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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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nicht.«
    »Was für ein Biest.«
    »Ja. Was für ein Biest.«
    Saskia war nur noch ein kleiner, roter Punkt am Straßenrand. Sie würde jetzt zu ihrem Bekannten ins Haus gehen – falls das mit dem Haus nicht auch gelogen war.
    Es war merkwürdig. Obwohl gerade eine weitere Katastrophe über mich hereingebrochen war, fühlte ich mich seltsam ruhig. Aber das lag natürlich nur daran, dass wir jetzt ein viel dringenderes Problem zu lösen hatten, als dass Lennart weg und Saskia ein karrieregeiles Biest war, das über Leichen ging. Wir hatten weder Geld noch Kreditkarten und nur noch zwanzig Liter Benzin im Tank. So würden wir nicht von Sylt wegkommen. Ich sah uns schon in dem Bus hausen, in zerfetzten Klamotten. Wir könnten Modeschmuck aus leeren Plastikflaschen basteln und verkaufen. Oder so.
    Aber weitaus besser war, erst einmal alles auf den Kopf zu stellen und zu sehen, ob nicht doch irgendwo Geld versteckt war. Ellen durchwühlte ihre Taschen, kippte die Wickeltasche aus und durchforstete alle Täschchen und Tüten, die zum Vorschein kamen. Nichts.
    »Ist hier drin nicht irgendwo ein Geheimversteck, oder so?« Ellen zeigte im Wohnmobil herum, und ich fing an, die selbst gezimmerten Einbauschränke zu durchsuchen. Ohne Erfolg.
    »Und was ist das da?«, fragte Ellen und zeigte auf die metallene Arbeitskiste meines Vaters.
    »Stimmt. Da habe ich noch nicht nachgesehen.« Ich zog sie unter dem Tisch hervor. Normalerweise war sie immer mit einem Vorhängeschloss gesichert, aber vermutlich hatte mein Vater mal wieder den Schlüssel verbummelt und sie deswegen gleich offen gelassen. Ich fand darin aber neben Werkzeug nur eine leere Butterbrotdose und das Malzeug meiner Mutter.
    Darunter entdeckte ich dann doch noch etwas, das uns weiterbringen konnte: eine Edelstahlkassette, die wie ein kleiner Safe aussah.
    »Da könnte doch was drin sein, oder?«, fragte Ellen atemlos.
    »Aber sie ist abgeschlossen«, sagte ich und zeigte auf das Vorhängeschloss.
    »Genau. Weil da was Wertvolles drin ist«, mutmaßte Ellen.
    »Aber wie sollen wir sie aufkriegen?«, fragte ich und rüttelte an dem Schloss.
    »Mit einem Austernbrecher vielleicht?«, schlug Ellen vor.
    »Wohl kaum. Ah, da fällt mir was ein!« Die Baumschere, die ich in dem Stauraum über der Fahrerkabine gesehen hatte. In dem Moment ging mir auf, dass es natürlich keine Baumschere war, sondern ein Bolzenschneider, den mein Vater immer dabei hatte, falls er mal wieder die Schlüssel für ein Vorhängeschloss verloren hatte.
    Ich kramte ihn hervor, setzte ihn an dem Schloss an und stemmte mit aller Kraft. Es gab ein kleines Knacken, und das Schloss war durch! Gespannt hoben wir den Deckel.
    »Och nöö. Was ist denn das?«, fragte Ellen enttäuscht. In der Stahlkassette lag nur eine zerschrammte kleine einarmige Holzfigur in einem Bett aus Schaumstoff.
    »Vermutlich irgendein Teil, das mein Vater auf dem Flohmarkt gekauft hat und restaurieren will«, sagte ich und schlug den Deckel wieder zu. »Verflixt. Und jetzt?«, fragte ich. »Wie sollen wir denn wieder nach Hause kommen?«
    In dem Moment klingelte Ellens Handy. Zum dreißigsten Mal heute. »Papa«, sagte Fritz.
    Ellen und ich sahen erst uns erstaunt an, dann den kleinen Fritz, der zufrieden vor sich hinlächelte.
    »Er hat Papa gesagt«, stellte ich fest.
    Ellens Blick wurde weich. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie drückte mir Fritz auf den Arm, dann ging sie ran. »Hallo, Arne«, sagte sie.
    »Na, endlich«, hörte ich Arne durchs Telefon rufen. »Wo seid ihr denn?«
    »Auf Sylt.« Ellen sagte es in einer Mischung aus Herausforderung und Traurigkeit.
    Ich lief mit Fritz ein bisschen auf und ab und konnte nur noch hören, was Ellen sagte. Wobei sie im Grunde kaum redete. Sie hielt sich nur stumm das Telefon ans Ohr, und die Tränen kullerten ihr über die Wangen.
    »Auf dem Parkplatz der Austernfarm in List«, sagte sie schließlich, und dann: »Ja, ich mich auch … Ja, ich dich auch. Bis dann.« Sie lächelte, als sie zu mir kam.
    »Er hat gar keine Affäre«, sagte sie erleichtert.
    »Waaas?« Ich atmete auf. »Das sind ja großartige Neuigkeiten. Aber warum hat er es denn gesagt?«
    »Weil er so sauer auf meine Mutter war. Janina ist die Frau eines sehr guten Kunden, und sie war liegen geblieben mit ihrem Auto und hatte ihren Mann nicht erreicht. Deswegen hatte sie versucht, Arne anzurufen. Und weil meine Mutter mir den Floh mit der Affäre ins Ohr gesetzt hatte, war Arne total wütend und wollte

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