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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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zumindest.« Sie seufzte tief und schaute eine Weile aus dem Fenster.
    Ich warf ihr einen besorgten Blick zu. »Ist alles klar?«
    »Na ja, wenn ich ehrlich bin, es geht so.« Sie nestelte an ihrer Hose herum. »Im Moment sind meine Eltern ziemlich sauer auf mich. Ich … Ich habe Mist gebaut.«
    Ich war geschockt, von Saskia ein Schuldeingeständnis zu hören. »Was?!«, schrie ich.
    »Schschsch. Nicht so laut. Du weckst die beiden noch auf!«
    »Aber was ist denn passiert?«
    Und dann fing sie plötzlich an zu weinen. Das hatte ich auch noch nie erlebt. Ein Rastplatz kam in Sicht, und ich fuhr von der Autobahn ab. Wenn meine Freundin Saskia weinte, dann musste etwas Schreckliches passiert sein.
    »Sind wir schon da?«, fragte Ellen verschlafen von der Rückbank, als wir anhielten.
    »Nein«, sagte ich.
    Saskia wischte sich mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augen.
    »Was ist denn mit dir …? Weinst du etwa, Saskia?«, rief Ellen plötzlich.
    »Nein, natürlich nicht. Mir ist nur was ins Auge geflogen«, sagte sie und schniefte.
    Ellen und ich lachten kurz auf. Das war wieder typisch für sie. Doch dann erzählte sie, dass sie bei der letzten Verhandlung in der Gehrke-Sache gepatzt hätte, weil ihr auf einmal schwindelig geworden war und sie das Gefühl gehabt hatte, ihr Herz würde ins Stolpern geraten und sie bekäme keine Luft mehr. »Und dann war ich nicht mehr konzentriert und habe einige wichtige Fragen und einen Antrag vergessen zu stellen. Und wenn ich jetzt nicht einen Zeugen auftreibe, der bestätigt, dass Ingrid Gehrke Geld beiseitegeschafft hat, indem sie es ihrem Lover zugesteckt hat, dann steht mein Mandant richtig blöd da. Dann hat sie Anspruch auf Zugewinnausgleich. Das bedeutet: Er muss ihr Geld geben. Und jetzt sind meine Eltern stinksauer, weil ich den Fall verbocke.«
    »Hast du ihnen denn das erklärt, mit dem Schwindel?«
    »Natürlich nicht. Das geht doch niemanden was an«, sagte Saskia bestimmt.
    »Willst du nicht zum Arzt gehen?«, fragte Ellen. »Das hört sich gar nicht gut an.«
    »Ach was, das war doch nur dieses eine Mal, und auch ganz schnell wieder vorbei.«
    »Vielleicht will dir dein Körper irgendwas sagen?«, gab ich zu bedenken.
    »Blödsinn. An so einen Unfug glaube ich nicht«, sagte sie. »Und wenn er mir was sagen möchte, braucht er schon bessere Argumente. Ich bin eine harte Gegnerin«, sagte sie, aber ihr kämpferischer Ton misslang, und auch das anschließende Lachen klang alles andere als fröhlich.
    »Ich mache mir Sorgen um dich«, sagte ich.
    »Ich auch«, rief Ellen.
    »Bist du dir sicher, dass es dir gut geht?«
    »Na ja, das wird schon wieder. Auf der anderen Seite …«
    »Was?«
    »Manchmal frage ich mich schon, warum ich das alles mache. Ich verteidige ja nicht das Gesetz, sondern Menschen, die versuchen, sich gegenseitig fertigzumachen. Die Wahrheit vor Gericht ist eine ganz andere Wahrheit als die im wirklichen Leben. Da wird getrickst und gemogelt, und jeder versucht, sie so weit zu seinen Gunsten zu verbiegen, dass es seinen eigenen Interessen dient. Das ist nicht schön.«
    »Aber dann mach was anderes«, schlug Ellen vor. »Such dir einen anderen Job!«
    »Das geht nicht«, sagte Saskia entschieden. »Meine Eltern verlassen sich auf mich, dass ich die Kanzlei übernehme.«
    »Dann sag ihnen, dass du das nicht willst«, sagte ich.
    »Ich will es ja, das ist ja das Verrückte. Außerdem bin ich einfach zu gut in meinem Job. Und wenn jemand so gut in etwas ist wie ich, dann kann es doch nur das Richtige sein, oder?«
    »Vielleicht«, sagte Ellen. »Aber pass auf dich auf, Süße, okay?« Sie nahm Fritz, der gerade aufgewacht war, aus seinem Maxi-Cosi und gab ihm ein Fläschchen, das sie aus ihrer Tasche zauberte.
    »Ich muss nur diesen Patzer wieder ausbügeln. Dann geht es mir auch wieder bestens«, sagte Saskia, und ihre Stimme klang wieder normal.
    Ich holte hinten aus dem Küchenschrank drei Plastikbecher, und wir tranken etwas Wasser. Danach fuhren wir weiter.

25
    Um kurz nach fünf ging die Sonne auf, eine leuchtende Apfelsine am dunkelblauen Himmel. Gegen halb sechs Uhr waren wir in Itzehoe. Dank Navigations-App fanden wir auch die Werkstatt von Gool Hofmann Designs. Sie war in einer kleinen, modernen Villa aus Holz und Glas am Ortsrand untergebracht. Die ersten Sonnenstrahlen des Tages verwandelten die verspiegelte Fensterfront in einen Scheinwerfer. Es versprach, ein wunderschöner Tag zu werden. Zumindest wettermäßig.
    »Meinst du

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