.
    »Es ist wirklich wichtig …«, fing Saskia an, wurde aber sofort unterbrochen.
    »Ruhe«, herrschte sie Saskia an. »Mit dir rede ich nicht. Deine Aura stört meinen Energiekreislauf, besonders am frühen Morgen.« Sie ließ den Blick über die Szenerie gleiten und blieb bei mir hängen. Ihre Miene entspannte sich. »Du da. Komm her.«
    »Ich?«, fragte ich dümmlich.
    Sie nickte. Ich trat zögernd vor. War ja irgendwie klar gewesen. Die Beknackten fielen von Geburt an in meine Zuständigkeit. Sie ließ den Finger in der Luft kreisen und sagte: »Dreh dich.«
    Ich drehte mich in meinem albernen Dress einmal um mich selbst.
    »Wo hast du das her?«, fragte sie.
    Normalerweise hätte ich jedes Besitzrecht an diesem Kleidungsstück geleugnet, aber aus einer Intuition heraus sagte ich: »Aus Sri Lanka. Und die Hose ist aus der Türkei.« Dabei versuchte ich, wie ein lässiger Globetrotter zu wirken.
    Sie betrachtete mich noch einen Moment undurchdringlich, dann klatschte sie wieder in die Hände und sagte: »Entzückend. Ganz entzückend. Wie heißt du?«
    Darauf gab es unter diesen Umständen nur eine richtige Antwort. »Puna Monday.«
    »Oh, was für ein schöner Name!«, rief sie. »Ich habe auch einen indischen Namen. Gool heißt Blume. Los, komm!« Sie fasste mich freundschaftlich an der Schulter und führte mich in ihr Haus. Als wir durch die Tür schritten, drehte sie sich um und sagte zu Saskia und Ellen in geschäftsmäßigem Ton: »Ihr dürft den Sessel reintragen und hier vorne warten.«
    »Aber das schaffen wir nicht allein!«, rief Ellen.
    Gool schob mit ihrem nackten Fuß ein Wägelchen mit Griff und vier Rollen nach draußen, das den Transport deutlich erleichtern würde.
    Ich folgte ihr durch den luftigen Vorraum, der sich über zwei Stockwerke erstreckte und eine große Palme und eine kleine Sitzgruppe beherbergte, zu einer weißen Schiebetür, die sie mit einer leichten Handbewegung öffnete. Hinter der Tür erstreckte sich auf der rechten Seite ein großer Raum, in dem ein gigantischer Arbeitstisch stand, auf dem Stoffrollen, Holz, Zollstöcke, Wasserwaage und eine Sammlung riesiger Scheren lagen. Ein Sesselgerippe stand auf einem Podest.
    »Ist das Ihr Atel…?«
    »Schschsch«, machte Gool wieder.
    Dieses Geschsche war schon ein wenig gewöhnungsbedürftig. Trotzdem hielt ich den Mund. Denn so wie sie eben Saskia hatte stehen lassen, schien Gool etwas empfindlich zu sein, wenn man einfach drauflosquasselte. Wir durchquerten ein weiteres Zimmer mit vier Meter hohen Decken, einer beeindruckenden Sammlung von Grünpflanzen und einem gigantischen Kamin, der aber zu dieser Jahreszeit natürlich kalt war. Sie führte mich zu einer Wendeltreppe, die sich in einer Ecke in die Höhe schraubte. Ich stieg hinter ihr die Stufen hoch und bewunderte die feinen Linien ihrer Fersentätowierung. Als wir oben waren, traten wir durch einen hellgrünen Seidenvorhang auf eine Terrasse, die ungefähr halb so groß wie ein Tennisplatz und nach Osten ausgerichtet war. Bestimmt ein Dutzend Kübel voller Bambusgras säumte das Geländer.
    »Dies ist mein Morgenrefugium«, schwärmte Gool. »Hier lasse ich die Sonne in mein Herz und meinen Geist und meinen Körper!« Sie verneigte sich vor der Sonne und sagte salbungsvoll: »Ihr Licht gebiert jeden Morgen meine Energie.«
    »Sehr schön«, sagte ich. »Wenn ich nun …«
    »Und hierher nehme ich nur Gäste mit, zu denen ich eine

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