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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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hinter ihnen her. Als wir an Zara vorbei waren, holte ich sie ein.
    »Okay«, keuchte ich, »wir können auch direkt zu Peek und Cloppenburg, wenn euch das lieber ist. Meinetwegen auch zu H & M!«
    Wieder sprach ich ins Leere. Ich gab es auf. Bis ich erkannte, was das Ziel ihres flotten Schritts war: Burger King.
    »Hey«, rief ich betont gut gelaunt. »Wollen wir nicht erst den Einkauf erledigen und danach etwas essen? Wir könnten uns einen Obstsalat holen – das wäre doch lecker, oder?«
    Mein Tonfall erinnerte mich an den meiner Mutter, als sie Jens bei der Hochzeit zum Tanzen bewegen wollte. Nur dass mir noch nicht einmal jemand zuhörte. Das lief ja mal überhaupt nicht nach Plan. Wenn sie sich wenigstens mit mir zoffen würden, dann hätte ich ja vielleicht noch die Hoffnung, dass es was werden könnte mit unserer Annäherung. Aber einfach ignoriert zu werden, das war ja mal gar nicht schön.
    Plötzlich blieb Cassidy stehen, wandte sich zu ihrer Schwester um und zischte: » Du hältst dich von mir fern, ist das klar ?« Dann strich sie sich noch einmal durch die Haare, setzte ihr gelangweiltestes Gesicht auf – wobei ich mich wunderte, dass es da noch eine Steigerung gab – und ging mit hoch erhobenem Kopf in den Laden rein.
    Sundance stand einen Moment da und glotzte auf den Boden. Sie brauchte auf jeden Fall ein neues Outfit. Ihr jetziges war viel zu eng geworden. Die Jeans spannte um ihre Oberschenkel wie die Haut einer Patientin nach einem exzessiven Lifting.
    »Und was sollen wir jetzt machen?«, fragte ich unschlüssig. »Wir könnten ja was shoppen und Cassidy nachher abholen.«
    »Sie trifft sich mit Joshua«, sagte Sundance mit ihrer trägen Stimme.
    »Was?«, rief ich entsetzt.
    Oh Gott. Ich musste unter allen Umständen verhindern, dass sie sich diesem Jungen auf dem Resopaltisch eines Schnellrestaurants hingab.
    »Also gut«, kommandierte ich. »Dann gehen wir da wohl auch rein. Tut mir leid, dass wir jetzt nicht shoppen gehen können.«
    »Egal«, sagte Sundance grinsend. Nur zu bereitwillig änderte sie den Plan.
    Kurz darauf galt ihr einziges Interesse dem King des Monats, bestehend aus Double Cheeseburger, Pommes und Cola, während Cassidys King des Monats sich als ein mürrischer Junge mit einer Tonne Gel im Haar entpuppte. Es wurde ein selten langweiliger Nachmittag. Ich checkte die Börsennews auf meinem Handy und beobachtete gleichzeitig Cassidy, die sich mit Joshua unterhielt, wobei die Unterhaltung darin bestand, dass beide mit ihren Handys rumspielten und ab und zu an den Strohhalmen ihrer Getränke nuckelten. Währenddessen verdrückte Sundance nach dem King des Monats noch eine Extraportion Pommes und ein Sundae-Eis. Warum aß dieses Kind nur so viel?
    »Was ist eigentlich mit eurem Vater?«, fragte ich sie.
    »Ach der«, antwortete sie, ohne den Blick von den kalorienreichen Snacks auf der illuminierten Speisekarte zu lassen. »Der kommt uns bald besuchen.«
    »Toll! Und wann?«
    »Bald eben.«
    Um sie weiter vom Essen abzulenken, verstrickte ich sie in ein Gespräch, wobei unser Gespräch daraus bestand, dass ich sie mit Fragen bombardierte und sie einsilbige Antworten gab, bis ich auf die Idee kam, ihr zu erklären, wie man Gulasch und Klöße kochte, und damit tatsächlich ihre Aufmerksamkeit für längere Zeit gewinnen konnte. Nachdem ich sie anderthalb Stunden mit der Zubereitung von echtem Essen zugetextet hatte, beendete Cassidy endlich ihr Date mit Joshua, und ich war heilfroh, dass wir wieder an die frische Luft konnten. Ich würde die beiden in ein Taxi setzen und noch ein paar Stunden arbeiten gehen.
    Draußen wunderte ich mich, dass es immer noch nach Pommesfett stank. Bis ich merkte, dass das natürlich an unseren Klamotten lag, die sich mit dem Geruch von Fettmolekülen vollgesogen hatten. Ihre Mutter würde sofort merken, dass das mit der Diät nicht geklappt hatte. Also machte ich den beiden klar, dass wir auf jeden Fall doch noch Kleidung kaufen mussten, wenn sie nicht wollten, dass ihre Mutter merkte, wo wir tatsächlich gewesen waren.
    Es war eine Tortur. Sundance hatte überhaupt keine Lust, irgendwas anzuprobieren, weil ihr nichts passte, und Cassidy weigerte sich ebenfalls, eine Umkleidekabine aufzusuchen, weil sie meinte, das sei ihr da zu bäh und ich könne ja die Sachen wieder zurückbringen, die ihr nicht gefielen. Unter größter Anstrengung schwatzte ich schließlich Sundance einen neuen Pullover ( XL ), eine Jeggings (eine Leggings, die aussieht wie

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