Ordnungszahl 120
Flüssigkeitstriebwerken und waren mit gewaltigen Tragflächen ausgerüstet, mit deren Hilfe, sie ferngelenkt landeten, sobald sie sich von dem weiterstürmenden Raumschiff gelöst hatten.
Nach weiteren fünfzehn Minuten landeten wir in der wüstenartigen Landschaft des Nevada-Beckens. Direkt vor uns begann die Betonpiste eines Startgeländes, das mit der Nummer »21« markiert war.
Beeindruckt sah ich auf das Gebilde, das hundertachtzig Meter hoch senkrecht in den wolkenlosen Himmel ragte.
Das war MR-235, doch dieses atomar angetriebene Schiff war nur knapp sechzig Meter lang. Es ruhte auf den beiden unteren Stufen, die zur Zeit noch fest mit ihm verbunden waren.
Der stählerne Gerüstturm wirkte winzig, da er nur einen kleinen Teil der ersten Stufe umschloß. Das war also das Raumschiff, das mich aus dem Anziehungsbereich der Erde herausbringen sollte.
»Du wirst sie bald als Kugel sehen!« unterbrach Hannibal meine Betrachtungen. Seine Bemerkung bezog sich auf unseren Planeten Erde.
Wir mußten uns wieder den lästigen und unvermeidbaren Kontrollen unterziehen. Nur gut, daß wir schon so frühzeitig abgeholt worden waren!
Im Beobachtungs- und Meßbunker »21« erhielt ich meine Raumausrüstung, zu der in erster Linie der Raumanzug gehörte. Dann wurden wir mit einem Lastwagen zum Startturm hinübergebracht, dessen Größe ich erst richtig erkannte, als wir uns dicht davor’ befanden.
Schweigend stand ich vor der titanischen Dreistufenrakete. Das Schiff war startklar. Soeben rollten die letzten Tankwagen zurück, aus denen die Behälter der beiden Schubstufen nachgefüllt worden waren. Geringe Verdampfungsverluste waren unvermeidbar.
Ein Techniker erklärte mir, daß die Rakete ein Startgewicht von »nur« vierundsiebzigtausend Tonnen hätte. Die Schubleistung der Großtriebwerke, die im Heck der ersten Stufe eingebaut waren, betrug fast hundertfünfzigtausend Tonnen. Die Nutzlast, die von der dritten Stufe, der eigentlichen Mondrakete, mitgeführt wurde, belief sich auf eintausendundfünfzig Tonnen.
Für den ungeheuren Aufwand war das verhältnismäßig wenig, doch noch standen wir am Anfang der Raumfahrt.
Ich ging näher an den Startturm heran und betrachtete die schwarzen Schlünde der Großbrennkammern, die in Sätzen von zwanzig Stück zu kompakten Triebwerkseinheiten zusammengefaßt waren. In ihnen würde sich in kürzester Zeit der neuentwickelte Brennstoff mit der als Sauerstoffträger fungierenden Salpetersäure verbinden, automatisch entzünden und einen Orkan aus glühenden Gaspartikeln erzeugen.
Die Ausströmgeschwindigkeit des neuen Raketenbrennstoffs lag etwas über fünftausend m/sec, was sich ungemein günstig auf den Treibstoff verbrauch bei gleichbleibender Schubleistung und auf das Massenverhältnis ausgewirkt hatte.
»Die erste Stufe bringt uns auf fünfundsechzig Kilometer«, sagte Hannibal. »Die zweite Stufe hat Brennschluß in hundertdreißig Kilometer Höhe. Dann beginnt der Plutoniummeiler des eigentlichen Schiffes zu arbeiten. Wenn wir den nicht hätten, Langer, wäre es bei einer solchen Nutzlast nichts mit dem Direktflug zum Mond. Ich erinnere mich noch gut an die Umsteigebahnhöfe der Raumstationen.«
Ehe ich den Aufzug betrat, der uns hundertachtzig Meter in die Höhe tragen sollte, sah ich nochmals an dem turmartigen Riesengebilde aus blitzendem Leichtstahl hoch. Es war unheimlich, was in wenigen Jahren geleistet worden war.
Minuten später fuhren wir nach oben. Die Tragflächen der beiden unteren Stufen glitten an uns vorbei.
Hundertzwanzig Meter über dem Boden
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