Ordnung ist nur das halbe Leben
rutschte es mir raus. »Äh, ich meine, super. Hab ich schon gehört«,
»Und – tatatataaa – ich ziehe zu ihr.«
»Nein! Echt jetzt? Wann?«
»Nächste Woche.«
»Das ist echt – toll . Das freut mich – für dich .« Vielleicht würde mein Bruder doch noch erwachsen werden. Dann würde er auch damit umgehen können, dass Lisa und ich uns überhaupt nicht leiden konnten.
Er musterte mich einen Moment und sagte dann: »Ich habe gehört, dass du ganz schön biestig warst zu Lisa.«
»Was? Nein, sie war biestig zu mir . Und was fällt dir eigentlich ein, ihr meinen Spitznamen zu verraten?«
»Mann, Moni, regst du dich etwa immer noch darüber auf? Werd doch mal erwachsen.«
»Ha!«, machte ich. »Das sagt der Richtige! Das sagt wirklich genau der Richtige.«
»Mannometer, du hast wirklich keinen Humor.«
»Stimmt doch gar nicht!«
»Stimmt wohl.«
»Gar nicht«, protestierte ich.
»Doch.«
Ich verdrehte die Augen. Er war so kindisch!
»Jedenfalls, habe ich Lisa nur einen Witz erzählt, der hundert Jahre alt ist. Du dagegen hast mich richtig schlechtgemacht. Als ob ich ein Oberidiot wäre. Das war echt fies.«
Ich lenkte vom Thema ab. »Hätte ich ja nie gedacht, dass du hier mal ausziehst.«
»Doch, klar! Ich meine, mir geht das hier auch auf die Nerven. Der ganze Siff.« Er zeigte auf das schmutzige Geschirr, das auf dem Tisch und in der Spüle stand, und auf die Krümel am Boden. »Das ist schon was eklig.«
»Weißt du, Hannes, da kann man was gegen machen«, sagte ich süffisant. »Putzen!«
Er winkte ab. »Sag mal, bist du eigentlich mit dem Auto da?«
»Natürlich. Wie denn sonst?«
»Ein Kumpel hat mich gerade angerufen. Kalle. Er will mir ein Regal schenken.«
»Prima.«
»Könntest du das abholen? Bitte, bitte, bitte! Dann verzeih ich dir auch, dass du mich bei Lisa schlechtgemacht hast.«
Ich überlegte kurz. Dann gab ich nach. Wenn sie wirklich meine Schwägerin werden würde, dann sollte ich vielleicht mal anfangen, ein bisschen nett zu sein. »Ja, gut. Mache ich.«
»Du bist echt supercool«, sagte er. »Es müsste aber jetzt sein.«
»Wie jetzt ? Ich kann jetzt nicht.«
»Aber sonst gibt Kalle das Zeug jemand anderem.«
»Es geht nicht. Ich muss was erledigen.«
»Was denn?«
»Ein Paket entgegennehmen im Haus meines Chefs.«
»Das kann ich doch machen.«
»Nee. Das geht nicht.«
»Wieso nicht? Meinst du, ich krieg das nicht hin? Ehrlich, hältst du deinen Bruder für so bescheuert, dass er noch nicht mal ein Paket entgegennehmen kann?«
»Nein, natürlich nicht, nur …«
»Was nur?«
»Es ist wirklich wichtig. Da darf nichts schiefgehen.«
»Was soll schon schiefgehen? Ich nehme das Paket in Empfang, während du das Regal holst.«
»Ich hol doch nicht alleine das Regal bei deinem Kumpel ab!«
»Aber ich kriege auch noch eine alte Anlage dazu – und wenn ich mitkomme, passt nicht alles in dein Auto. Und Kalle trägt dir das Zeug auch runter.«
»Können wir das nicht nachher zusammen machen?«
»Nee, dann ist Kalle weg. Er legt heute Abend wieder im Club auf.«
Vielleicht lag es daran, dass ich ein schlechtes Gewissen hatte wegen Lisa. Vielleicht lag es aber auch nur an seinen glänzenden, wohlduftenden Haaren, die mich irritierten. Jedenfalls kriegte er mich rum. Wieder einmal.
Ich zog den Hausschlüssel von Hövelers aus der Tasche und schaute meinen Bruder durchdringend an.
»Du wartest vor der Tür, bis das Paket kommt. Dann nimmst du es entgegen und öffnest die Tür nur, um das Paket in den Flur zu stellen. Um alles andere kümmere ich mich.«
»Okay. Wie du willst.«
»Du rührst sonst nichts an. Du baust keinen Mist, ist das klar?«
»Klar wie nur was.«
»Vielleicht bin ich bis dahin auch schon wieder da. Kalle wohnt doch noch in Poll, oder?«
»Jou.«
»Das ist ja nicht so weit. Ruf ihn an, dass er den Kram schon mal runterbringt, dann geht es schneller.«
»Mache ich. Du bist die Beste!«
Ich gab ihm die Hausschlüssel und nannte ihm die Adresse. Ein Paket in Empfang zu nehmen dürfte selbst für ihn nicht zu schwer sein.
18
Ich wusste schon, dass das alles ein Fehler war, als ich bei Kalle klingelte und sich nichts tat. Ich klingelte wieder und hielt den Knopf gedrückt. Dann wollte ich gerade gehen, als es endlich in der Gegensprechanlage knackte und sich jemand meldete. Durch den Lärm, der ebenfalls aus dem Lautsprecher drang und vermutlich Musik sein sollte, war Kalle kaum zu verstehen. »Ey, wer stresst hier rum?«
»Ich
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