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Ordnungszahl 120

Ordnungszahl 120

Titel: Ordnungszahl 120 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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kom­men üb­ri­gens ge­ra­de noch recht­zei­tig. Von zwölf bis vier­zehn Uhr ist Mit­tags­pau­se. Du wirst vie­le in­ter­essan­te Leu­te se­hen. Pro­fes­sor Hol­wyn dürf­te auch da sein.«
    Die Hal­le war be­hag­lich ein­ge­rich­tet und aus­rei­chend tem­pe­riert.
    Als wir den Vor­raum durch­schrit­ten hat­ten, be­tra­ten wir einen lang­ge­streck­ten Raum, des­sen Ti­sche zur Hälf­te be­setzt wa­ren. Ich er­kann­te ei­ni­ge Of­fi­zie­re und vie­le Zi­vi­lis­ten, un­ter de­nen sich auch Frau­en und Mäd­chen be­fan­den. Das wa­ren die Wis­sen­schaft­ler, die im »Tor zur Höl­le« mit ato­ma­ren For­schun­gen be­schäf­tigt wa­ren.
    Flüch­tig tipp­te ich an die Müt­ze und sah mich so un­in­ter­es­siert wie mög­lich um. Trotz­dem ent­gin­gen mir die prü­fen­den Bli­cke nicht, die sich auf den neu­en Be­su­cher rich­te­ten. Ich ge­wann den Ein­druck, daß man sich un­ter­ein­an­der gut kann­te. Die et­was auf­dring­li­che Mus­te­rung war des­halb nicht ver­wun­der­lich.
    »Na al­so, du hast rich­tig kom­bi­niert«, mur­mel­te Han­ni­bal plötz­lich. Un­auf­fäl­lig folg­te ich sei­nem Blick.
    Na­tür­lich – die­se schö­ne Frau mit dem dun­kel­brau­nen Haar und den vol­len Lip­pen konn­te nur Elis Tee­fer sein, un­se­re tüch­ti­ge GWA-Mit­ar­bei­te­rin, die die Ko­de­num­mer TS-102 führ­te.
    Sie war ei­ne her­vor­ra­gen­de Schau­spie­le­rin, wie man es von ei­ner Agen­tin mit zwölf­jäh­ri­ger Schu­lung auch er­war­ten konn­te.
    Zu­erst blick­te sie ver­wun­dert zu uns her­über. Dann schi­en sie Han­ni­bal zu er­ken­nen, der ihr frech-ver­trau­lich zu­wink­te.
    Ein amü­sier­tes Lä­cheln husch­te über die Lip­pen der jun­gen Frau, die hier als Dr. Sher­ly Fu­row be­kannt war.
    Sie trug die blaß­blaue Ar­beits­kom­bi­na­ti­on der Kern­phy­si­ker. Ihr lan­ges Haar wur­de im Nacken von ei­nem glit­zern­den Band zu­sam­men­ge­hal­ten.
    »Sir, das ist die Frau mei­ner Sehn­sucht!«
    Han­ni­bal sprach so laut, daß man es über­all im Spei­se­raum hö­ren konn­te. Gleich­zei­tig deu­te­te er auf Elis, die schein­bar pein­lich be­rührt nach ih­rer Hand­ta­sche griff.
    »Das mer­ke ich, Ma­jor«, sag­te ich ei­sig. Mei­ne Ver­beu­gung war so knapp, daß man sie kaum noch als ei­ne Höf­lich­keits­ges­te auf­fas­sen konn­te.
    Ver­är­gert be­trach­te­te ich die schmun­zeln­den Ge­sich­ter der Wis­sen­schaft­ler, die ge­flis­sent­lich be­müht wa­ren, die »takt­vol­le« Art des Klei­nen zu über­hö­ren. Aber Han­ni­bal ließ sich nicht stö­ren.
    »Aber, Sir, Sie kön­nen mir glau­ben«, be­kräf­tig­te er. »Sie ha­ben doch nichts da­ge­gen, daß ich Sie mit Dr. Fu­row be­kannt ma­che? Ich mag oh­ne­hin nichts es­sen, wenn ich nicht an ih­rem Tisch sit­ze.«
    Nach die­sen Wor­ten eil­te er vor­aus und ging strah­lend auf Elis’ Tisch zu. Ich folg­te ihm, oh­ne schnel­ler zu ge­hen. Als ich vor dem Tisch stand, sag­te Han­ni­bal mit sei­ner un­über­hör­ba­ren Stim­me:
    »Sher­ly, darf ich Ih­nen Oberst Per­mont, mei­nen neu­en Chef, vor­stel­len? Sir, das ist Dr. Fu­row.«
    Er be­glei­te­te die Vor­stel­lung mit groß­ar­ti­gen Ges­ten, als wä­re die schö­ne Frau sein per­sön­li­ches Ei­gen­tum. Nie­mand sah die tau­send Teu­fel­chen, die in den Au­gen des Klei­nen blitz­ten.
    Ich sag­te recht laut:
    »Ent­schul­di­gen Sie, Dok­tor, ich möch­te Sie kei­nes­falls stö­ren.«
    »Ich bit­te Sie«, lach­te Elis und bot mir einen Platz an.
    Das war un­ser ers­tes Zu­sam­men­tref­fen wäh­rend die­ses Ein­sat­zes. Ich hat­te das Ge­fühl, als wä­re die Be­geg­nung un­auf­fäl­lig ab­ge­lau­fen.
    Wir be­stell­ten. Da­nach er­zähl­te Han­ni­bal von un­se­rem Mond­flug. Er un­ter­strich sei­ne Schil­de­rung durch zahl­rei­che Ge­bär­den und be­stritt die Un­ter­hal­tung an­fangs al­lein.
    Es dau­er­te lan­ge, bis zwi­schen uns ein Ge­spräch auf­kam. Al­les spiel­te sich so na­tür­lich ab, daß wir be­stimmt nicht auf­fal­len konn­ten. Das In­ter­es­se an mei­ner Per­son hat­te sich in­zwi­schen ge­legt. Durch Han­ni­bals lau­te Vor­stel­lung hat­te man wohl ge­merkt, wer der frem­de Of­fi­zier

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