Ordnungszahl 120
Material für Wärmeaustauscher und Rohrleitungen zur Verfügung stand, war es kein großes Problem mehr, ein atomares Strahltriebwerk zu schaffen. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre wurde als Arbeitsmedium gewöhnlicher Wasserdampf verwendet, da sich andere Gase als weniger vorteilhaft erwiesen hatten.
Daher befand sich in unseren riesigen Tanks normales Wasser, das allerdings ein reines Destillat sein mußte.
Ich trat ebenfalls an das Bildgerät und schaltete auf das Aufnahmegerät im Pumpenraum um.
Deutlich erkannte ich die leistungsfähigen, wenn auch sehr leichten Turbopumpen, die die Aufgabe hatten, das Wasser aus den Tanks zu saugen und es in den glühenden Wärmeaustauscher des Plutoniummeilers einzuspritzen.
Dort erfolgte die hohe Aufheizung in Sekundenbruchteilen. Da Erhitzung Expansion bedeutet, konnte der weißglühende, hochgespannte Wasserdampf durch die Heckdüsen abgeleitet werden, wodurch sich die erforderliche Schubleistung nach dem Newtonschen Gesetz ergab.
Die Ausströmgeschwindigkeit des aufgeheizten Wasserdampfes lag über zwanzigtausend Meter pro Sekunde. Diese Werte waren mit keinem bekannten chemischen Brennstoff auch nur annähernd erreichbar.
Darüber hinaus hatte das thermische Ato-Triebwerk noch den Vorteil, daß es unglaublich billig und wirtschaftlich arbeitete. Es bedurfte keiner Verbrennung zur Gaserzeugung, zumal eine Verbrennung im leeren Raum nur mit Hilfe eines Sauerstoffträgers möglich war.
Die Plutoniumfüllung in dem als Heizelement dienenden Atommeiler lieferte für sechs Mondreisen die erforderliche Energie. Nach der Entdeckung der riesenhaften Uranlager auf der Rückseite des Mondes war es kein Problem mehr, den erforderlichen Atombrennstoff bereitzustellen.
Nachdenklich sah ich auf die kleine Bildfläche, die mir die relativ einfachen und unkomplizierten Maschinenanlagen zeigte. Ich bemerkte auch die unförmig vermummte Gestalt eines Ingenieurs, der den Pumpenraum nochmals überprüft hatte. Infolge der dort herrschenden Radioaktivität mußte er schwere Strahlschutzkleidung tragen.
Der junge Leutnant, der sich unter dem Namen Curtis vorgestellt hatte, lag bereits auf seinem Schaumstofflager, auf dem der Beschleunigungsdruck einigermaßen erträglich war.
Auch Hannibal hatte sich niedergelegt. Da ich mich noch nicht zu meinem Konturlager begeben hatte, meinte er in seiner humorvollen Art:
»Wenn Sie Wert darauf legen, Sir, als deformierter Terra-Bewohner auf dem Mond anzukommen, würde ich Ihnen empfehlen, ruhig stehenzubleiben.«
Ich warf ihm einen verweisenden Blick zu, da mir die Anwesenheit des Leutnants nicht gefallen wollte. Auf diesen Aufpasser hätten wir gern verzichtet.
Als ich mich in die Polster sinken ließ, die Gurte über meinen Körper legte und den Kragen öffnete, leuchtete vor uns das rote Warnlicht auf.
Noch dreißig Sekunden bis zum Start.
6.
Sie hatten uns fünf Sekunden Zeit gegeben, um uns von dem Martyrium des eigentlichen Starts zu erholen. Dann hatten die Triebwerke der zweiten Stufe gezündet. Im gleichen Augenblick waren wir von unsichtbarer Titanenfaust wieder in die Polster gepreßt worden. Ich hatte das Gefühl, als müßte ich ersticken.
Kurz vor Brennschluß der beiden Stufen hatten die automatischen Geräte der Fernlenkstation die Beschleunigungswerte auf 14 g erhöht. Das genügte, um mir zu neunzig Prozent das Bewußtsein zu rauben.
Hannibal war für Sekunden munter geworden, als die zweite Stufe abgetrennt wurde. Zu dem Zeitpunkt befanden wir uns bereits im Raum,
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