Ordnungszahl 120
meiner Laufbahn.
10.
Vor zehn Minuten war ich von einer Raumstreife zurückgekommen, die ich zusammen mit den Piloten der ersten Staffel geflogen hatte. Wir hatten einen Transportraumer begleitet, der eintausendfünfhundert Tonnen Plutonium an Bord hatte, und das Schiff sicher in die Weiten des Alls gebracht.
Während der Transporter mit flammenden Triebwerken in der unergründlichen Schwärze Kurs auf Raumstation Terra I nahm, kehrten wir um. Mit den letzten Resten unserer Strahlmassen hatten wir wieder das Werk erreicht.
Bei den einleitenden Landungsmanövern bemerkte ich, daß Captain Mitchum in sein Helmmikrophon sprach, doch ich hatte keinen Ton gehört. Ich war so dicht neben ihm geflogen, daß ich die Bewegung seiner Lippen wahrnahm.
Er mußte auf einer anderen Sprechfunkfrequenz eine Nachricht erhalten haben. Das war etwa sechshundert Meilen nördlich vom Werk geschehen. Infolgedessen konnten die Nachrichten von der dortigen Funküberwachung nicht erfaßt werden.
Nun stand ich in meinem Büro. Ein Sergeant war mir behilflich, die leichte Raumkombination abzulegen.
Hannibal hatte dienstfrei. Wahrscheinlich hielt er sich bei Elis auf, die seit etwa fünfundvierzig Stunden offiziell krank war.
Während ich unruhig über die Meldung nachgrübelte, die Mitchum zweifellos empfangen hatte, summte eines der Bildsprechgeräte. Auf der Mattscheibe erschien das Brustbild des Captains.
Er bat um eine dienstliche Unterredung.
»Kommen Sie herein, Mitchum«, sagte ich kühl.
Augenblicke später öffnete ein Sergeant die Tür. Mitchum betrat den Raum und grüßte exakt. Ich dagegen tippte lässig an die Stirn.
Als der Sergeant uns verlassen hatte, veränderte sich Mitchums respektvoller Gesichtsausdruck. Er wich einem vertraulichen Grinsen. Sein Benehmen war aufreizend, doch ich beherrschte mich.
»Sind wir ungestört?« fragte er leise. Bei diesen Worten blickte er prüfend auf die Bildgeräte auf meinem Schreibtisch.
»Spielen Sie nicht verrückt«, entgegnete ich mißmutig. »Was gibt es? Ist es soweit?«
Er nickte und zog einen Zettel aus der Tasche, den er anscheinend erst beschrieben hatte.
»Nachricht über den Abwurfort«, flüsterte er. »Hier, sehen Sie sich die Daten an und verbrennen Sie den Zettel in meiner Gegenwart.«
Ich warf ihm einen drohenden Blick zu. Der Captain wich etwas zurück.
»Geben Sie nicht so an, Mitchum. Noch sind Sie mein Untergebener.«
Er zuckte mit den Schultern. Aufmerksam sah ich auf die Daten.
»Über dem Silberkrater?« murmelte ich. »Wo liegt der genau? Zeigen Sie ihn mir auf der Karte.«
Er trat an die Wandkarte, auf der die wichtigsten Gebirge und Krater der hinteren Kugelhälfte plastisch angeführt waren. Der Silberkrater war sehr groß. Sein Ringgebirge mochte höher als dreitausend Meter sein. Er lag dicht unter dem Nordpol und war verhältnismäßig leicht zu finden. Das Gebiet war dort öde und leer. Es gab noch nicht einmal einen kleinen Vorposten.
Ich nahm den Zettel und hielt ihn an die Flamme meines Feuerzeuges.
»Okay«, nickte er befriedigt. »Ab heute wird dort immer jemand sein und auf Ihre Maschine warten. Sie erhalten in einigen Stunden den Behälter mit dem Film.«
»Haben Sie ihn schon?« fragte ich.
Er sah mich mißtrauisch an und verneinte.
»Ich werde ihn holen. Aber kommen Sie nicht auf die Idee, mir zu folgen. Das wäre für Sie sehr ungesund. Sorgen Sie dafür, daß für morgen ein Kontrollflug zum Pol angesetzt wird. Wenn möglich, nur mit einer Kette. Drei Maschinen reichen. Nehmen Sie mich und den jungen Beiwar mit.«
»Gehört er auch zu uns?«
»Nein, aber er ist ein Schafskopf. Ich lenke ihn ab, und Sie überqueren im Tiefflug den Krater. Werfen Sie den
Weitere Kostenlose Bücher