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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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für ihn.«
    »Wenn ich eines habe, dann Zeit«, lachte die alte Dame. »Abgemacht!«
    Ich atmete auf. Wenigstens ein Problem weniger.

14
    Eine Woche später rief mich Uschi Reinhardt an und schwärmte mir vor, dass ich ja so ein Händchen hätte für ihre Töchter. »Sie sind regelrecht begeistert von Ihnen! Wie haben Sie das bloß geschafft?«, fragte Uschi Reinhardt.
    »Ich – ich weiß nicht«, stammelte ich.
    »Es gibt nicht viele Menschen, die meine beiden mögen«, sagte Uschi Reinhardt. »Da haben Sie wirklich Glück!«
    Glück würde ich das nicht nennen.
    »Ja, toll«, sagte ich.
    »Wie dem auch sei«, fuhr sie fort. »Meine Töchter bestehen darauf, dass Sie sie zum Shoppen begleiten. Ich gebe Ihnen meine Kreditkarte.«
    »Aber ich bin doch Vermögensverwalterin!«, rief ich.
    »Genau. Und Sie verwalten mein Vermögen, indem Sie meinen Kindern ein paar anständige Sachen zum Anziehen kaufen.« Uschi Reinhardt lachte gut gelaunt.
    »Aber ich bin Wertpapierspezialistin für den Handel mit Rohstoffen«, rief ich verzweifelt.
    »Ja, und Sie investieren in den wichtigsten Rohstoff der Welt: in Kinder!« Ihr triumphaler Ton hätte sogar Ursula von der Leyen und Nena beeindruckt.
    Dann mach es doch selbst, wollte ich schreien, aber stattdessen begnügte ich mich mit der Ausrede, die jeder Arbeitnehmer immer parat hat: »Aber ich muss das erst mit meinem Chef absprechen. Ich habe hier ja jede Menge Arbeit, die …«
    »Herr Höveler ist einverstanden«, unterbrach Uschi Reinhardt.
    »Ach so?«
    »Ja, ich habe das mit ihm geklärt.«
    Jetzt wurde hier schon über meinen Kopf entschieden, was ich während der Arbeitszeit machen sollte! Ich musste dringend ein ernstes Wörtchen mit meinem Chef sprechen. Vor allem, wo ich doch seit meinem verpatzten Golddeal auf total heißen Kohlen saß. Ich wartete fieberhaft auf gute Nachrichten, die mich aus dem katastrophalen Minus herausbefördern würde. Da konnte ich es nicht gebrauchen, mich von zwei nervtötenden Teenagern terrorisieren zu lassen. Aber ich konnte meinem Chef auch nicht sagen, dass ich gerade im Begriff war, unsere schöne Gewinnquote zu versauen, weil ich mich verklickt hatte. Ich hoffte immer noch darauf, dass ich irgendwie aus der Nummer rauskam.
    »Na gut«, sagte ich mit brüchiger Stimme. »Welche Art Kleidung schwebt Ihnen denn vor?«
    »Sie sind doch immer hübsch angezogen. Sie wissen schon, was junge Mädchen brauchen, um anständig auszusehen. Ach so, noch was: Die beiden sind auf Diät. Also keine Snacks zwischendurch!«
    Ich ging zu Höveler, angeblich um mich bei ihm rückzuversichern, dass Uschi Reinhardt die Wahrheit gesagt hatte. Doch eigentlich wollte ich ihm unbedingt mitteilen, dass ich für einen Babysitterjob nun wirklich überqualifiziert war.
    Aber meine Einwände wischte er beiseite. »Halten Sie bloß unsere wichtigste Mandantin bei Laune«, sagte er. »Wenn sie uns abspringt, können wir den Laden dichtmachen. Und ich muss Sie ja wohl nicht daran erinnern, wer dafür verantwortlich ist.«
    So wurde ich also zur Einkaufsberaterin eines frühreifen Flittchens und einer übergewichtigen Elfjährigen degradiert. Wirklich klasse. Da ich gar nicht wusste, was bei den Kids angesagt war, surfte ich im Internet nach Inspiration, bis ich die beiden am Neumarkt abholen musste. Ich hatte schon wieder Kopfschmerzen.
    Wie schon den ganzen Morgen regnete es immer noch, als die beiden am Nachmittag mit einem Taxi vorfuhren. Cassidy saß auf dem Rücksitz und lächelte.
    Plötzlich dachte ich: Vielleicht mögen sie mich doch. Vielleicht können sie mir das nur nicht zeigen. Wie in den Filmen, wo es auch immer Leute gibt, die ungewollt aufeinandertreffen und sich am Anfang auf den Tod nicht leiden können und sich immer streiten und dann nachher auf einmal die besten Freunde sind. Ich musste ihnen vielleicht nur etwas Zeit geben, dann würde ich die beiden schon knacken.
    »Also, ihr beiden«, sagte ich betont freundlich, als sie ausstiegen, und ignorierte dabei Cassidys mürrische Miene, die sie sofort wieder aufgesetzt hatte. »Ich habe mir überlegt, wir fangen bei Zara an. Die haben ein paar tolle Jacken. Und danach gehen wir zu Peek und …« Den Rest meines kleinen Begrüßungsvortrags verschluckte ich, denn die beiden beachteten mich überhaupt nicht, sondern liefen einfach los.
    »Wartet! Das Taxi«, rief ich, aber sie hörten nicht.
    Ich drückte dem Fahrer in Windeseile das Geld in die Hand und riss die Quittung an mich, dann rannte ich

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