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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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geben, weil er es komplett versaut hatte. Abgesehen von den mageren zehntausend Dollar, die er für seine Auslagen im Voraus erhalten hatte, war der Auftrag ein kompletter Reinfall gewesen.
    „Ich kann Sie sofort und in bar bezahlen“, sagte die alte Frau ruhig, als könne sie seine Gedanken lesen. Sie nahm ein in Folie verpacktes Paket aus dem Plastikbehälter.
    Er wollte ihr schon sagen, sie solle sich ihre Worte sparen, weil es sowieso ihre letzten waren. Aber dann wickelte sie das Paket aus. Pokerface hin oder her, Leon spürte, wie ihm die Kinnlade runterklappte und seine Pupillen sich weiteten.
    Der Alten war es todernst, und sie hatte eine ganze Menge Schotter. Sie wickelte das Bündel aus, das ein paar Zentimeter dick war, vergleichsweise wenig, wenn man den Rest bedachte. Verdammt, das ganze Paket war so groß wie ein Laib Brot! Sie schob das Bündel in die Mitte des Tisches. Auf dem obersten war das Porträt von Benjamin Franklin zu sehen. Wenn sich darunter ebenfalls Einhundertdollarscheine befanden, dann mussten es mindestens fünfundzwanzig- oder dreißigtausend allein in dem einen Bündel sein.
    „Es geht nicht nur ums Geld, Lady. Sie hat mich gesehen. Und egal wie schlecht die Bezahlung ist, ich bleibe dabei“, erklärte Leon. Die ganze Zeit versuchte er angestrengt, nicht auf den Plastikbehälter zu schauen. Das Wasser war ihm im Mund zusammengelaufen, weil er es für Schweineschnitzel gehalten hatte. Aber jetzt floss der Saft sogar noch mehr, weil er wusste, dass der Behälter bis obenhin vollgepackt war mit Hundertdollarscheinen. „Außerdem – woher wollen Sie wissen, dass ich nicht erzähle, was Sie hören wollen, Ihnen hinterher die Kehle durchschneide und das Geld trotzdem einstreiche?“
    Sie lehnte sich zurück und nickte, als müsse sie darüber nachdenken. Dann griff sie nach ihrem Glas und schüttelte das Eis darin ein wenig, bevor sie einen großen Schluck Whiskey nahm.
    „Nun ja, ich bin davon ausgegangen, dass Sie ein Geschäftsmann sind und kein mieser kleiner Ganove.“ Sie trank weiter von ihrem Whiskey. Sie tat so, als wäre es ihr völlig gleichgültig, ob er auf ihr Angebot einging oder nicht. „Warum sollte ein Geschäftsmann etwas tun, was er gar nicht tun muss?“
    „Sie hat mich gesehen“, antwortete er. Nur darum ging es.
    „Und wenn ich garantiere, dass sie sich an nichts erinnern wird? Und ich natürlich auch nicht?“
    Leon musste lachen. „Wie zum Teufel wollen Sie mir denn das garantieren?“
    Die alte Frau beugte sich vor und zögerte für einen kurzen Moment. Dann wickelte sie die Folie wieder um das große Paket und schob es ihm hin.
    „Reicht das als Garantie?“, fragte sie.
    Du alte Hexe, dachte Leon. Das musste mehr als eine Viertelmillion Dollar sein.
    Er sah sie an, und sie erwiderte unverwandt seinen Blick. Über die Jahre hatte Leon in den Augen seiner Kunden eine Menge entdecken können: Rache, Gier, Macht, sogar Hass. Aber das hier hatte er noch nie gesehen.
    Leon wickelte das Bündel aus. Er nahm die Geldbündel in die Hand, die noch ganz kalt waren von der Aufbewahrung im Gefrierfach. Es war in der Tat ein dicker Batzen Hundertdollarscheine, mehr als doppelt so viel, als er je für einen Mord bekommen hatte. Er packte es wieder ein, zusammen mit dem kleinen Bündel auf dem Tisch. Dann schob er sich das Paket unter den Arm und stand auf.
    „Abgemacht“, sagte Leon. Dann ging er.

82. KAPITEL
    Mittwoch, 17. Juni
    Franklin D. Roosevelt Memorial
    Washington D. C.
    Natalie Richards verabscheute die Medien. Sie mochte die Art nicht, wie sie ihren Chef darstellten, und sie wusste nur zu genau, dass sie die Tatsachen nicht immer akkurat wiedergaben. Schon bevor Jason Blair Geschichten für die „New York Times“ erfand und Leute zitierte, die er nie gesprochen hatte, geschweige denn getroffen, hatte Natalie mit ihrem reichen Erfahrungsschatz ein gesundes Misstrauen gegenüber Reportern entwickelt. Natalies Chef dagegen betrachtete die Medien als ein notwendiges Übel, und daher war Natalie kaum überrascht, als er ihren Plan sofort und uneingeschränkt guthieß.
    Sie hatte Gregory McDonald nur einmal getroffen, im vergangenen Jahr, als er noch Enthüllungsjournalist und Teilzeit-Nachrichtenmann bei „ABC News“ gewesen war. McDonald hatte sich mit vielen aufsehenerregenden Reportagen einen Namen gemacht, darunter über den korrupten Umgang mit Staatsbeihilfen nach Hurrikan Katrina. Seine Kollegen schätzten und respektierten seine Arbeit, aber

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