Ordnungszahl 120
zu haben, in einen unterirdischen Fuchsbau zu geraten.«
»Du wirst dich wundern, wie primitiv hier alles ist. Gar nicht vergleichbar mit dem Marinestützpunkt. Die Hohlräume sind natürlich, aber das ist auch die einzige Ähnlichkeit. Ansonsten ist alles noch ziemlich primitiv. Du darfst nicht vergessen, daß erst drei Jahrzehnte vergangen sind, seitdem die erste bemannte Fähre auf dem Mond landete. Es ist überhaupt erstaunlich, daß wir schon so weit sind, während die Asiaten erst eine einzige Station eingerichtet haben. Sie liegt übrigens auf der Vorderseite, dicht unter dem Mond-Nordpol. Die Gegend von Sinus roris kennst du doch, nicht wahr? Grenzt direkt an das Mare Imbrium. Dort sitzen die Leute, die für alle Anschläge verantwortlich sind. Wir können offiziell nichts tun. Das gesamte Gebiet wird vom GAS beansprucht.«
Es dauerte nur wenige Minuten, bis wir die erste Felshalle erreichten. Bei ihr handelte es sich um einen natürlichen Hohlraum. Da das Gebirge vulkanischen Ursprungs war, hatten sich hier teilweise gigantische Blasen gebildet, wie man es kaum für möglich hielt. Dort hatte man unter schwierigsten Verhältnissen die Anlagen erbaut. Man arbeitete jetzt noch daran, die einzelnen Hohlräume miteinander zu verbinden und große Aufzüge anzulegen, da die Räumlichkeiten oft auf verschiedenen Ebenen lagen.
Wir durchquerten die Halle und bogen in einen Gang ein, der teilweise steil nach unten führte. Die Fahrt endete in einem strahlend hell erleuchteten Felsdom. Als ich mir die hier aufgestellten primitiv wirkenden Fertighäuser näher betrachtete, bemerkte ich den großen Unterschied zwischen dem arktischen Marinestützpunkt und dem lunaren Atomwerk.
Es gab hier zwar auch Kinos, Bars und andere Vergnügungsstätten, aber alles war noch unvollständig und im Aufbau begriffen.
Außerdem vermißte ich die geordneten Verkehrswege mit den Signallampen. Man fuhr, wie man wollte. Wir mußten zweimal schwerbeladenen Lastern ausweichen, die von Elektrotraktoren gezogen wurden.
Lautsprecherdurchsagen erfüllten den Riesenraum, an dessen Felswänden die Rohrschlangen der Klima- und Luftregenerierungsanlagen noch unverkleidet entlangliefen. Irgendwo klang das Stampfen und Summen schwerer Maschinen auf.
Während wir auf einem freien Platz vor einem langgestreckten Fertiggebäude mit halbrundem Kunststoffdach vorfuhren, grollte in den Tiefen des lunaren Labyrinths eine Sprengung. Bald darauf war das mahlende Geräusch einer auf Raupenketten rollenden Maschine zu hören.
Ich sah viele Menschen. Die meisten waren in blaugraue Kunststoffkombinationen gekleidet, andere trugen Uniformen.
»Feiner Betrieb, was?« scherzte Hannibal, als wir vor der Halle mit der Aufschrift »Offiziersmesse« hielten.
Ich stieg aus dem Wagen. Leise erkundigte sich der Kleine:
»Warum hast du eigentlich darauf bestanden, erst etwas zu essen? So hungrig bist du doch sicher nicht?«
Ich sah mich aufmerksam um und tastete unwillkürlich nach meiner schweren Dienstpistole, die ich im Wachlokal mit dem Halfter an den Gürtel gehängt hatte.
»Das solltest du wissen, Kleiner. Wenn TS-102 folgerichtig handelt, wird sie in der Messe sein, wo wir uns unauffällig sprechen können. Ich denke an die seltsame Funknachricht. Wahrscheinlich hat sie neue Informationen, die ich unbedingt haben möchte, ehe ich vor die hiesigen Chefs trete.«
»Okay«, stimmte er zu. »Habe ich mir beinahe gedacht. Ich werde dich ungezwungen mit ihr bekanntmachen, denn ich habe dafür gesorgt, daß man uns oft zusammen sieht. Es fällt also gar nicht auf, wenn ich direkt auf ihren Tisch zugehe. Wir
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